Umfrage belegt Zustimmung zu einer Zuckerabgabe
Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher spricht sich für eine zweckgebundene Hersteller-Abgabe auf besonders zuckrige Getränke aus. Das hat eine repräsentative Umfrage ergeben. Sogar einkommensschwache Haushalte sind dafür.
Mehr als die Hälfte aller Befragten (54 Prozent) geht laut infratest dimap davon aus, dass eine Hersteller-Abgabe auf zuckerreiche Getränke eine gesunde Ernährung bei Kindern fördern kann. 23 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher halten eine solche Maßnahme für „sehr geeignet“, 31 Prozent für „geeignet“. Besonders hoch ist die Zustimmung bei den 18- bis 34-Jährigen, am niedrigsten bei den Über-65-Jährigen. Auffällig: Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Auch nach Bildungsabschlüssen gestaffelt sind die Zustimmungsraten annährend gleich. Und sogar bei Einkommensschwachen, denen im Monat pro Haushalt weniger als 1500 Euro zur Verfügung stehen, liegt die Zustimmung noch bei 50 Prozent.
Großbritannien macht es vor
foodwatch plädiert für eine Zuckerabgabe nach britischem Vorbild. Dort gelten Getränke mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent Zucker als überzuckert. Für sie müssen Hersteller ab 2018 eine Abgabe zahlen. Als Anreiz für die Getränke-Industrie, den Zucker zu reduzieren, fordert foodwatch eine ähnliche Regelung auch für Deutschland.
Die Einnahmen sollten zweckgebunden verwendet werden, um gesunde Ernährung, Ernährungsbildung und Sportprogramme bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. Neben einer solchen zweckgebundenen Hersteller-Abgabe verlangt foodwatch eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben sowie gesetzliche Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung mit Sportidolen, Comicfiguren oder Spielzeugbeigaben.
Anlässlich des Welt-Adipositas-Tages hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bericht vorgelegt. Darin spricht sie sich für Sondersteuern auf Zuckergetränke von mindestens 20 Prozent aus. Dadurch sollen die Fälle von Übergewicht, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes reduziert werden. Gestern hatte bereits der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) für eine Zuckerabgabe auf so genannte Erfrischungsgetränke plädiert.
"Bundesernährungsminister Schmidt sollte endlich auf die WHO hören, anstatt der Lebensmittel-Lobby auf den Leim zu gehen: Sonderabgaben auf Zuckergetränke wirken und sind unabdingbar im Kampf gegen Fettleibigkeit und chronische Krankheiten. Sogar eine Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher befürwortet das. Solange Minister Schmidt sich jedoch weigert, die Industrie in die Pflicht zu nehmen, macht er sich zum Interessensvertreter von Coke, Pepsi & Co."