Iglo führt Lebensmittel-Ampel ein
Iglo will seine Produkte in Deutschland schrittweise ab 2019 mit einer Nährwert-Ampel nach französischem Vorbild bedrucken. Iglo ist nach Danone das zweite Unternehmen, das in Deutschland einen solchen Schritt plant. Ein guter Vorstoß – aber die Kennzeichnung ist nutzlos, wenn nur zwei Hersteller mitmachen.
Die Nährwertangaben aller Iglo-Produkte sollen dem Unternehmen zufolge schrittweise ab Anfang 2019 auf den Verpackungsvorderseiten zusätzlich mit einer Ampel vereinfacht dargestellt werden. Iglo ist nach dem französischen Konzern Danone das zweite Unternehmen, das in Deutschland auf freiwilliger Basis eine Lebensmittel-Ampel einführen will.
Französisches Vorbild: Nutri-Score
Sowohl Iglo als auch Danone wollen die sogenannte Nutri-Score-Ampel auf ihre Produkte drucken. Das Modell wurde vergangenes Jahr von der französischen Regierung – auf freiwilliger Basis – eingeführt und bereits von zahlreichen Unternehmen übernommen.
Nutri-Score wurde von Wissenschaftlern entwickelt und nimmt eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, indem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet werden. Schließlich wird das Ergebnis mit einer fünfstufigen Farbskala dargestellt, die zugleich mit den Buchstaben A-E hinterlegt ist. Ein Produkt mit einem günstigen, ausgewogenen Nährwertprofil erhält somit eine grüne Einordnung und den Buchstaben A, ein sehr unausgewogenes Produkt enthält eine rote Bewertung und den Buchstaben E.
Vergleichstest zeigt: Ampel führt zu gesünderem Einkauf
Das Nutri-Score-Modell unterscheidet sich damit von dem Ampel-Modell, das die englische Lebensmittelbehörde FSA bereits 2007 entwickelt hatte. Diese „Original-Ampel“ zeigt nicht eine einzige Farbskala, sondern vier: jeweils für die Zutaten Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz. Beide Systeme haben in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen. foodwatch würde sowohl die Einführung des britischen Originals als auch des französischen Modells befürworten.
„Erst Danone, jetzt Iglo – ein weiterer Lebensmittelhersteller erkennt, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher die Nährwert-Ampel wünschen. Aber die farbliche Kennzeichnung ist nutzlos, wenn sie nur auf Produkten von Iglo und Danone zu sehen ist. Die Idee der Lebensmittel-Ampel ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt verschiedene Produkte schnell miteinander vergleichen können – dafür brauchen wir eine einheitliche und verpflichtende Ampel-Kennzeichnung für alle Hersteller. Bundesernährungsministerin Klöckner muss ihren Widerstand gegen die Ampel endlich aufgeben.
Experten fordern gesetzliche Maßnahmen gegen Fehlernährung
Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen fordern schon länger verbindliche Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht, etwa eine verständliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben oder auch eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung an Kinder sowie eine Steuer auf gesüßte Getränke – wogegen sich die Lebensmittelindustrie vehement wehrt.
Der deutsche Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta hatte auch schon einmal eine Ampelkennzeichnung freiwillig eingeführt, diese dann aber nach einigen Jahren wieder eingestellt, weil kein anderer Lebensmittelhersteller mitgezogen war. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung zu erarbeiten, das „gegebenenfalls vereinfacht visualisiert wird“.
Seit Ende 2016 gilt zwar für alle verpackten Lebensmittel in der EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Außerdem muss über den Energiegehalt informiert werden. Die Angaben müssen sich jeweils auf 100 Gramm bzw. Milliliter beziehen. Diese Angabe darf allerdings im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen.