Teilerfolg: EU will Mineralöl-Grenzwerte für Lebensmittel einführen
- Schadstoffe in Lebensmitteln
- Mineralöl
Gesetzliche Vorgaben, die uns Konsument:innen vor Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln schützen – wir von foodwatch fordern das seit vielen Jahren. Jetzt kommt endlich Schwung in die Sache: Die EU will Grenzwerte für krebsverdächtiges Mineralöl einführen. Das ist ein wichtiger erster Schritt. Dennoch ist er nicht ausreichend für mehr Lebensmittelsicherheit in Europa. Nur eine Nulltoleranz-Grenze kann das krebsverdächtige Mineralöl von unseren Tellern verbannen.
Immer wieder lässt foodwatch Lebensmittel auf krebsverdächtige Mineralölverunreinigungen testen. Erst letzten Dezember haben wir 152 Lebensmittel aus verschiedenen EU-Ländern untersuchen lassen. Das erschreckende Ergebnis: In jedem achten Lebensmittel wurden krebsverdächtige Mineralölverunreinigungen nachgewiesen. Mineralöl kann über verschiedene Wege in Lebensmittel gelangen: zum Beispiel bei der Ernte, bei der Verarbeitung oder über die Verpackung.
Obwohl die Gesundheitsgefahren durch Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt sind, haben Lebensmittelkonzerne wie Danone oder Nestlé das Problem immer wieder heruntergespielt. Etwa nach dem foodwatch Babymilchtest auf gefährliches Mineralöl 2020. Die Verantwortlichen in Brüssel und Wien haben zugeschaut.
Unsere Arbeit trägt erste Früchte
Nun kommt Bewegung in die Sache. Die jüngsten foodwatch Lebensmittel-Tests haben einen wichtigen Anstoß dazu gegeben. Endlich machen auch die EU-Expert:innen klar: Aromatische Mineralöle sind gefährlich und gehören nicht in unser Essen.
Die Entscheidung der EU, Grenzwerte für aromatische Mineralöle (MOAH) einzuführen, ist ein erster wichtiger Schritt. Dennoch ist er nicht ausreichend für mehr Lebensmittelsicherheit in Europa. foodwatch setzt sich für eine Nulltoleranz-Grenze für krebsverdächtige Mineralöle in allen Lebensmitteln ein.
foodwatch Ergebnisse wurden in Brüssel diskutiert
Dass die EU-Kommission jetzt endlich einlenkt und zumindest Grenzwerte empfiehlt, ist ein Etappensieg. Aus den Protokollen der Expert:innen-Sitzungen geht sogar hervor, dass foodwatch einen maßgeblichen Anteil daran hat.
Bald nach der Veröffentlichung unserer Testergebnisse hat das Expert:innen-Gremium der EU-Kommission das Thema Mineralölverunreinigungen auf die Tagesordnung genommen. Vor Kurzem gab es dann den Beschluss: Die EU hat endlich Handlungsempfehlungen vorgelegt. Endlich machen auch die EU-Expert:innen klar: Mineralöle sind gefährlich und gehören nicht auf unsere Teller.
Die Regelung ist noch nicht rechtsverbindlich
Gut ist, dass nun erstmals für alle Lebensmittel Grenzwerte vorgeschlagen werden. Auch wenn sie unserer Meinung nach zu hoch sind, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Besser und aus Sicht des gesundheitlichen Konsument:innenschutzes unbedingt notwendig ist jedoch eine Nulltoleranz. Das bedeutet: Krebsverdächtige Mineralöle dürfen in Lebensmitteln nicht einmal in den geringsten Konzentrationen enthalten sein. Unsere Tests haben gezeigt, dass viele Hersteller das auch schon leisten können.
Ein weiterer Wermutstropfen der neuen Empfehlung: Die Regelung gilt zwar ab sofort, ist jedoch noch nicht rechtsverbindlich. Die Mitgliedstaaten können individuell entscheiden, ob sie diese Übergangswerte durchsetzen.
Erst Ende 2022 will die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA eine überarbeitete Risikobewertung zu Mineralölen veröffentlichen. Danach ist damit zu rechnen, dass die krebsverdächtigen Mineralöle auch im EU-Schadstoffrecht verankert werden. Und das wäre wichtig! Erst dann kann Konsument:innenschutz verpflichtend durchgesetzt werden.
foodwatch fordert eine Nulltoleranz für krebsverdächtiges Mineralöl in Lebensmitteln. Das bedeutet: Krebsverdächtige Mineralöle dürfen in Lebensmitteln nicht einmal in den geringsten Konzentrationen enthalten sein!