Steter Tropfen senkt den Zucker
Zott, die „Genuss“-Molkerei aus Mertingen, ist immer wieder für eine Überraschung gut: Nach dem Goldenen Windbeutel 2010 für den unverantwortlichen Versuch, Eltern die Zuckerbombe „Monte Drink“ als „gesunde“ Zwischenmahlzeit für ihre Kleinen unterzujubeln, gelobte der Hersteller Besserung und kündigte an: „Produktaussagen“ würden künftig „unmissverständlich und transparent an den Verbraucher kommuniziert“, außerdem wolle man den Zuckergehalt reduzieren.
Soso. Das bescheidene Ergebnis, etwa ein Jahr danach: Eine homoöpatische Zuckerreduktion (7 anstatt 8 Würfel Zucker je Flasche) und eine neue Werbekampagne, die das Wörtchen „Zwischenmahlzeit“ außen vor lässt. Nur: Bei Licht betrachtet ist die neue Kampagne nichts als eine neue Täuschungsoffensive. Weil der öffentliche Druck nicht mehr erlaubt, die Monte-Zuckerbomben als gesunde „Zwischenmahlzeiten” zu bewerben, hat sich Zott den Fußballnationaltorwart René Adler ins Boot geholt. Als “Markenbotschafter” verkörpert er das, was die Sprache nicht mehr sagen darf: „Monte ist eine gesunde und sportliche Zwischenmahlzeit.“ Doch es geht nicht um die Wortwahl, es geht um die Botschaft. Und die bleibt die alte.
Nachdem daraufhin erneut 6.500 Beschwerden beim Puddingfabrikanten in Mertingen eingegangen waren, folgt nun das nächste Manöver: Die Monte-Produktfamilie bekommt Nachwuchs in Form einer „weniger süß“-Variante mit vergleichsweise geringen 3 Würfeln Zucker. Ein Erfolg? Jein. Einerseits gibt es nun erstmals die Alternative im Monte-Sortiment ein nicht völlig überzuckertes Produkt auszuwählen. Immerhin. Verbraucherprotest sei Dank. Andererseits – und andererseits überwiegt – ist das jetzt die perfekte Ausrede für Zott, am eigentlichen Problem keinerlei Veränderung vorzunehmen: Zuckrig-süße Puddings und Drinks, die mit sportlich-gesundem Anstrich Kinder (und Eltern) ködern. Denn das restliche Monte-Sortiment bleibt wie es ist, so scheint es.
Unser Fazit: Stückchen für Stückchen bewegt sich die „Genuss“-Molkerei. Doch von den großspurigen Ankündigungen „unmissverständlich und transparent“ kommunizieren und den Zuckergehalt der Produkte reduzieren zu wollen, ist Zott weit entfernt. Der Gesetzgeber ist jetzt am Zug. Er muss endlich dafür sorgen, dass unausgewogene Produkte nicht mehr für oder an Kinder vermarktet werden dürfen. Das ist Teil unseres 15-Punkte-Plans gegen Verbrauchertäuschung. Unterzeichnen Sie jetzt unsere zugehörige E-Mail-Aktion an das Bundesernährungsministerium: