E-Mail-Aktion

Keine faulen Fische: Lachsleid stoppen!

Image credit: Corin Smith/svariophoto, Collage: foodwatch/Jan Schmitt

Lebendig von Parasiten zerfressen und durch Infektionen geschwächt: So ergeht es Millionen Lachsen in der norwegischen Aquakultur. Trotzdem werden sie verkauft - auch in unseren Supermärkten. Denn dort kommt jeder zweite Lachs aus Norwegen. Edeka, Rewe & Co. müssen ihre Marktmacht nutzen und den Einkauf von norwegischem Qual-Lachs stoppen.

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Keine faulen Fische: Lachsleid stoppen!

Image credit: Corin Smith/svariophoto, Collage: foodwatch/Jan Schmitt

Lebendig von Parasiten zerfressen und durch Infektionen geschwächt: So ergeht es Millionen Lachsen in der norwegischen Aquakultur. Trotzdem werden sie verkauft - auch in unseren Supermärkten. Denn dort kommt jeder zweite Lachs aus Norwegen. Edeka, Rewe & Co. müssen ihre Marktmacht nutzen und den Einkauf von norwegischem Qual-Lachs stoppen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das System der Lachszucht ist krank – und deutsche Supermärkte tragen eine Mitschuld. Millionen kranker Lachse, die an Parasitenbefall und Krankheiten leiden, verenden jedes Jahr in norwegischen Zuchtbetrieben. Viele dieser Tiere landen wahrscheinlich dennoch regelwidrig auf unseren Tellern – oft sogar mit vermeintlich nachhaltigen Labels.

Indem Sie norwegischen Lachs kaufen, unterstützen Sie das tierquälerische System in Norwegen und fördern die Täuschung von Verbraucher:innen. Ich fordere Sie daher auf:

Stoppen Sie den Verkauf von Lachs aus Norwegen, bis die Industrie grundlegende Verbesserungen wie wirksame Tiergesundheits- und Transparenzstandards umsetzt.

Ihre Entscheidungen können den Unterschied machen – handeln Sie jetzt!

Mit freundlichen Grüßen

(Unterschrift wird automatisch eingefügt) 

  • EDEKA, Rolf Lange, Unternehmenskommunikation
  • REWE, Pia Schnück, Head of Sustainability
  • Aldi Süd, Dr. Julia Adou, Director Corporate Sustainability
  • Aldi Nord, Erik Hollmann, Director Corporate Responsibility
  • Lidl, Amali Bunter, Head of Sustainability at Lidl Germany

Hintergrundinformationen

foodwatch ist keine konkrete Gefährdung von Verbraucher:innen in Deutschland bekannt. Norwegische Behörden haben allerdings einen Fall dokumentiert, in dem verendete Tiere verarbeitet werden sollten. foodwatch kann daher nicht ausschließen, dass diese Praxis auch auf anderen Farmen verbreitet ist und dass verunreinigter oder bereits verwesender Fisch in den Einzelhandel gelangt ist. Dadurch steigt das Risiko, dass Keime oder Bakterien im Fisch die Lebensmittelsicherheit und damit Gesundheit von Verbraucher:innen gefährden.

Die gesamte Lachsproduktion in Norwegen – und leider auch anderer Großproduzenten wie Schottland und Island – hat erhebliche Probleme mit der Tiergesundheit. Für Bio-Lachs gibt es zwar strengere Vorgaben zur Anzahl der Fische pro Käfig. Eine Garantie für gesunde Fische ist das aber nicht, auch wenn die enorm hohe Dichte von Tieren pro Käfig einer der Hauptgründe für das schnelle und unkontrollierte Ausbreiten von Krankheiten und Parasiten ist. Darüber hinaus ist der Anteil von Bio-Lachs in Norwegen äußerst gering: Mit lediglich 25.546 Tonnen entfielen im Jahr 2020 nur etwa 1,74 Prozent der insgesamt 1.467.655 Tonnen Lachs auf diese Haltungsform. Das zeigt, dass Bio-Lachs in der Gesamtproduktion kaum eine Rolle spielt.  

