Fragen und Antworten
Die Arbeit von Politik oder Unternehmen muss hinterfragt und kontrolliert werden. Genauso die von Organisationen wie foodwatch. Deshalb wollen wir bei foodwatch dazu beitragen, dass Sie unsere Arbeit überprüfen können.
Unser Anspruch ist: Wir stehen zu dem, was wir tun. Deshalb belegen wir, was wir behaupten, und legen dabei unsere Quellen offen. Wir erklären, wie wir zu unseren Einschätzungen kommen. Wann immer uns Fragen dazu erreichen, beantworten wir diese gern. Hier haben wir Ihnen schonmal die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.
Ziele und Arbeitsweisen
Als gemeinnützige Organisation setzt sich foodwatch für ehrliche, gesunde und zukunftsfähige Lebensmittel ein, zu denen alle Menschen Zugang haben müssen. Wir geben den Verbraucher:innen eine Stimme, machen uns für Transparenz im Lebensmittelsektor stark und verteidigen unser Recht auf Nahrung, das nicht zu Lasten anderer Menschen oder der Umwelt gehen darf.
foodwatch ist eine Organisation von Verbraucher:innen für Verbraucher:innen, spezialisiert auf den Lebensmittelmarkt. Wir entlarven und kritisieren verbraucherfeindliche Praktiken der Lebensmittelunternehmen und machen Druck auf die Politik. So wollen wir Lücken in der europäischen oder nationalen Gesetzgebung zu schließen, die einem höheren Verbraucherschutzniveau im Wege stehen. Wir recherchieren, enthüllen, mobilisieren und lobbyieren – dadurch stellt foodwatch einen wichtigen Gegenpart zum Einfluss der Lebensmittelindustrie dar. Unsere Kampagnen haben bereits bei vielen Themen Bewusstsein geschaffen, Praktiken von Unternehmen verändert.
Seit 2002 kämpft foodwatch für mehr Verbraucherrechte. Was haben wir dabei erreicht? Wie lässt sich überhaupt messen, wie erfolgreich unser Einsatz war?
Zunächst: Unsere Aktivitäten haben eine ganze Reihe konkreter Veränderungen erwirkt – dann, wenn Gesetze verändert wurden, McDonald’s eine millionenschwere irreführende Werbekampagne stoppte oder Hipp ein überhaupt nicht babygerechtes Produkt vom Markt nahm.
Vor allem aber schätzen wir einen anderen Effekt unserer Arbeit als noch wesentlich bedeutender ein: Es ist uns gelungen, die Debatte über Lebensmittel zu verändern. Die Probleme des Lebensmittelmarktes sind nicht mehr nur eine Frage individueller Kaufentscheidungen – Essen ist ein politisches Thema geworden. Der Schutz vor Gesundheitsgefahren oder vor Täuschung, Transparenz über Inhaltsstoffe und Herstellungsweisen – mehr und mehr Menschen verstehen, dass wir die Probleme nur gemeinsam und gut organisiert lösen können.
Einen solchen Bewusstseinswandel in der öffentlichen Debatte mit bewirkt zu haben, das ist aus unserer Sicht der größte Erfolg unserer Arbeit. Da wir aber immer wieder nach „konkreten“ Erfolgen gefragt werden, hier – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine kleine Auswahl von A bis – nun ja: U. Wir sind ja noch nicht am Ende…
- Acrylamid: Im Lichte unserer Testreihen haben viele Hersteller die Belastung von Chips und Weihnachtsgebäck mit Acrylamid signifikant reduziert. Was wir noch nicht geschafft haben: Eine gesetzliche Regelung, die alle Hersteller umfasst.
- Agrarspekulation: Wetten auf die Preisentwicklung von Agrarrohstoffen stehen unter dem dringenden Verdacht, die echten Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe zu treiben und damit zum Hunger in der Welt beizutragen. Mit Ausnahme der Deutschen Bank sind in Deutschland alle Geldhäuser aus der Zockerei ausgestiegen. An der Deutschen Bank dagegen haben wir uns bislang die Zähne ausgebissen. Die EU hat allerdings in den letzten Jahren die Regeln fürs Zocken verschärft – wenn auch lange noch nicht ausreichend, um die Spekulation effektiv zu unterbinden.
- Kindermarketing und seine verheerenden Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind in der Politik und dem breiten gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen. Sogar ein Gesetzentwurf, der strengen Begrenzungen für Werbung für Ungesundes an Kinder vorsieht, ist in der Diskussion. Daran war nicht zu denken, als wir vor 10 Jahren angefangen haben, uns für das Thema einzusetzen.
- Mineralöl: Ob in Reis, Nudeln oder Getreide – zahlreiche Hersteller brachten wir dazu, sich intensiv mit der Verunreinigung ihrer Produkte mit krebsverdächtigen Mineralölen zu befassen. Supermarktketten reagierten mit strengen Vorgaben an die Hersteller. Lebensmittel sind dadurch ein Stück sicherer geworden. Unsere Recherchen beeinflussten außerdem die SCoPAFF-Entscheidung im April 2022, die erstmals EU-weite Höchstwerte für Lebensmittel festlegte. Aktuell arbeitet die Europäische Kommission an einem Gesetzentwurf, um diese Höchstwerte gesetzlich zu verankern, trotz einiger von foodwatch kritisierten Ausnahmen.
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Schulmilch: Entgegen den Empfehlungen von Ernährungswissenschaftlern, Kinder- und Zahnärzten haben einige Bundesländer den Zuckerkonsum mit Steuergeldern sogar noch angekurbelt: durch die Förderung gesüßter Schulmilchgetränke. In vier Bundesländern war dies der Fall, als foodwatch 2018 eine Kampagne dazu startete. Mit Erfolg: Hessen beschloss noch 2018 das Ende der Forderung von Milch mit Zuckerzusatz, Berlin und Brandenburg bereiteten Anfang 2019 einen Ausstieg vor.
