Geheimakten

Hallo und guten Tag, 

so verzweifelt wie im Gespräch mit dem Leiter eines Lebensmittelamts vor einiger Zeit habe ich noch keinen Behördenchef erlebt. Was war geschehen? Kontrolleure hatten über Jahre (!) hinweg immer wieder schwere Hygienemängel in einem großen Lebensmittelbetrieb beobachtet. Doch was sie auch unternahmen: Es änderte sich nichts. Jeder wusste: Der Betrieb musste zum Schutz seiner Kundinnen und Kunden geschlossen werden. Wurde er aber nicht, weil viele Arbeitsplätze an dem Unternehmen hingen. Der Amtsleiter gab offen zu: Er war in dieser Lage komplett ratlos.

Was die Behörden auch nicht taten: Die Menschen über die unhaltbaren Zustände zu informieren. Dabei müsste das doch eine Selbstverständlichkeit sein! Was für eine Vorstellung: Sie gehen in einem Laden einkaufen, in dem es – MIT KENNTNIS der Verbraucherschutzbehörden! – vor Schaben und Mäusen wimmelt. Nur Sie als „Leidtragende/r“ erfahren es nicht.

Ich bin mir sicher: Durch eine Information der Öffentlichkeit hätte auch das Unternehmen den nötigen Druck gehabt, die ekelhaften Zustände schnell zu verbessern. Am Ende war niemandem geholfen: Der Skandal kam –  nach jahrelanger Vertuschung – doch noch ans Licht, das Unternehmen ging pleite. Betrogen waren die Konkurrenten des Unternehmens, die sauber arbeiteten und viel Geld in Hygienemaßnahmen investierten. Und natürlich die Verbraucherinnen und Verbraucher, die jahrelang unwissentlich Lebensmittel aus inakzeptablen Hygienezuständen gekauft hatten.


Es ist offensichtlich: Geheimniskrämerei hilft nur den Falschen! foodwatch will genau das ändern – bitte helfen Sie uns dabei, werden Sie jetzt Förderer/Förderin von foodwatch!

Hygieneskandale sind nur ein Beispiel. Aber es werden noch ganz andere Dinge vor uns geheim gehalten: brisante Studien, die niemand prüfen können soll – und selbst Labormessungen, deren Ergebnisse für uns alle von größter Bedeutung wären. Das wollen wir uns nicht länger bieten lassen. Den Kampf für mehr Transparenz und freie Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher haben wir deshalb zu einem Schwerpunkt gemacht. Wehren Sie sich gemeinsam mit uns gegen Geheimniskrämerei und Vertuschung: Unterstützen Sie uns als Förderer/Förderin von foodwatch!

Liebe foodwatch-Interessierte, gerade, wenn es um Lebensmittel geht, hat die Intransparenz leider System. Nur einige Beispiele:

  • Wir erfahren meistens nicht, ob für unsere Lebensmittel Agrargentechnik zum Einsatz kam. Oder woher die Produkte kommen, die wir kaufen. Wir sind darauf angewiesen, dass es „zufällig“ auf der Verpackung steht. Falls nicht: Pech gehabt, denn ein Recht auf Auskunft durch die Hersteller haben wir nicht.
  • Tausende von Laboranalysen liegen in den Behörden vor: Zu Mikroplastik im Mineralwasser, krebsverdächtiges Acrylamid in Keksen, gefährliche Mineralölverbindungen in zahlreichen Lebensmitteln. Doch werden diese – oft gesundheitsrelevanten – Messergebnisse für konkrete Produkte von den Ämtern veröffentlicht? Fehlanzeige, jedenfalls meistens! Welche Produkte sind betroffen? Wir erfahren es nicht. Offenbar sollen wir unwissend bleiben und die Katze im Sack kaufen, obwohl die mit unseren Steuern bezahlten Behörden auf Wissen sitzen, das wesentlich für unsere Kaufentscheidungen und für unsere Gesundheit sein kann!
  • Die entscheidende Grundlage für die neue Zulassung von Glyphosat waren Studien, die ebenfalls geheim gehalten wurden. Sie stammen von Monsanto, jenem Unternehmen also, das mit dem Ackergift Profit macht! Das ist, als ob RWE Studien beauftragen würde, nach denen Kohlekraftwerke gar nicht klimaschädlich wären – aber einsehen dürften wir diese Studien natürlich nicht… Absurd? Ja, doch genauso verhielt es sich beim Ackergift Glyphosat: Alles unbedenklich, sagen die Monsanto-Studien – aber der Konzern durfte sie bis lange nach der Entscheidung für eine weitere Zulassung unter Verschluss halten, eine unabhängige Überprüfung war so unmöglich. Erst ein Gerichtsurteil machte mit der Geheimhaltung Schluss - doch da war die Entscheidung längst getroffen...

