Doppelmoral bei Dr. Oetker - das muss ein Ende haben
foodwatch deckt auf: In Österreich färbt Dr. Oetker bunte Streusel und Torten-Deko weiter mit dem potenziell krebserregenden Titandioxid. In Deutschland geht es seit einem Jahr auch ohne.
In Deutschland hat Dr. Oetker den umstrittenen Farbstoff Titandioxid aus seinen Backzutaten entfern, nachdem foodwatch Deutschland erfolgreich Druck gemacht hatte. Doch in Österreich werden nach wie vor bunte Streusel, glitzernde Kügelchen und zuckersüße Herzen für die Torten-Deko von Dr. Oetker mit Titandioxid gefärbt. Wir von foodwatch Österreich finden: diese Doppelmoral ist inakzeptabel. Dr. Oetker muss unverzüglich auch in Österreich Titandioxid aus seinen Produkten entfernen.
Titandioxid oder E 171 – der umstrittene Zusatzstoff
Titandioxid ist ein Zusatzstoff, der Lebensmitteln zum Beispiel eine strahlend weiße Farbe verleiht. In der Zutatenliste ist es entweder unter seinem Namen, also Titandioxid, oder als E-Nummer 171 angegeben. Hersteller könnten gut darauf verzichten, denn es hat weder einen besonderen Nährwert noch ist es für die Verarbeitung oder Herstellung eines Lebensmittels unbedingt notwendig. Aber es verleiht Fertig-Zuckerglasuren das strahlende Weiß oder bringt bunten Zucker-Streusel zum Schimmern und Leuchten.
Erfolg für foodwatch Deutschland: Dr. Oetker verzichtet dort seit 2020 auf Titandioxid
Dr. Oetker verzichtet in Deutschland nach eigenen Angaben seit Ende des ersten Quartals 2020 auf den aufhellenden Zusatzstoff in Backwaren. Produkte, bei denen das nicht möglich war, haben sie aus dem Sortiment genommen. Das ist ein riesen Erfolg für unsere Kolleg*innen, denn all das ist passiert, nachdem foodwatch Deutschland die Nanopartikel des potenziell gesundheitsgefährdenden Zusatzstoffes in Dr. Oetker-Produkten aufgespürt hatte.
In Österreich enthält Dr. Oetkers Torten-Deko weiterhin Titandioxid
Was für Deutschland gilt, gilt leider nicht für Österreich. Hier bekommen Kinder noch immer E 171 auf der Torte serviert, weil Dr. Oetker seine Deko-Streusel hierzulande damit weiterhin einfärbt.
Wir haben deshalb bei der Dr. Oetker GmbH in Villa nachgefragt. In einer ersten Reaktion auf facebook haben sie uns folgende vage Antwort übermittelt:
„Wir verfolgen natürlich die Diskussion um den Einsatz von Titandioxid (E171) seit Jahren sehr aufmerksam. Obwohl Titandioxid nach der EU-Verordnung über Zusatzstoffe für den Einsatz in Lebensmitteln weiterhin erlaubt ist, arbeiten wir bereits seit 2019 an Alternativen und verzichten schon bei vielen Produkten seither auf dessen Einsatz. Die Überarbeitung der abgebildeten Produkte wird planmäßig und sukzessive fortgeführt und schrittweise noch in 2021 umgesetzt. Die neuen Rezepturen werden dann nach und nach in den Handel fließen.“
foodwatch Österreich findet: das geht zu langsam! In Deutschland klappt es seit einem Jahr ohne Titandioxid. Dr. Oetker soll also unverzüglich auch in Österreich Titandioxid aus seinen Produkten nehmen!
Titandioxid ist möglicherweise krebserregend
foodwatch ist der Ansicht: Auf den weißen Farbstoff sollten Hersteller schleunigst verzichten. Denn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt in ihrer Bewertung von Anfang Mai 2021 zu dem Schluss: Bedenken hinsichtlich der Genotoxizität können nicht ausgeschlossen werden. Der Farbstoff ist als Nanopartikel so klein, dass er leicht in die menschliche Zelle eindringen kann. Dort kann Titandioxid bei der DNA erheblichen Schaden anrichten. Mit anderen Worten: Titandioxid ist möglicherweise krebserregend. Der Zusatzstoff E 171 gilt laut EFSA seit Anfang Mai 2021 also als offiziell „nicht mehr sicher für die Verwendung von Lebensmitteln“.
Die Politik muss endlich etwas tun
Anlässlich der EFSA-Bewertung hat die zuständige EU-Kommissarin Stella Kyriakides angekündigt, ein EU-weites Verbot des Zusatzstoffs E 171 für Lebensmittel vorzuschlagen. Doch da müssen auch die Mitgliedsstaaten der EU mitspielen. Das bedeutet, dass sich auch die österreichische Bundesregierung in Brüssel dafür einsetzen muss, dass dieses Verbot rasch in die Wege geleitet wird.
Es geht auch ohne …
Dass es auch ganz ohne Titandioxid geht, hat Frankreich bewiesen. Dort hat die Regierung beschlossen, den Zusatzstoff ab Jänner 2020 zumindest auf Zeit zu verbieten, bis die EU-Kommission aktiv wird und ein EU-weites Verbot in die Wege leitet. Seither haben Hersteller von Süßigkeiten und Fertiggerichten gezeigt, dass sie ohne E 171 auskommen. Auch Dr. Oetker in Deutschland schafft es ohne das unnötige Titandioxid.
foodwatch fordert deshalb: Hersteller sollen nicht erst auf das EU-weite Verbot warten. Allen voran soll Dr. Oetker auch in Österreich Titandioxid umgehend aus seinen Produkten nehmen, denn diese Doppelmoral ist inakzeptabel.