- Transparenz und Werbung: Eigentlich ist Täuschung verboten – durch unsere immer wieder in der Öffentlichkeit benannten Beispiele hat foodwatch aber deutlich gemacht, dass es auch legale Täuschung gibt. Unsere Kritik an Produkten, oft in Verbindung mit E-Mail-Aktionen an die Hersteller und öffentlichkeitswirksam auch mit dem „Goldenen Windbeutel“, unserem Negativpreis für die „Werbelüge des Jahres“, hat Wirkung gezeigt. Im Januar 2024 hat die EU offiziell Werbung mit dem Label „klimaneutral“ verboten. Vorangegangen war unter anderem eine foodwatch-Kampagne, die das Label effektiv vom deutschen Markt gedrängt hat. Auch in anderen Fällen haben Unternehmen ihre Etiketten oder Werbeaussagen verändert, andere nahmen ihre Produkte vom Markt – offenbar deshalb, weil diese in einer „ehrlichen“ Version keine Chance bei der Kundschaft gehabt hätten. Was noch fehlt: ein effektiver gesetzlicher Schutz vor Täuschung. Hier gibt es zwar kleine Fortschritte (zum Beispiel die Einführung verbindlicher Nährwertangaben auf Etiketten), aber noch lange keinen Durchbruch.
- Uran im Wasser: Eine jahrelange foodwatch-Kampagne hatte Erfolg – in Deutschland gilt seit 2011 der weltweit strengste Grenzwert für Uran im Trinkwasser! Was wir noch nicht geschafft haben: einen Grenzwert für Mineralwasser, wo die Belastung vergleichbar hoch ist wie bei Trinkwasser vor dem Grenzwert.
Es ist ganz unterschiedlich, wie foodwatch zu seinen Themen und Kampagnen kommt. Manche Themen drängen sich durch aktuelle Brisanz auf – zum Beispiel Lebensmittelskandale. Wir arbeiten aber auch zu Themen, die bis dahin keine große öffentliche Resonanz finden – weil wir es wichtig finden, dass sie beachtet werden. Dazu gehören Themen wie die Mineralölbelastung von Lebensmitteln oder die Uranbelastung von Wasser. Für die Frage, wie solche Themen entstehen, gibt es keine pauschale Antwort. Mal bekommen wir Anfragen oder Hinweise von Verbraucherinnen und Verbrauchern, mal werden wir durch Gespräche mit Fachkreisen darauf aufmerksam. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lebensmittelbehörden haben uns schon Hinweise auf Themen gegeben, die sie für brisant halten – zu denen sie aber aufgrund von politischen Vorgaben nicht arbeiten dürfen. Und nicht zuletzt sind natürlich alle foodwatch-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter auch selbst Verbraucherinnen und Verbraucher, denen beim Einkauf, beim Essengehen, beim Konsum von Werbung bestimmte Dinge auffallen. Richtig ist leider auch: Es gibt mehr relevante Themen für uns, als wir tatsächlich bearbeiten können. Einerseits sind wir eine personell eher kleine Organisation, andererseits müssen wir erfahrungsgemäß zu den meisten Themen sehr lange Zeit arbeiten, um etwas für Aufklärung und mehr Verbraucherschutz zu erreichen. Beides zusammengenommen führt dazu, dass wir nur eine äußerst begrenzte Zahl von Themen aufgreifen können und uns leider auch bei wichtigen Themen immer wieder „dagegen“ entscheiden müssen. Diese Entscheidungen fallen im Team der foodwatch-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Sollte es dabei unterschiedliche Einschätzungen geben, treffen das Führungsteam oder, als Letzte in der Kette, die Geschäftsführung die Entscheidung. Deren Arbeit wiederum kontrolliert der Aufsichtsrat, die gewählte Vertretung der foodwatch-Mitglieder – und damit am Ende also die Mitglieder der Organisation. Ist der Aufsichtsrat mit der Arbeit der Geschäftsführung nicht einverstanden, kann er sie jederzeit abberufen.
Wenn wir uns für Aufklärung und Verbraucherrechte einsetzen, sind wir für Politiker:innen ebenso wie für Unternehmen und deren Verbände immer wieder unbequem. Manche Kritiker:innen aus diesen Reihen behaupten im Gegenzug, foodwatch sei für seine Arbeit überhaupt nicht demokratisch legitimiert – ein beliebtes „Argument“ gegenüber zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Richtig ist: Die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wie foodwatch ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. So wie andere organisierte Verbände auch, die Interessen vertreten, die in den demokratischen Willensbildungsprozess eingehen. foodwatch hat natürlich nicht die Legitimation, Gesetze zu erlassen oder exekutive Gewalt auszuüben. Das ist dem Parlament und den Regierungsbehörden vorbehalten. Deshalb wird foodwatch auch nicht gewählt und hat kein Mandat, benötigt dieses aber auch gar nicht. Aus den Grundrechten der Meinungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit und der Koalitionsfreiheit ergibt sich die Legitimation von foodwatch, sich aktiv am politischen Meinungsbildungsprozess zu beteiligen – wie es auch andere Gruppen tun, die gemeinnützige Ziele verfolgen, etwa Umwelt- und Menschenrechtsgruppen. Auch Verbände, die enger gefasste Interessen – beispielsweise Wirtschaftsinteressen – vertreten, wie Industrieverbände, können sich auf diese Grundrechte berufen. Verfassungsrechtlich kommt den Interessengruppen, die sich außerhalb des Parlamentes politisch auseinandersetzen, eine wichtige Rolle zu, um den Regierungen und den Parlamenten einen ausgewogenen Willensbildungsprozess im Sinne des Allgemeinwohls zu ermöglichen. foodwatch unterscheidet sich von wirtschaftlichen Interessensverbänden dadurch, dass es keine kommerziellen Interessen vertritt, sondern sich für das Gemeinwohlinteresse, also den Schutz, die Gesundheit und die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher einsetzt. foodwatch beansprucht nicht zu definieren, was Allgemeinwohl ist, sondern macht über die Ziele, die foodwatch formuliert, ein Angebot an die Gesellschaft. Ob sich dieses Angebot durchsetzt und von Parlamenten und Regierungen ganz oder teilweise übernommen wird, ist dann eine Frage des demokratischen Willensbildungsprozesses, der seinen Abschluss in Gesetzesbeschlüssen und Regierungshandeln findet. foodwatch und andere gemeinnützige Organisationen wie auch wirtschaftliche Interessensverbände sind für eine lebendige Demokratie unumgänglich. foodwatch ist genauso legitimiert, sich in die Politik einzumischen, wie es die Verbände der Nahrungsmittelindustrie sind.
