Pressemitteilung 29.09.2019

Vor Entscheidung zu Nährwertkennzeichnung: foodwatch fürchtet Tricksereien von Julia Klöckner

  • Nutri-Score-Ampel ist wissenschaftlich getestet
  • Nutri-Score-Ampel führt zu gesünderem Einkaufsverhalten
  • Nutri-Score-Ampel bietet Herstellern Anreiz für gesündere Rezepturen

Am Montag will Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die Ergebnisse ihrer Verbraucherbefragung zur Nährwertkennzeichnung vorstellen und bekanntgeben, welches Kennzeichnungsmodell sie für Deutschland vorschlagen will. Dazu erklärt Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch: 

„Eine neue Nährwertkennzeichnung muss eine leicht verständliche Bewertung der Nährwertqualität liefern, die Hersteller zu ausgewogeneren Rezepturen animieren und die Menschen zu gesünderem Einkaufen bewegen. Mit welchem Modell diese Ziele erreicht werden, ist mit einer Meinungsumfrage allein nicht herauszufinden. Es ist nicht seriös, wenn eine Ministerin eine weitreichende politische Entscheidung allein von einer schnell gemachten Umfrage abhängig machen würde und damit sämtliche wissenschaftliche Erkenntnis ignoriert. Wir können nur hoffen, dass Frau Klöckner auch mit dem falschen Verfahren zum richtigen Ergebnis kommt und nicht versucht, die verbraucherfreundliche Ampel ins Abseits zu tricksen.

Es braucht ein einfaches Logo auf der Packungsvorderseite, das die umfassende Nährwerttabelle auf der Rückseite ergänzt. Die Nutri-Score-Ampel schneidet nicht nur in Befragungen gut ab, sondern ist auch durch zahlreiche wissenschaftliche Studien geprüft und hat sich in der Praxis bewährt. Die Nutri-Score-Ampel ist erwiesenermaßen verständlich, führt erwiesenermaßen dazu, dass die Menschen im Supermarkt zu gesünderen Lebensmitteln greifen und führt erwiesenermaßen zu ausgewogeneren Rezepten, weil die Hersteller eine bessere Bewertung erhalten wollen. Und nicht zuletzt gilt: Die Nutri-Score-Ampel existiert bereits in mehreren europäischen Ländern und ist derzeit das einzige System, das die Chance hat, zum EU-einheitlichen Kennzeichnungssystem zu werden. Das Ziel muss eine EU-weit verpflichtende Nährwertangabe bleiben.“

Die Nutri-Score-Ampel:

- … ist verständlich:
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Einkaufen hilft. Das zeigt etwa die Untersuchung einer internationalen Forschergruppe mit deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern (www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/13-05-2019-vergleich-von-front-of-pack-kennzeichnungen-zur-aufklaerung-deutscher-verbraucherinnen-ueber-den-naehrwert-von-lebensmitteln/) und für insgesamt zwölf Länder eine Studie der Universitäten Sorbonne und Kent: www.mdpi.com/2072-6643/10/10/1542/htm   

- … ist wissenschaftlich geprüft:
Der Nutri-Score ist durch mehr als 30 wissenschaftliche Studien geprüft. Eine Übersicht gibt es beim französischen Gesundheitsministerium: www.solidarites-sante.gouv.fr/prevention-en-sante/preserver-sa-sante/nutrition/article/articles-scientifiques-et-documents-publies-relatifs-au-nutri-score   

- … führt zu einem gesünderen Einkaufsverhalten:
Die französische Regierung hat in einer groß angelegten Studie unter realen Einkaufsbedingungen gezeigt, dass der Nutri-Score nachweislich zu einem gesünderen Einkaufsverhalten führt. Dafür wurden fast zwei Millionen Verpackungen in 60 Supermärkten mit verschiedenen Nährwertkennzeichnungen versehen – der Nutri-Score zeigte den stärksten positiven Einfluss auf das Einkaufsverhalten. Die Menschen kauften gesündere Produkte. Siehe: www.solidarites-sante.gouv.fr/IMG/pdf/rapport_etiquetage_nutritionnel_version_anglaise.pdf     

- … führt zu gesünderen Rezepturen:
In Frankreich hat der Nutri-Score bereits dazu geführt, dass Lebensmittelunternehmen ihre Rezepturen verbessern. So überarbeitete die französische Supermarktkette Carrefour fast 90 Rezepte (siehe: www.carrefour.eu/fr/carrefour-et-vous/actualites/nutri-score.html). Der Einzelhändler Intermarché forderte seine Zulieferer auf, mehr als 900 Rezepte neu zu formulieren, damit die Intermarché-Eigenmarken beim Nutri-Score besser abschneiden (siehe: www.usinenouvelle.com/article/comment-intermarche-va-modifier-900-recettes-pour-augmenter-ses-scores-yuka.N883175)  

- … ist eine Ergänzung zu den Angaben auf der Packungsrückseite:
Der Nutri-Score ist eine Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben auf der Packungsvorderseite eines Lebensmittels. Die Ampel ergänzt die detaillierteren Angaben in der Zutatenliste und der Nährwerttabelle auf der Rückseite. Verbraucherinnen und Verbraucher können so auf einen Blick erkennen, wie ausgewogen oder unausgewogen ein Lebensmittel ist – insbesondere bei verarbeiteten Produkten. Mehr zur Nutri-Score-Ampel unter: www.foodwatch.org/de/informieren/ampelkennzeichnung/mehr-zum-thema/nutri-score-die-wichtigsten-fragen-antworten/