Das Aquaculture Stewardship Council (ASC) Siegel garantiert nach eigener Aussage: „Wer Lachs mit dem ASC-Siegel isst, weiß, dass der Fisch in sauberen Gewässern aufgezogen wurde, von Züchtern, die Wert auf die Gesundheit des Fisches legen.“ Aber wer dem vollmundigen Versprechen nachgeht, stößt auf zwei Widersprüche: 

  • Transparenz: foodwatch hat für 10 ASC-zertifizierte Lachsprodukte versucht, die Herkunftsfarm herauszufinden. Über den ASC-Code selbst gelangt man aber nur zum Lieferanten. In nur zwei von 10 Fällen konnten wir dort Auskunft über die Herkunftsfarm erhalten. Dabei soll der Weg der zertifizierten Fischprodukte anhand eines Codes auf der Verpackung von der „Zucht bis auf den Teller lückenlos nachvollziehbar sein“[1]
  • Noch gravierender: Der ASC hat gegenüber foodwatch bestätigt, dass in mindestens vier Fällen eine von krankheitsbedingtem Massensterben von Lachsen oder anderen Zwischenfällen (Entkommen von infizierten Lachsen) betroffene Farm ASC-zertifiziert gewesen sein soll. Die norwegische Lebensmittelbehörde ermittelt bereits gegen den Betreiber Leroy, denn toter oder kranker Fisch wurde dort möglicherweise verarbeitet und verkauft. 

Aufgrund dieses völligen Mangels an Transparenz und bestätigten Fällen von schweren Verstößen hält foodwatch das ASC-Siegel für irreführend. 

Das norwegische Lachszucht-System als Ganzes ist kaputt. Immer wieder kommt es zu krankheitsbedingtem Massensterben oder Ausbrüchen von Fischen, die Krankheiten in die Wildtierpopulationen tragen. Jeder sechste Lachs stirbt, bevor er gefangen und verarbeitet werden kann. Das hängt auch mit der enormen Dichte der Farmen und der damit verbundenen Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten zwischen einzelnen Fischzuchten zusammen. 

Solange es keine harten Konsequenzen für Produzenten gibt, wird sich die Situation für die Fische nicht verbessern. Deutsche Supermärkte haben hier einen starken Hebel: Deutschland ist einer der größten Abnehmer für norwegischen Lachs. Für die Produzenten wäre es wirtschaftlich katastrophal, wenn der Abverkauf nach Deutschland wegfiele. Diesen Hebel wollen wir nutzen.  

Die Lachszucht in Aquafarmen wird von der Industrie oft als Lösung für die Überfischung der Meere und bedrohte Wildfischarten präsentiert. Tatsächlich schaden die Fischfarmen allerdings den umliegenden Ökosystemen in erheblichem Maß: 

  • Überfischung für Fischfutter: Lachsfutter besteht zu einem großen Teil aus Fischmehl und Fischöl, die aus wild gefangenem Fisch hergestellt werden. Dadurch verschiebt sich das Problem der Überfischung zu anderen Fischarten, anstatt gelöst zu werden. Darüber hinaus stammt das Fischfutter oft aus Regionen wie Nordwestafrika, was den Menschen dort eine wichtige Nahrungsquelle entzieht.[2]
  • Übertragung von Krankheiten durch entkommene Zuchtlachse: Durchschnittlich entkommen in Norwegen jährlich mindestens 200.000 Zuchtlachse in die umliegenden Meeresgewässer und gelangen von dort bis in die Flüsse. Die teilweise kranken Tiere können Wildfische infizieren – so hat sich die Wildlachs-Population in Norwegen in den letzten 20 Jahren halbiert. [3]  

Ein anderes Problem ist die Lachslaus. Dieser Parasit findet in den überfüllten Käfigen ein ideales Milieu und kann bei den Fischen schwere Wunden und Infektionen auslösen, die oft tödlich enden. Viele junge Wildlachse durchqueren die Fjorde nahe der Aquafarmen und können sich so infizieren, selbst wenn keine Ausbrüche stattfinden. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Lachszucht in offenen Netzkäfigen die größte von Menschen ausgehende Bedrohung der Wildbestände darstellt. [4]

  • [1] Aquaculture Stewardship Council. „Das ASC-Siegel.“ Zugriff am 30. Oktober 2024. de.asc-aqua.org/das-asc-siegel/
  • [2] Blue Empire: The Environmental and Social Impacts of Norwegian Farmed Salmon.
  • [3] Norwegian Scientific Advisory Committee for Atlantic Salmon Management, „Status of Wild Atlantic Salmon in Norway 2022“
  • [4]  Norwegian Scientific Advisory Committee for Atlantic Salmon Management, „Status of Wild Atlantic Salmon in Norway 2022“

foodwatch hat die Aktion am 04.12.2024 gestartet. 

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