Verbraucherrechte sind weder links noch rechts, sie sind universell. foodwatch ist deshalb unabhängig von politischen Parteien und begleitet die Arbeit und Programme der unterschiedlichen Parteien gleichermaßen kritisch. Wir haben in der Vergangenheit die Politik von SPD und Grünen genauso kritisiert wie die von CDU und FDP. Das bedeutet nicht, dass wir keine Haltung haben: Wir treten ein für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und stehen für eine offene Gesellschaft. Jede Form von Rassismus und Diskriminierung gegen einzelne oder Gruppen von Menschen lehnen wir ab und distanzieren uns von extremistischen Gruppierungen.
Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Aufklärung und Öffentlichkeit mehr für Verbraucherrechte erreichen können als durch Kooperationen mit Unternehmen, bei denen wir Kompromisse eingehen oder uns Projekte zu eigen machen müssten, von denen wir nicht zu 100 Prozent überzeugt sind. Gleichzeitig halten wir es für eine wichtige Voraussetzung für unsere Arbeit als Verbraucherorganisation, unabhängig von den Unternehmen zu sein, mit denen wir uns kritisch auseinandersetzen. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit – denn im Falle einer Zusammenarbeit müssten wir uns zu Recht fragen lassen, ob wir unseren Unternehmenspartner dann noch unabhängig beurteilen könnten. Oder dessen Wettbewerber. Wir sind daher grundsätzlich immer bereit, mit Unternehmen zu sprechen und unsere Positionen zu erklären. Wie auch immer geartete feste oder bezahlte Kooperationen wird es mit uns jedoch nicht geben. Aus denselben Gründen (neben anderen) wird foodwatch auch kein Siegel auf den Markt bringen oder für Gegenleistungen welcher Art auch immer Produktempfehlungen aussprechen.
foodwatch hat den Anspruch, die Dinge beim Namen zu nennen – dies tun wir allerdings nur nach gründlicher Recherche und Analyse. Dies belegen die zahlreichen Hintergrundinformationen und Reports, die auch auf unserer Website veröffentlicht sind. Dass wir nicht um den heißen Brei herumreden und auch Namen nennen, unterscheidet uns von vielen anderen Akteuren – und macht uns in den Augen der Angesprochenen unbequem. Wir halten die Situation auf dem Lebensmittelmarkt für einen permanenten Skandal – von der systematischen Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher durch Kennzeichnung und Werbung über unzureichende Gesetze zum Schutz vor umstrittenen Zutaten oder Kontaminanten bis hin zu der Tatsache, dass Jahr für Jahr fast jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb von den Behörden beanstandet wird. Dies sehen wir als das Problem an, nicht die ungeschminkte Benennung des Problems. Gleiches gilt für die Situation in der Tierhaltung und für die Aushöhlung unserer Demokratie durch Handelsabkommen wie TTIP oder CETA, die mit dem Gedanken des Freihandels wenig zu tun haben. Unsere Positionen und Einschätzungen machen wir öffentlich, zum Beispiel auf unserer Internetseite – und wir erklären, wie wir zu unseren Einschätzungen kommen. Würden wir dabei regelmäßig fantasieren oder übertreiben, um eigentlich harmlose Dinge zu skandalisieren, würden das weder unsere Mitglieder noch Interessenten oder Medien honorieren. Bei einer Organisation, die keine Glaubwürdigkeit genießt, wird auch niemand Mitglied oder spendet. Insofern haben wir selbst das größte Interesse an seriöser und fundierter Arbeit, die für jeden nachprüfbar ist.
Wir sind überzeugt, dass Whistleblower*innen durch ihren mutigen Einsatz einen großen Beitrag zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit leisten. Der Hinweis auf Rechtsbrüche und schwerwiegende Missstände darf selbst kein Bruch des Rechts sein. Wir treten deshalb gemeinsam für einen besseren Rechtsschutz für Whistleblower*innen ein und wollen dieser Überzeugung auch in unserer Organisationen selbst gerecht werden. Deshalb verpflichten wir uns zur Einhaltung dieser Policy. Weitere Informationen finden Sie hier.
Organisation
foodwatch ist eine Non-Profit-Organisation, die bisher in fünf Ländern (Deutschland, Niederlande, Frankreich, Belgien, Österreich, ) aktiv ist. In Deutschland, wo die Organisation 2002 gegründet wurde, ist foodwatch unter der Nummer VR 21908 B im Vereinsregister des Amtsgerichts Charlottenburg eingetragen und als gemeinnützig anerkannt. Da in der EU ein einheitlicher Binnenmarkt besteht, ist der Verbraucherschutz ein europäisches Thema – auch die Gesetzgebung im Bereich des Verbraucherschutzes und der Ernährungspolitik. Deshalb haben wir das Ziel, unsere Arbeit sukzessive auf die größten EU-Staaten auszudehnen. Bisher gibt es eine „Stichting“ (Stiftung) foodwatch in den Niederlanden und eine „Association“ (Vereinigung) foodwatch in Frankreich – beide sind ebenfalls gemeinnützig organisiert.
Da es für zivilgesellschaftliche Organisationen bedauerlicherweise nicht wie für Unternehmen eine europäische oder internationale Rechtsform gibt, haben wir den deutschen Verein foodwatch e.V. intern in zwei Einheiten aufgeteilt: Eine Einheit ist verantwortlich für unsere Aktivitäten in Deutschland, die andere – unsere „unit foodwatch international“ – koordiniert die internationalen Themen, zu denen wir in mehreren foodwatch-Ländern arbeiten. Denn nur, weil es für eine Nichtregierungsorganisation keine Möglichkeit gibt, sich in mehreren europäischen Ländern als „eine“ Organisation aufzustellen, wollen wir unsere Arbeit dennoch bestmöglich abstimmen.
Zwei Geschäftsführer leiten die Arbeit von foodwatch in Deutschland: Jörg Rohwedder ist als internationaler Direktor für die europäischen Aktivitäten verantwortlich; Dr. Chris Methmann leitet das Team von foodwatch Deutschland als Geschäftsführer. Beide Geschäftsführer bilden den Vorstand des Vereins foodwatch e.V., wobei jedes Vorstandsmitglied gemäß unserer Satzung alleinvertretungsberechtigt ist.