All diese Geheimnisse dienen nur den Unternehmen, sie gehen komplett gegen die Interessen von uns Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wenn Sie mit mir der Meinung sind, dass sich das endlich ändern muss, dann unterstützen Sie uns im Kampf gegen die verbraucherfeindliche Geheimniskrämerei - werden Sie jetzt Förderer/Förderin von foodwatch!

Wissen ist Macht, heißt es nicht ohne Grund. Umgekehrt könnte man sagen: Nicht-Wissen ist Ohnmacht. Ganz offenbar sollen wir ohnmächtig bleiben. Wir sollen nicht erfahren, wie und wo Lebensmittel hergestellt werden – weil es die Gewinne der Unternehmen verringern könnte! Wir sollen nicht in der Lage sein, das zu kaufen, was wir wirklich wollen, und nur Herstellungsweisen zu unterstützen, die wir akzeptabel finden. Und offenbar sollen wir nicht erfahren, wie gut oder schlecht Behörden oder Regierungen ihren Job machen.

Ein besonders dreister Fall betrifft die von so vielen gewünschte Ampel-Kennzeichnung, deren Einführung Ernährungsministerin Julia Klöckner seit langem verschleppt. Hier sind wir jetzt gezwungen, vor Gericht zu ziehen. Frau Klöckner hat die Wissenschaftler des staatlichen Max-Rubner-Instituts beauftragt, eine Studie über bestehende Kennzeichnungsmodelle zu machen, die offenbar der „Nährwert-Ampel“ ein sehr gutes Zeugnis ausstellt. Doch diese Studie hat Frau Klöckner nie im Original veröffentlicht, sondern nur eine „bearbeitete“ Version. Eine, die erst durch die politische Mühle ihres Ministeriums gedreht wurde! Wir haben alles versucht, die aus öffentlichen Geldern bezahlte, von staatlichen Wissenschaftlern durchgeführte Studie zu bekommen – doch alle unsere Anträge und Widersprüche wurden abgeblockt. Jetzt müssen wir vor Gericht klagen, um unsere Informationsrechte durchzusetzen. Das ist nicht nur aufwendig, sondern auch teuer. Anwälte und Prozesse kosten Geld, und auch deshalb bitten wir Sie: Unterstützen Sie unsere Arbeit als Förderin/Förderer von foodwatch!

Es gibt eine Menge, was wir gegen die fatale Geheimniskrämerei von Unternehmen, Behörden und Politik tun können: foodwatch recherchiert, was geheim bleiben soll und wo auch Journalistinnen und Journalisten die Zeit für Recherchen fehlt. Wir setzen uns für bessere Kennzeichnungen und stärkere Informationsrechte ein – und setzen bestehende Auskunftsrechte durch, notfalls vor Gericht. Denn wir wollen wissen, was in unseren Lebensmitteln steckt, wie sie hergestellt werden und welche Interessen politische Entscheidungen beeinflussen. Das alles ist nur möglich mit Ihrer Unterstützung: Seien Sie dabei, als Förderin/Förderer von foodwatch!

Vielen Dank und herzliche Grüße

Martin Rücker, Geschäftsführer