Gesundheitsschwindel: foodwatch mahnt Dextro Energy ab
foodwatch fordert Dextro Energy auf, die Gesundheitswerbung für seine Traubenzucker-Produkte zu stoppen. Aussagen wie „hilft sofort beim Denken“ und „natürliche Sofortenergie für Konzentration und Leistungsfähigkeit“ sind illegal und eine unzulässige Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Dextro Energy wirbt auf seiner Internetseite und in mehreren Youtube-Werbevideos mit den Aussagen „hilft sofort beim Denken“, „einfach schneller im Kopf“, „natürliche Sofortenergie für Konzentration und Leistungsfähigkeit“ und „leistungssteigernde Wirkung“. foodwatch sieht diese Werbeversprechen als unzulässig an und mahnte das Unternehmen ab. Dextro Energy hat bis zum 22. Juni 2017 Zeit, die betroffenen Aussagen zu entfernen.
Unzulässige „Health Claims“
Lebensmittelhersteller müssen seit 2012 ihre gesundheitsbezogenen Werbeaussagen durch die EU genehmigen lassen – erlaubt sind derzeit rund 250 solcher „Health Claims“. Die Gesundheitsversprechen von Dextro Energy sind allerdings nicht darunter.
Die Europäische Kommission lehnte in der Vergangenheit einen Antrag des Unternehmens auf die Zulassung ähnlicher Gesundheitsaussagen ab und wurde zuletzt durch ein Urteil des EuGH vor einer Woche bestätigt: Gesundheitsversprechen sind dem Gericht zufolge nicht erlaubt, wenn sie anerkannten Ernährungsempfehlungen widersprechen. Außerdem sei die Werbung irreführend, wenn zugleich verschwiegen wird, dass von einem erhöhten Zuckerkonsum gesundheitliche Gefahren ausgehen.
„Der EuGH hat ein Grundsatz-Urteil gesprochen: Zucker darf nicht als gesund beworben werden. Dextro Energy muss alle Gesundheitsversprechen für seine Zuckerbomben umgehend stoppen! Das Unternehmen gaukelt uns vor, wir müssten Traubenzucker essen, um geistig und körperlich leistungsfähig zu sein. Die Wahrheit: Wer regelmäßig viel Zucker isst, wird nicht leistungsfähiger, sondern hat ein höheres Risiko für Übergewicht und Diabetes.“
Auch foodwatch Niederlande geht gegen Dextro Energy vor
Auch foodwatch Niederlande hat eine entsprechende Beschwerde beim niederländischen Werberat („Reclame Code Commissie“) eingereicht. Das Selbstkontrollorgan der niederländischen Werbewirtschaft hatte in den vergangenen Jahren Gesundheitsaussagen von Dextro Energy für unzulässig erklärt.
Alltäglicher Gesundheitsschwindel durch die Lebensmittelindustrie
foodwatch forderte die Europäische Kommission auf, Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor irreführender Gesundheitswerbung zu schützen. Denn während die EU zwar festlegt, welche „Health Claims“ erlaubt sind, ist bislang nicht geregelt, welche Produkte mit diesen Gesundheitsversprechen werben dürfen. Selbst Süßigkeiten können ganz legal mit Gesundheitseigenschaften beworben werden, sobald ihnen zum Beispiel einfach künstlich Vitamine zugesetzt werden.
Die EU hätte laut Verordnung schon 2009 sogenannte Nährwertprofile mit Mindestanforderungen an die Nährwertzusammensetzung von Lebensmitteln mit Gesundheitsaussagen festlegen müssen. Doch das ist bis heute nicht passiert. Nun drohen die Nährwertprofile sogar komplett aus der EU-Verordnung zu Health-Claims gestrichen werden. Die Europäische Kommission plant ihre Entscheidung im Laufe dieses Jahres zu fällen.
foodwatch: Gesundheitswerbung nur für gesunde Produkte!
foodwatch forderte die Kommission auf, das Nährwertmodell der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umgehend umzusetzen: Nur jene Produkte, die die WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel erfüllen, dürfen künftig mit Gesundheitswerbung vermarktet werden.
Das WHO-Regionalbüro für Europa hatte Anfang 2015 konkrete Vorgaben für ernährungsphysiologisch ausgewogene Produkte definiert. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle. Die WHO hat das Modell ursprünglich für die Beschränkung von Kindermarketing entwickelt, empfiehlt den Einsatz dieser sogenannten Nährwertprofilen jedoch auch in anderen Zusammenhängen zur Förderung einer gesunden Ernährung.