Die Arbeit des Vorstands kontrolliert der von den stimmberechtigten Mitgliedern gewählte Aufsichtsrat unter der Leitung von Birgit Radow. foodwatch hat etwa 81 stimmberechtigte Mitglieder sowie gut 45.000 Fördermitglieder. Höchstes Organ des Vereins ist die Mitgliederversammlung. Mehr Informationen zu dieser Struktur finden Sie in unserer Satzung sowie in diesen Fragen und Antworten.
Entsprechend unserer Satzung gibt es bei foodwatch Fördermitglieder und stimmberechtigte Mitglieder.
Unsere rund 80 stimmberechtigten Mitglieder sind diejenigen, die im Sinne des Vereinsrechts als Mitglieder gelten. Auf den Mitgliederversammlungen wählen sie zum Beispiel die Mitglieder des Aufsichtsrates oder entscheiden über die Satzung des Vereins. Unser Ziel ist es, immer mehr als 75 stimmberechtigte Mitglieder zu haben, da dies die Voraussetzung für Klagen als Verbraucherverband nach dem Gesetz gegen unlautere Werbung ist. Gleichzeitig legt unsere Satzung fest, dass die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder 100 nicht überschreiten soll. Damit soll unsere Unabhängigkeit als Verbraucherorganisation gewährleistet bleiben. Denn leider gab es in der Vergangenheit bereits Fälle, in denen etablierte Vereine unterwandert wurden – von politisch extremen Kräften oder auch von wirtschaftlichen Interessenvertretern. Das wollen wir vermeiden. Indem die Zahl der stimmberechtigten Mitglieder begrenzt ist und die Entscheidung über eine Aufnahme vom Aufsichtsrat getroffen wird, sind wir vor solchen Einflüssen hoffentlich gut geschützt.
Unsere mehr als 45.000 Fördermitglieder machen mit ihren Beiträgen unsere Arbeit erst möglich. Fördermitgliedern steht die Teilnahme an Mitgliederversammlungen offen, zudem können sie dem Aufsichtsrat Vorschläge für stimmberechtigte Mitglieder unterbreiten. Alle Fördermitglieder haben Anspruch auf eine kostenlose, individuelle Ernährungsberatung und auf Zusendung unseres kleinen Mitgliedermagazins, der „foodwatch-Nachrichten“. Fördermitglied kann jeder Verbraucherin und jeder Verbraucher einfach per Antrag über unsere Internetseite werden.
Die Aufnahme von stimmberechtigten Mitgliedern ist in unserer Satzung geregelt: Stimmberechtigtes Mitglied kann jede und jeder werden, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. Notwendig ist die Empfehlung durch zwei andere Förder- oder stimmberechtigte Mitglieder. Liegen zwei Empfehlungen vor, entscheidet der Aufsichtsrat, der von der Mitgliederversammlung gewählt wird, mit einfacher Mehrheit über die Aufnahme als stimmberechtigtes Mitglied. Auf diesem Weg ist gewährleistet, dass die stimmberechtigten Mitglieder die Hoheit über die Besetzung der Entscheidungs-Gremien haben und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer Unterwanderung so klein wie möglich gehalten wird (siehe auch die Antwort auf die Frage „Wie viele Mitglieder hat foodwatch?“). Jede Verbraucherin, jeder Verbraucher kann Fördermitglied bei foodwatch werden – am einfachsten online. Fördermitgliedern steht die Teilnahme an Mitgliederversammlungen offen, zudem können sie dem Aufsichtsrat Vorschläge für stimmberechtigte Mitglieder unterbreiten. Alle Fördermitglieder haben Anspruch auf eine kostenlose, individuelle Ernährungsberatung und auf Zusendung unseres kleinen Mitgliedermagazins, den „foodwatch-Nachrichten“.
Mitarbeiter:innen
Bei foodwatch e.V. arbeiten derzeit 8 Personen in Vollzeit und 27 in Teilzeit – das entspricht rechnerisch rund 23,5 vollen Stellen und 35 Personen. Davon arbeiten 10 Personen bei foodwatch International, der unsere gemeinsame Arbeit mit den foodwatch-Büros in Frankreich und den Niederlanden organisiert und koordiniert.
Dass sich Menschen von einer befristeten Anstellung zur nächsten hangeln müssen, finden wir nicht akzeptabel. Wir schließen unsere Arbeitsverträge deshalb grundsätzlich unbefristet ab. Ausnahmen von diesem Grundsatz machen wir nur in einem der folgenden Fälle: Wenn wir eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter befristet als Vertretung zum Beispiel während einer Elternzeit anstellen oder es einen zeitlich begrenzten Projektbezug für eine Einstellung gibt. Eine Vollzeitstelle bedeutet bei foodwatch 39 Wochenstunden. Der Urlaubsanspruch aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beläuft sich auf 30 Tage im Jahr. Über die Gehaltsstruktur informieren wir in der nächsten Frage.
Wir sind weder ein Produktionsbetrieb noch ein Handelsunternehmen. Über die Qualität unserer Arbeit entscheidet also nicht die Qualität von Produkten, sondern allein die Kompetenz der Menschen hinter foodwatch. Im Sinne unserer Mission, mehr Verbraucherrechte durchzusetzen, wollen wir gut ausgebildete, professionelle und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns gewinnen. Dabei stehen wir in der Konkurrenz mit anderen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Deshalb – und weil foodwatch alle Kolleg:innen, die sich durch ein bemerkenswert großes Engagement für unsere Sache auszeichnen, gut behandeln möchte, – wollen wir für eine angemessene Entlohnung ihrer Arbeit sorgen. Auf der anderen Seite wissen wir nur zu gut, dass wir eine durch Spenden- bzw. Mitgliedsbeiträge finanzierte Organisation sind. Zu Recht erwarten unserer Förder:innen einen sparsamen Umgang mit ihren Zuwendungen.
