Der Werbeschmäh des Monats Juli geht an „Beauty Sweeties Zuckerfreie Häschen aus Fruchtgummi“. Auf der Vorderseite der Verpackung wirbt das Produkt groß mit „Natur pur“. Doch die Zutatenliste auf der Rückseite zeigt: Die Häschen sind voller Zusatzstoffe. Natur pur? Nicht wirklich! Wir Konsument*innen erwarten uns da was anderes!
„Natürliche“ Versprechen müssen nicht gehalten werden – klare gesetzliche Regelung fehlt
„Beauty Sweeties Zuckerfreie Häschen aus Fruchtgummi“ sind das ärgerlichste Beispiel, das wir in der Kategorie „Natürliche Versprechen“ gefunden haben. Entdeckt wurde es von einer aufmerksamen Konsumentin, die es auf unserer Plattform www.dasregtmichauf.at hochgeladen hat. Wir sind dem nachgegangen und haben dabei entdeckt: Es gibt viele Arten, wie Produkte uns glauben machen wollen, dass sie besonders „natürlich“ sind.
Beliebt sind Aufschriften wie „Natur pur“, „Reine Natur“, „100 % natürliche Zutaten“ oder „100 Prozent Natur“. Laut Umfragen erwarten sich Konsument*innen bei solchen Aufschriften Produkte ohne Zusatzstoffe, deren Zutaten möglichst naturbelassen und wenig verarbeite sind. Die Realität im Supermarkt kann anders aussehen, wie der foodwatch Werbeschmäh des Monats zeigt. Das Problem: Es gibt keine klare gesetzliche Regelung dafür, was ein Hersteller erfüllen muss, um sein Produkt mit „Natürlichkeit“ bewerben zu dürfen.
Zusatzstoff im „natürlichen“ Kaffee? – na geh …
Manche Produkte enthalten Zutaten, die man nicht erwarten würde, wenn sie mit „Natürlich“ werben. So zum Beispiel der NÖM „Cappuccino to go“: Er enthält den Zusatzstoff Carrageen als Stabilisator. Schließlich enthält ein Cappuccino, den man sich zuhause macht oder im Kaffeehaus bestellt, normalerweise nur Kaffee und Milch – und vielleicht noch Zucker.
„Natürlichkeit“ als Marketing-Instrument - oft ist das Konkurrenz-Produkt genauso „natürlich“
Nicht alle Hersteller packen ihre Produkte voller Zusatzstoffe und bewerben dann ihre „Natürlichkeit“. Viele Hersteller wollen sich mit ihren Produkten mit „natürlichen“ Versprechen schlicht von der Konkurrenz abheben. Dabei unterscheiden sie sich in den Zutaten kaum vom Nachbarprodukt im Regal. Beispielsweise werben Lorenz Naturals Chips Classic mit „natürlichen Zutaten“. Die Chips bestehen aus Kartoffeln, Sonnenblumenöl und Salz. Auch Clever Chips, die nicht mit „Natürlichkeit“ werben, bestehen aus diesen drei Zutaten.
Oft verzichten sie zumindest auf Zusatzstoffe. Unsre Recherche im Supermarkt hat aber ergeben, dass Aufschriften auf Lebensmitteln wie „100% natürliche Zutaten“ nichts darüber aussagen, ob ein Lebensmittel „natürlicher“ ist als ein vergleichbares Produkt. Solche Aufschriften dienen dem Marketing. Hier lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste.
foodwatch fordert: Es muss klare gesetzliche Regelungen geben, wann Hersteller ihre Produkte mit Begriffen bewerben dürfen, die „Natürlichkeit“ versprechen. Lebensmittel, die mit „Natur pur“ oder „natürliche Zutaten“ werben, dürfen keine Zusatzstoffe enthalten. Sie sollten nur so weit verarbeitet sein, wie nötig. Der Zusatz von Aromen, die Anreicherung mit Vitaminen und Mineralstoffen oder hoch verarbeitete Zutaten sollten Ausschlusskriterien für die Werbung mit „Natürlichkeit“ sein.
Werbeschmäh des Monats
Du hast dich auch schon über ein bestimmtes Produkt geärgert? Dann lade es hier hoch – und vielleicht ist dein Produkt schon bald der Werbeschmäh des Monats!