Unser Werbeschmäh des Monats März geht an NÖM. Das Molkerei-Unternehmen verspricht mit seinem High-Protein-Pudding „für mehr innere Kraft“ zu sorgen. Und das mit einem Produkt, in dem gleich mehrere Zusatzstoffe stecken. Pudding essen und zu innerer Kraft kommen? foodwatch Österreich hält dieses Werbeversprechen für irreführend.
Die Supermarktregale sind derzeit voll mit Joghurts, Puddings oder Drinks, die mit einem hohen Protein-Anteil werben. Sport, Fitness und Achtsamkeit sind vielen Menschen gerade besonders wichtig. Diesen Trend scheinen sich Lebensmittelhersteller wie NÖM zu Nutze zu machen. Seit einigen Wochen verspricht das Unternehmen mit seiner Werbekampagne: Mit unseren Puddings, Topfen-Cremen oder Protein-Drinks bekommst du mehr Power, mehr Leistung oder sogar mehr innere Kraft. All das durch den Verzehr teils stark verarbeiteter Lebensmittel voller Zusatzstoffe?
„Innere Kraft“ durch Protein-Pudding? Wohl kaum!
Unternehmen dürfen laut EU-Verordnung einen Zusammenhang zwischen einem hohen Protein-Anteil in Lebensmitteln und der Zunahme der Muskelmasse herstellen. Absurd scheint uns von foodwatch jedoch, dass wir durch den Verzehr eines Puddings, der gleich mehrere Zusatzstoffe enthält, zu innerer Kraft finden könnten. Für foodwatch Österreich ist das ein Fall von Irreführung der Konsument*innen. Deshalb haben wir das NÖM Werbeplakat zum Werbeschmäh des Monats gekürt.
High-Protein-Produkte sind überflüssig
Das stellt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) klar. Wie in Deutschland sind auch in Österreich die meisten Menschen gut mit Protein versorgt. Fleisch und Fisch decken schon mit kleinen Portionen einen großen Teil des Tagesbedarfs ab. Vegetarier*innen und Veganer*innen können ihren täglichen Protein-Bedarf leicht über Linsen, Vollkornbrot und Tofu decken. Als Faustregel gilt: Wir brauchen circa 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. So kann sich jede*r leicht den eigenen Protein-Bedarf ausrechnen. Selbst bei leichter bis mittlerer sportlicher Aktivität erhöht sich der tägliche Bedarf kaum.
High-Protein-Produkte können sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken
Einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber einer ausgewogenen Ernährung bieten diese speziellen Protein-Produkte also nicht. Weder für die körperliche noch für die mentale Gesundheit. Ganz im Gegenteil: Wenn Konsument*innen häufig zu High-Protein-Produkten greifen und damit Gemüse, Obst und Nüsse aus dem Speiseplan verdrängen, kann das langfristig zu Übergewicht und anderen ernährungsbedingten Krankheiten führen – so die DGE.
Viele Proteine – viele Zusatzstoffe?
Viele der High-Protein-Produkte in den Supermarktregalen sind stark verarbeitet. Die meisten kommen nicht ohne eine ganze Palette an Zusatzstoffen aus. Oft sind gleich mehrere Süßstoffe miteinander kombiniert. Der besagte High-Protein-Pudding von NÖM liefert gleich fünf Zusatzstoffe in einem Becher. Auch andere Hersteller wie Ehrmann oder Dr. Oetker bewerben derzeit High-Protein-Produkte wie Puddings, Joghurts und Topfencremen. Auch sie kommen nicht ohne Zusatzstoffe aus. Der Zuckergehalt wird bei den meisten Produkten durch Süßstoff reduziert. Einige dieser Süßungsmittel stehen jedoch bereits im Verdacht, negative Folgen für die Gesundheit zu haben.
High-Protein: eine Werbemasche, die vor allem den Unternehmen hilft
High-Protein-Produkte brauchen wir nicht, um uns gesund und ausgewogen zu ernähren. Sie sind viel mehr eine Werbemasche, von der sich Unternehmen gute Gewinne erhoffen. Das bezahlen wir Konsument*innen an der Supermarktkassa oft teuer. Wir von foodwatch haben einen kleinen Preisvergleich zwischen High-Protein-Produkten verschiedener Hersteller und normalen (Milch)-Produkten gemacht. Das Ergebnis: Viele High-Protein-Produkte sind erheblich teurer als Produkte ohne extra Protein-Zusatz. Pudding im Becher kostet schnell mal das Doppelte. Besonders auffällig hinsichtlich der Preisgestaltung ist Dr. Oetker: Das High-Protein-Pudding-Pulver kostet pro Portion knapp zehn Mal so viel wie das normale Dr. Oetker Vanille-Pudding-Pulver.
foodwatch fordert: Stark verarbeitete High-Protein-Produkte sollen nicht mit wohlklingenden Life-Style-Versprechen beworben werden dürfen.