Unser Ziel ist es daher, den Grat zwischen Sparsamkeit und fairer, konkurrenzfähiger Bezahlung zu finden. Für alle Beschäftigten bei foodwatch gilt ein einheitliches Gehaltssystem, das das Gehalt nach Aufgabe, Erfahrung und sozialer Situation festlegt. Über das Gehalt verhandelt wird bei uns nicht. Für hauptamtliche Mitarbeiter:innen auf Vollzeitstellen (39 Wochenstunden) liegen die Brutto-Gehälter zwischen 3100 Euro und 7500 Euro im Monat. Auf dem Jobportal Kununu erreicht foodwatch 2023 eine Bewertung von 4,3 von 5 Sternen und zählt zu den 5 Prozent der Unternehmen und Organisationen mit der besten Bewertung und damit als „Top Company“.
foodwatch beteiligt sich am Monitor von Fair Share for Women Leaders und liegt dort 2023 auf Rang 24 aller 210 gelisteten Organisationen. 72 Prozent unserer Beschäftigten insgesamt sind weiblich. Frauen machen bei uns 63 Prozent der Führungskräfte aus. Der FAIR SHARE Monitor untersucht jährlich die Geschlechterverteilung in Geschäftsleitungen und Aufsichtsgremien von zivilgesellschaftlichen Organisationen und macht transparent, welche Organisationen bereits eine angemessene Repräsentation aller Geschlechter in ihren eigenen Strukturen erreichen und welche noch nicht.
Fundraising und Finanzierung
Um unabhängig agieren zu können, verzichtet foodwatch auf staatliche Gelder und finanziert sich zum ganz überwiegenden Teil aus Förderbeiträgen und Kleinspenden, die zum Beispiel im Jahr 2023 grob 90 Prozent aller Einnahmen ausmachten. Die restlichen 10 Prozent bestehen aus Großspenden und Stiftungsgeldern. Im Sinne der Transparenz veröffentlichen wir Spenderinnen und Spender ab 5.000 Euro pro Jahr auf der foodwatch-Internetseite grundsätzlich namentlich. Wenn ein Spender oder eine Spenderin aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf unserer Internetseite genannt werden möchte, veröffentlichen wir den Namen ausnahmsweise nicht unmittelbar auf der Internetseite. In einem solchen Fall machen wir auf unserer Internetseite aber transparent, dass es eine Großspende gegeben hat, zudem nennen den Namen der Spenderin oder des Spenders auf Anfrage. Wer damit nicht einverstanden ist, dessen Spende nimmt foodwatch nicht an.
Spenden der Wirtschaft nimmt foodwatch nicht an, wenn dadurch Interessenkonflikte entstehen oder Einfluss auf die inhaltliche Arbeit genommen werden soll. So sind Spenden aus der Lebensmittelindustrie grundsätzlich tabu.
Als Verbraucherorganisation müssen wir größten Wert auf die Unabhängigkeit von Politik und Wirtschaft legen, denn nur so können wir die Interessen auf dem Lebensmittelmarkt aufrichtig vertreten. Um diese Unabhängigkeit zu wahren, nimmt foodwatch grundsätzlich kein Geld vom Staat an. Außerdem verzichten wir auf Zuwendungen aus der Wirtschaft, wenn dadurch Interessenkonflikte entstehen oder Einfluss auf die inhaltliche Arbeit genommen werden soll. Konkret bedeutet das: Spenden aus der Lebensmittelindustrie und von größeren Unternehmen des Lebensmittelhandels weisen wir grundsätzlich zurück. Ab einem Betrag von 5.000 Euro im Jahr überprüfen wir alle Spenden von Unternehmen oder Einzelpersonen darauf hin, ob ein Interessenskonflikt besteht.
Um Transparenz über Einnahmen und Ausgaben herzustellen, veröffentlicht foodwatch detaillierte Angaben im Internet. An dieser Stelle werden auch Großspenden ab einem Betrag von 5.000 Euro im Jahr ausgewiesen.
Als gemeinnütziger Verein ist foodwatch von der Körperschaftssteuer befreit. Spender bzw. Fördermitglieder können ihre Zuwendungen an foodwatch von der Steuer absetzen, was unter Umständen zu einer größeren Unterstützungsbereitschaft führt. Das sind also klare finanzielle Vorteile, die der Staat uns gewährt. Er gewährt sie allerdings nicht uns, sondern hat gesetzlich geregelt, unter welchen Voraussetzungen jede Körperschaft von diesen Vorteilen profitieren kann. So heißt es in der Abgabenordnung (§ 52 AO): „Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“ Verbraucherberatung und Verbraucherschutz werden in dem Gesetz ausdrücklich als Aufgaben der Allgemeinwohlförderung anerkannt. Durch die in der Satzung festgelegten Vereinszwecke sowie durch unsere konkrete Arbeit erfüllen wir die Voraussetzung der Abgabenordnung.
Es gilt also, dass wir kein Geld vom Staat nehmen – auch wenn wir von einer gesetzlichen Regelung profitieren. Dadurch entsteht gerade keine Abhängigkeit vom Staat: Im Gegensatz zu Organisationen, die sich über staatliche Projektförderung oder Zuwendungen zum Beispiel eines Ministeriums finanzieren, ist foodwatch nicht abhängig von solchen Einzelfallentscheidungen. Wir sind nicht darauf angewiesen, dass ein Minister oder eine Ministerin mit unserer Arbeit „zufrieden“ ist, damit er oder sie unsere Arbeit finanziell unterstützt. Damit gibt es keinen Einfluss des Staates oder von Parteien auf unsere inhaltliche Arbeit oder unsere Positionen.
