Zusatzstoffe

Was wirklich in unserem Essen steckt: Zusatzstoffe unter der Lupe 

Ob im Fruchtjoghurt, in der Tiefkühl-Pizza oder im Kaugummi: Lebensmittelzusatzstoffe sind allgegenwärtig. In der EU sind derzeit 338 Zusatzstoffe zugelassen. Sie sollen Produkte haltbarer machen, für die richtige Konsistenz sorgen oder sie optisch "frischer" erscheinen lassen. Klingt harmlos? Ist es aber häufig ganz und gar nicht. 

Viele Stoffe, wenig Kontrolle 

Zahlreiche Zusatzstoffe wurden vor Jahrzehnten zugelassen und werden aktuell von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) neu bewertet. Das Problem: Nur rund 70 % dieser Überprüfungen sind abgeschlossen – obwohl die Frist dafür bereits 2020 ausgelaufen ist. Solange keine unabhängige Neubewertung vorliegt, bleiben viele Zusatzstoffe in unseren Lebensmitteln, obwohl ihre Unbedenklichkeit nicht gesichert ist. 

Mehr Schein als Sein 

Viele Zusatzstoffe dienen nicht dem Verbraucher, sondern den Interessen der Industrie: Sie strecken das Volumen, lassen alte Produkte frisch aussehen oder sparen Produktionskosten.  

Ein Beispiel: Nitrit verleiht Wurst eine appetitlich rosa Farbe, auch wenn sie eigentlich schon fast verdorben ist, ebenso werden Fleisch oder Fisch damit frischer getarnt als sie sind – im schlimmsten Fall sind die Lebensmittel bereits über der Haltbarkeitsgrenze. Oder: Emulgatoren in Speiseeis, die den Lufteinschlag erhöhen und das Produkt größer erscheinen lassen – obwohl Konsument:innen mehr Luft als Inhalt kaufen.  

Irreführung mit System 

Laut EU-Recht dürfen Zusatzstoffe nur verwendet werden, wenn sie gesundheitlich unbedenklich, technologisch notwendig und nicht täuschend sind.  

Die Realität sieht anders aus: Rosmarinextrakt (E 392) klingt nach natürlichem Gewürz, ist aber ein chemisches Konservierungsmittel. Noch brisanter: Viele Zusatzstoffe müssen gar nicht gekennzeichnet werden, wenn sie bereits in einer Zutat enthalten sind. Das bedeutet: In Fertiggerichten stecken oft mehr Zusatzstoffe, als auf der Verpackung angegeben.  

Gefahr für unsere Gesundheit 

In der Vergangenheit wurden zahlreiche Zusatzstoffe verboten, nachdem sie zunächst als unbedenklich galten. So etwa Titandioxid (E 171), das früher als weißer Farbstoff in Süßwaren verwendet wurde und mittlerweile als genotoxisch eingestuft ist. Nachdem foodwatch 2021 aufgedeckt hat, dass Dr. Oetker in insgesamt 16 Produkten Titandioxid verwendet und ein umgehendes Verbot von E 171 gefordert hat, wurde Titandioxid im Jahr 2022 von der EU in Lebensmitteln verboten. 

Oder auch einige Azofarbstoffe stehen im Verdacht, ADHS bei Kindern zu begünstigen. Die Folge: Pflichtwarnhinweise, aber kein Verbot. 

Bio zeigt: Es geht auch anders 

Für Bioprodukte sind nur 56 Zusatzstoffe zugelassen. Trotzdem finden Konsument:innen im Bioregal eine riesige Auswahl. Das zeigt: Viele konventionelle Zusatzstoffe sind schlicht unnötig – und dienen eher dem Profit als der Qualität.