Rattengift-Vorwürfe gegen Lidl
Rattengift zwischen Obsttheke und Süßigkeitenregal: Der Discounter Lidl legt einem Bericht zufolge giftiges Pulver zwischen seinen Lebensmitteln aus – ohne die Behörden über Probleme mit Ratten zu informieren. foodwatch fordert, alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen zu veröffentlichen, direkt vor Ort per Aushang an der Ladentür, am besten mit dem Smiley-System nach dänischem Vorbild.
Gift zwischen Lebensmitteln: Weil Lidl mitten im Verkaufsraum Rattengift verstreut haben soll, ist der Discounter in die Kritik geraten. „Rattengift hat nichts in der Nähe von Lebensmitteln zu suchen", sagte der Handelsexperte der Verbraucherzentrale, Armin Valet, am Donnerstag.
Hintergrund der Kritik ist ein Bericht des ARD-Magazins „Kontraste". Demnach soll Lidl Rattengift in seinen Verkaufsräumen eingesetzt haben, ohne den zuständigen Behörden Rattenprobleme zu melden. Beschäftigte in mehreren Bundesländern wurden demnach angewiesen, nur mit Handschuhen zu arbeiten und das Pulver keinesfalls einzuatmen. Der Discounter erklärte, aktuell lägen keine Hinweise von Mitarbeitern über gesundheitliche Beschwerden vor. Lidl kontrolliere seine Märkte täglich auf Schädlingsbefall. Man werde den Hinweisen aber noch einmal nachgehen.
Verbraucher nicht genügend geschützt
„Rattengift ist kein Indiz dafür, dass welche da sind", erklärte auch der Vorsitzende vom Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller. Es könne auch vorbeugend verwendet werden – dann sei auch keine Meldung bei den zuständigen Behörden nötig. Allerdings komme es darauf an, an welchen Stellen im Verkaufsraum man das Gift auslege. „Es soll immer in Bereichen liegen, wo Kunden und Mitarbeiter nicht damit in Kontakt kommen." Verbraucherschützer sehen dabei Versäumnisse. „Auch eine Präventivmaßnahme muss so gestaltet werden, dass der Verbraucher geschützt ist", sagte Valet.
Ungewöhnlich sind ungebetene Gäste Lebensmittekontrolleuren zufolge dort allerdings nicht. „Da, wo es etwas Fressbares gibt, gehen die Tiere hin", sagte Müller. Die meisten Supermärkte seien allerdings eher von Mäusen geplagt als von Ratten. Wichtig sei es dann, die Filialen permanent auf Schädlinge zu überprüfen oder gleich mit Profis zusammenzuarbeiten. Lidl tut nach eigenen Angaben genau das. Man führe täglich Kontrollen durch, erklärte die Supermarktkette. Sollte es dabei Hinweise auf Mäuse, Ratten oder andere Tiere geben, arbeite man mit professionellen Schädlingsbekämpfern zusammen.
foodwatch forderte in dem Zusammenhang generell mehr Transparenz. Das grundsätzliche Problem ist: Die hygienischen Zustände in Supermärkten, Restaurants und Lebensmittelbetrieben bleiben für Verbraucher im Dunkeln. foodwatch fordert: Egal ob Ratten, Gammelfleisch oder Etikettenschwindel – alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrollen müssen veröffentlicht werden, direkt vor Ort per Aushang an der Ladentür. In Dänemark muss Lidl – wie jeder Lebensmittelbetrieb – alle Kontrollergebnisse öffentlich machen. Dänische Verbraucher wissen, ob die Filiale sauber ist. Das nutzt auch Lidl.
(mit dpa)