Den weitaus größten Teil der zur Verfügung stehenden Mittel verwendet foodwatch für die Kampagnenarbeit zur Stärkung der Verbraucherrechte. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sowohl Recherchen in Auftrag gegeben werden als auch wissenschaftliche Studien und Labortests. Die Information und Mobilisierung von Verbraucherinnen und Verbrauchern gehört ebenfalls in diesen Bereich. Auf die Medien-und Öffentlichkeitsarbeit entfällt ebenfalls ein guter Teil unseres Ausgabenbudgets. Denn ohne Berichterstattung in den Medien- und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bliebe die Arbeit von foodwatch weitgehend wirkungslos. Ziel ist es, durch unabhängige Information und Mobilisierung der foodwatch-Unterstützer sowie Druck der Öffentlichkeit Politiker und Lebensmittelkonzerne zu verbraucherfreundlichem Handeln zu bewegen. Die Förderer- und Spendenwerbung hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viele Menschen aus der Bevölkerung über die Ziele von foodwatch zu informieren und sie vom Sinn einer dauerhaften Unterstützung als Fördermitglied zu überzeugen. Dabei wird besonders auf eine wirtschaftliche Verwendung der Mittel geachtet: Für jeden Euro, den wir in diesem Bereich ausgeben, erhalten wir innerhalb von zwei Jahren 1,50 Euro bis 2 Euro zurück. Das sichert die finanzielle Basis von foodwatch und ermöglicht das Eintreten für die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher. Und besonders wichtig: Die Anzahl der Fördermitglieder verleiht der Stimme von foodwatch in der Öffentlichkeit Gewicht. Weitere Ausgaben entfallen auf die Verwaltung und die Betreuung von Förderern und Interessenten. Zur Verwaltung gehört sowohl die Ausstattung und Organisation des Büros als auch die Buchhaltung, Assistenz und Finanzierung der Büroräume. Dies bildet die stabile Basis für die Arbeit von foodwatch. Zur Förderer- und Interessentenbetreuung steht sowohl ein allgemeines Verbraucher-Telefon als auch ein spezielles Telefon für Mitglieder zur Verfügung. Zahlreiche Anfragen werden auch schriftlich per Post oder E-Mail beantwortet. Als besonderen Service bietet foodwatch seinen Mitgliedern zudem eine individuelle Ernährungsberatung an. Welche Beträge und Anteile an den Gesamtausgaben auf die jeweiligen Bereiche entfallen, veröffentlicht foodwatch jedes Jahr auf der Internetseite im Bereich Finanzen.
Neben der Kontrolle durch unseren Aufsichtsrat findet die entscheidende neutrale und externe Überprüfung der satzungsmäßigen Mittelverwendung von Spenden, Mitglieds- oder Förderbeiträgen dadurch statt, dass wir auf freiwilliger Basis den vom Steuerberater erstellten Jahresabschluss zusätzlich durch einen Wirtschaftsprüfer untersuchen lassen, um ein Wirtschaftsprüfertestat zu erhalten. Dieses Testat haben bisher alle Jahresabschlüsse von foodwatch bekommen. foodwatch beteiligt sich außerdem an der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“, einer Initiative für Transparenz bei gemeinnützigen Organisationen. Sie wird getragen unter anderem von Transparency Deutschland e.V., dem Bundesverband deutscher Stiftungen, dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), dem Deutschen Fundraising Verband und dem Deutschen Spendenrat. Ein Ziel der Initiative ist, dass die Organisationen einheitliche Angaben zu Satzung, Namen der Entscheidungsträger, Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur veröffentlichen. Dies tun wir hier.
foodwatch wurde im Jahr 2002 als gemeinnütziger Verein gegründet. Finanziell wurde der Start durch langfristige Darlehen und Spenden ermöglicht. Seit dem Jahre 2009 ist foodwatch in der Lage, seine laufenden Ausgaben in Höhe von rund einer Million vollständig durch Beiträge von Fördermitgliedern und Kleinspenden zu decken. foodwatch bemüht sich aber weiter um Großspenden und Stiftungsgelder, um zusätzliche Projekte und den Aufbau von foodwatch-Büros in anderen Ländern vorantreiben zu können. Das Startkapital betrug rund 1,5 Millionen Euro und wurde in den ersten drei Jahren zum Aufbau der Organisation eingesetzt. Etwa ein Drittel davon waren langfristige Darlehen von der GLS Gemeinschaftsbank und von Privatpersonen. Zuschüsse für die Anschubinvestitionen kamen außerdem von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Bochum, von Rolf Gerling, Clemens Haindl, Alfred Ritter und Karl-Ludwig Schweisfurth. Den Umstand, dass zwei der früheren Spender von foodwatch in der Lebensmittelindustrie aktiv waren beziehungsweise sind – was unserer heutigen Spendenpolitik nicht mehr entsprechen würde – haben wir stets transparent gemacht, zum Beispiel durch eine klare Benennung auf unserer Internetseite. Alfred Ritter hat uns in den Jahren 2002 bis 2008 aus seinem Privatvermögen Beträge in Höhe von insgesamt 250.000 Euro gespendet, vor allem hat er sich an der Anschubfinanzierung für den Aufbau von foodwatch beteiligt. Karl Ludwig Schweisfurth hat uns ebenfalls in den Anfangsjahren insgesamt 150.000 Euro gespendet. Beide Spenden gingen auf persönliche Bekanntschaften von foodwatch-Gründer Thilo Bode mit den Spendern zurück. Diese hielten eine Organisation wie foodwatch für notwendig und beteiligten sich an der Anschubfinanzierung. foodwatch hat diese Gelder angenommen, weil ein Interessenkonflikt zum damaligen Zeitpunkt nicht absehbar war. Denn in den ersten Jahren stand die Landwirtschaft, nicht aber die Lebensmittelindustrie im Fokus der Aktivitäten von foodwatch. Dies ist eine Entwicklung vor allem der Jahre ab 2008. Darauf hat foodwatch reagiert und die Spendenpraxis angepasst (siehe dazu auch unsere Antwort auf die Frage „Wie stellt foodwatch seine Unabhängigkeit sicher?“). Spenden von Alfred Ritter und Karl Ludwig Schweisfurth oder anderen Akteuren der Lebensmittelindustrie würden heute nicht mehr angenommen. Nachweislich haben die beiden Zuwendungen von Alfred Ritter und Karl Ludwig Schweisfurth keinen Einfluss auf die inhaltliche Arbeit von foodwatch gehabt. Das Unternehmen Ritter ist – wie die Süßwarenindustrie insgesamt – ein vehementer Gegner der Ampelkennzeichnung für den Fett-, Zucker- und Salzgehalt von Produkten. Das hat foodwatch selbstverständlich nicht davon abgehalten, mit einer der größten und längsten Kampagnen der Organisation für die Ampelkennzeichnung einzutreten. Auch haben wir Ritter Sport von Kritik nicht ausgenommen: In seinem Buch „Die Essensfälscher“ kritisiert foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode die CSR-Praktiken (CSR = Corporate Social Responsibility, gesellschaftliche Verantwortung) des Unternehmens, foodwatch-Veröffentlichungen haben sich etwa mit „versteckten Tierprodukten“ bei Ritter-Schokolade, die Veganern empfohlen wurde, sowie mit den aus unserer Sicht verantwortungslosen Marketingaktivitäten Ritters in Schulen befasst. Auch gegenüber der Bio-Branche hat sich foodwatch stets kritisch positioniert und mit einem Klima-Report im Jahr 2008 auf die schlechte Klimabilanz zum Beispiel der biologischen Rindfleischproduktion hingewiesen.
