Artikel 04.04.2025

Glyphosat stoppen: foodwatch fechtet Zulassung vor Europäischem Gerichtshof an

  • Pestizide

Glyphosat gilt laut WHO als wahrscheinlich krebserregend. Dennoch hat die EU-Kommission die Zulassung des Pflanzengifts im Jahr 2023 für zehn Jahre verlängert. foodwatch zieht dagegen nun vor den Europäischen Gerichtshof. 

Was ist Glyphosat? 

Glyphosat ist das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel. Die Substanz ist vor allem durch das berüchtigte Präparat „Roundup“ des US-Unternehmens Monsanto bekannt geworden, das zum Agro- und Pharmakonzern Bayer gehört. Auch in der österreichischen Landwirtschaft kommt Glyphosat zur Anwendung. 

Als sogenanntes „Totalherbizid“ vernichtet es unterschiedslos jegliche Pflanze – und kann auch für Umwelt und Menschen eine ernste Gefahr darstellen. Studien haben nicht nur einen Zusammenhang von Glyphosat mit Missgeburten und Fehlbildungen gefunden, sondern auch mit Krebs. So stufte die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörige Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Glyphosat im Jahr 2015 auf Grundlage einer umfassenden Metastudie als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen ein. Doch statt das Pestizid gemäß des Vorsorgeprinzips einfach zu verbieten, beschloss die EU-Kommission 2023 unter dem Druck der Industrie, seine Zulassung für weitere zehn Jahre zu verlängern.  

Schwere Mängel im Zulassungsverfahren

Ein Skandal, gegen den foodwatch gemeinsam mit dem Pesticides Action Network (PAN Europe) und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorgeht: Mit einer so genannten „Klage auf Nichtigerklärung“ soll die Entscheidung der EU-Kommission angefochten werden. Die Kritik: schwerwiegende Mängel im Bewertungsverfahren. Der Vorwurf: Die EU-Kommission und ihre wissenschaftlichen Agenturen haben unabhängige Studien, die auf schädliche Wirkungen von Glyphosat hinweisen, schlicht ausgeschlossen oder zugunsten industriefinanzierter Forschung ignoriert. Die Kommission selbst hatte zuvor einen Antrag auf interne Überprüfung der Zulassungsentscheidung von Glyphosat abgelehnt.   

Gemeinsam mit Le Collectif de soutien aux victimes des pesticides de l'Ouest (Unterstützungsgruppe für Pestizidopfer in Westfrankreich), France Parkinson und der französischen Verbraucherorganisation l'UFC-Que Choisir hat foodwatch international nun beantragt, dem Verfahren vor dem EuGH als Streithelfer beizutreten.  

Das Ziel: Die EU-Kommission muss Glyphosat die Zulassung entziehen, denn die Gesundheit der Menschen darf nicht zugunsten wirtschaftlicher und politischer Interessen fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden. 

Glyphosat als Ursache für Artensterben 

Glyphosat stellt eine Bedrohung für Menschen, Tiere und die Umwelt dar. Doch statt dies anzuerkennen, sind die EU-Behörden vor der mächtigen Agrarlobby eingeknickt – auf Kosten der Gesundheit der Menschen, aber auch der Fauna und Flora. Das verspritzte Glyphosat wird nämlich in Form von Tröpfchen durch den Wind verweht und verteilt sich über Bäche und Flüsse überallhin. Insekten wie z.B. Wildbienen, Honigbienen und Florfliegen verlieren so ihre Nahrungsgrundlage oder nehmen direkt gesundheitlichen Schaden. Glyphosat trägt somit auch zum Artensterben bei – was letztlich auch die globale Ernährungssicherheit gefährdet und so wiederum verheerende Folgen für die Menschen haben kann.