Als Organisation, die sich für die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher einsetzt, ist uns unsere Unabhängigkeit besonders wichtig und Voraussetzung dafür, glaubwürdig unsere Arbeit zu leisten. Wir haben uns deshalb für einen schwierigen Weg entscheiden: Ganz bewusst nehmen wir kein Geld aus der Lebensmittelindustrie und kein Geld vom Staat an. Auch bei Großspenden – darunter verstehen wir alle Spenden von 500 Euro oder mehr im Jahr – sind wir vorsichtig: Ab einem Betrag von 500 Euro im Jahr prüfen wir für jeden Zahlungseingang, ob ein Zusammenhang zur Lebensmittelindustrie besteht. Spenden (oder auch Zuwendungen von Stiftungen) von 5.000 Euro oder mehr im Jahr veröffentlichen wir Jahr für Jahr auf unserer Internetseite. So ist für jeden nachvollziehbar, dass sich Einzelpersonen oder Unternehmen nicht durch abhängig machende Großspenden die Ausrichtung unserer Arbeit erkaufen können.
Um unter diesen Voraussetzungen professionell und wirkungsvoll arbeiten zu können, sind wir auf die Beiträge von Einzelpersonen angewiesen, die uns als Einzelspender oder als Fördermitglied unterstützen. Das passt ohnehin am besten zu einer Verbraucherorganisation. Denn wie groß unser Einfluss für den Verbraucherschutz ist, hängt entscheidend von der Anzahl unserer Mitglieder ab.
Untersuchungen belegen jedoch: Nur zu einem geringen Teil treten Menschen spontan einer Organisation bei. Viele haben zudem den Eindruck „der Verbraucherschutz“ werde staatlich organisiert und finanziert – sie wissen überhaupt nicht, dass sie bei einer Organisation wie foodwatch Mitglied werden können und dies die Voraussetzung für unsere Arbeit ist. Erfahrungen von vielen Organisationen zeigen, dass rund 80 Prozent der Mitglieder angesprochen – sprich: geworben – werden müssen.
Ohne Spendenwerbung wäre unsere Arbeit also nicht möglich. Dass wir dabei niemanden „überreden“ oder „unter Druck setzen“, versteht sich von selbst. Wir lehnen solche Methoden ab – und sie wären auch nicht wirtschaftlich. Denn Mitglieder können bei uns zu jedem Zeitpunkt ohne Fristen austreten und erhalten sogar rückwirkend Beiträge erstattet. Mit anderen Worten: Würden wir Menschen zu Mitgliedschaften drängen, würde uns das finanziell auf die Füße fallen. Denn sie würden sofort wieder austreten, so dass wir keinerlei Beiträge von ihnen erhielten, die Kosten für Werbung und Verwaltung hätten wir aber dennoch gehabt. Unsere Erfahrung ist vielmehr, dass uns die allermeisten Mitglieder über viele Jahre die Treue halten. (Stand: Januar 2019)
Unser Ansatz ist es, auch bei der Spendenwerbung professionell zu arbeiten. Das heißt: Wir geben einen Teil unseres Budgets dafür aus, Menschen über unsere Arbeit zu informieren und bei Interesse als Mitglieder zu gewinnen. Ein wichtiger Maßstab ist dabei die Wirtschaftlichkeit. Was wir zur Mitgliederwerbung tun, überprüfen wir genau, um die Verschwendung von Geld (und damit Spendeneinnahmen) zu vermeiden. Deshalb schicken wir zum Beispiel keine aufwendig gestalteten Briefe wahllos an zigtausende Haushalte – das wäre kaum wirtschaftlich.
Manche Menschen sind irritiert bei der Vorstellung, dass „ihre“ Spenden oder Mitgliedsbeiträge zu einem gewissen Teil nicht in die Kampagnenarbeit fließen, sondern Maßnahmen zur Mitgliederwerbung finanzieren. Durch das Prinzip der Wirtschaftlichkeit schaffen wir es, dass wir für jeden Euro, den wir für solche Maßnahmen ausgehen, innerhalb von zwei Jahren 1,50 Euro bis 2 Euro zurück zu erhalten. Mit anderen Worten: Weil wir Geld für Mitgliederwerbung ausgeben, haben wir nicht weniger, sondern mehr für unsere Kampagnenaktivitäten zur Verfügung.
Willkürlich Telefonnummern zu kaufen oder aus dem Telefonbuch zu wählen, ist für uns tabu. Vielmehr rufen wir ausschließlich Menschen an, die sich, erstens, bereits für unsere Arbeit interessiert gezeigt haben (indem sie zum Beispiel eine E-Mail-Aktion von foodwatch unterstützt haben) und die uns, zweitens, ihre Einwilligung zu einem Anruf sowie ihre Telefonnummer gegeben haben. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, greifen wir zum Hörer, um Menschen über unsere Kampagnen zu informieren und sie – falls im Gesprächsverlauf ein Interesse klar wird – auf eine Mitgliedschaft bei foodwatch anzusprechen.
Bei diesen Gesprächen machen wir sehr gute Erfahrungen und spüren viel Interesse an unserer Arbeit. Äußerst selten – es handelt sich um eine einstellige Zahl von Fällen pro Jahr – fühlen sich Menschen durch den Anruf gestört, weil sie sich zum Beispiel nicht mehr daran erinnern können, in die telefonische Kontaktaufnahme eingewilligt zu haben. Wenn wir dann gebeten werden, nicht mehr anzurufen, respektieren wir diesen Wunsch selbstverständlich. Wir können die Telefonnummer dann für uns „sperren“ und so sicherstellen, dass auch in Zukunft kein Anruf von uns dort eingeht.
Wenn Sie dabei an ein anonymes Call-Center denken, in dem ständig wechselnde Telefonprofis eine einer Stunde lang Zeitschriftenabos, in der zweiten Stunde foodwatch-Mitgliedschaften und in der dritten Unterhosen am Telefon verkaufen, dann entspricht dies bei uns nicht der Realität. Für foodwatch telefoniert eine kleine Zahl von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eines Dienstleisters, die uns alle langjährig und persönlich bekannt sind und die zum Teil selbst foodwatch-Förderer sind. Sie kennen sich in unseren Themen sehr gut aus und identifizieren sich mit den Zielen der Organisation. Wir telefonieren ausschließlich mit angezeigter Nummer – die Rückrufe landen entweder direkt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dienstleisters oder direkt bei uns in der foodwatch-Geschäftsstelle. Und um die Datensicherheit zu gewährleisten, haben wir mit dem Dienstleister einen sogenannten AV-Vertrag (AV für Auftragsverarbeitung) abgeschlossen, der ihn und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem sorgfältigen Umgang mit persönlichen Daten verpflichtet. Dass diese nicht weitergegeben oder gar verkauft werden, ist dabei selbstverständlich.
foodwatch kann die Interessen der Verbraucher auf dem Lebensmittelmarkt nur glaubwürdig vertreten, wenn wir unabhängig von der Lebensmittelindustrie bleiben. Das ist eine grundsätzliche Entscheidung – wir unterscheiden also auch nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Unternehmen, sondern lehnen Spenden aus der Lebensmittelindustrie und von größeren Unternehmen des Lebensmittelhandels grundsätzlich ab. Um sicherzustellen, dass über Spenden kein Einfluss auf unsere Arbeit genommen werden kann, überprüfen wir alle Spenden ab einem Betrag von 500 Euro im Jahr, ob von Unternehmen oder von Einzelpersonen, auf einen Zusammenhang zu den genannten Bereichen besteht. Allerdings wollen wir private Mitgliedschaften von Menschen, die in der Lebensmittelwirtschaft arbeiten und foodwatch unterstützen möchten, nicht zurückweisen, wenn ihre Beiträge unterhalb von 500 Euro im Jahr liegen.
Wir verwenden einen Teil unseres Ausgabenbudgets – im Jahre 2022 waren es 19 Prozent – für Fundraisingaktivitäten, um zur Finanzierung unserer Arbeit Unterstützer und vor allem Fördermitglieder zu werben.
Die politische Schlagkraft einer Mitgliederorganisation hängt entscheidend von der Anzahl ihrer Mitglieder ab. Da aber Mitglieder erfahrungsgemäß nur zu einem sehr geringen Teil spontan beitreten und zu einem größeren, im Schnitt zu etwa 80 Prozent, angesprochen werden müssen, hat diese Art der Mittelverwendung einen außerordentlich hohen Stellenwert für uns. Durch eine erfolgreiche Mitgliederwerbung konnten wir mittlerweile mehr als 45.000 Mitglieder gewinnen und damit auch unseren politischen Einfluss stärken.
Aus unserer Sicht ist nicht der Anteil der Ausgaben für den Bereich Marketing entscheidend, sondern vor allem die Wirtschaftlichkeit unserer Werbemaßnahmen. Diese ist bei foodwatch sehr hoch. In einem Betrachtungszeitraum von zwei Jahren erhalten wir in etwa das Doppelte des eingesetzten Betrages zurück. Das bedeutet: Für jeden Euro, den wir für Marketing ausgeben, fließen in zwei Jahren knapp zwei Euro auf das foodwatch-Konto. Da unser Marketing zudem fast nur auf Mitgliedschaften und nicht auf Einzelspenden abzielt, erreichen wir damit eine hohe Planungssicherheit und ermöglichen auf diese Weise eine fundierte und langfristige Kampagnenarbeit.
Datenschutz
„foodwatch nimmt den Schutz Ihrer Daten sehr ernst …“ – das stimmt zwar, aber Sie kennen solche nichtssagenden Bekenntnisse von beinahe allen Unternehmen und Organisationen, meistens wortreich ausgeschmückt, aber wenig exakt. Machen wir es also konkret:
Dass wir uns an die deutschen und europäischen Datenschutzvorgaben halten, ist selbstverständlich. Um hierbei nichts zu übersehen, haben wir einen unabhängige, externe Datenschutzbeauftragten bestellt – Roman Maczkowsky von der m-privacy GmbH in Berlin. Er und seine Kolleginnen und Kollegen haben nicht nur alle unsere Abläufe durchleuchtet, sondern sie schulen das foodwatch-Team, geben uns Hinweise und überprüfen unsere Dienstleister.
In Abstimmung mit unserem Datenschutzbeauftragten haben wir die Datenschutzerklärung auf unserer Internetseite so ausgestaltet, dass sie nicht nur korrekt, sondern auch möglichst verständlich ist – und für jeden Ablauf, für jedes Onlineformular genau beschreibt, was mit den Daten passiert. Die Erklärung finden Sie in aller Ausführlichkeit hier.
Sollte eine konkrete Frage darin nicht beantwortet sein, so bitten wir Sie um Ihren Hinweis und geben gerne direkt Auskunft: Am besten per E-Mail an transparenz@foodwatch.de. (Stand: Januar 2019)
Weitere Fragen?
Sie vermissen eine Information oder haben weitere Fragen, zu der Sie auf unserer Seite keine Antwort gefunden haben? Wir geben gerne Auskunft – schreiben Sie uns einfach eine Nachricht an transparenz@foodwatch.de. Für allgemeine Anfagen und Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft wenden Sie sich bitte an service@foodwatch.de.
Für telefonische Anfragen nutzen Sie gerne unsere Mitgliederhotline. Diese erreichen Sie mittwochs von 9:30 – 12:30 Uhr und donnerstags von 14:00 -17:00 Uhr unter +49 (0)30 / 28 44 52 96.