Mai 2023: Kuner- Die Masche mit den Österreich-Fähnchen
Unser Werbeschmäh des Monats Mai geht an Kuner Original Mayonnaise. Die Österreich-Fahne auf der Kuner Mayonnaise kann Konsument*innen leicht in die Irre führen. Woher die Rohstoffe tatsächlich kommen, verrät der Saucen-Hersteller nicht. foodwatch Österreich findet: Wenn Österreich draufsteht, muss auch Österreich drin sein.
Kuner wirbt mit den Farben rot-weiß-rot - und die beliebteste Mayonnaise Österreichs will dieses Kuner Produkt sein. Wenn Konsument*innen aber nach den Herkunftsangaben der wichtigsten Rohstoffe suchen, suchen sie vergeblich. Eier aus Freilandhaltung und hochwertiges Sonnenblumenöl sollen in der Tube stecken. Herkunftsangaben sind auf der Verpackung nicht zu finden.
Warum Kuner meint, die beliebteste Mayonnaise Österreichs zu sein, das ist es für Konsument*innen nicht nachvollziehbar.
Österreich-Bezug macht attraktiv
Die Herkunft der Lebensmittel ist für viele in Österreich lebende Menschen sehr bedeutend. Das bestätigt eine Umfrage der AMA Marketing Agentur.
Aufschriften wie: „Qualität aus Österreich", „Hergestellt in Österreich“, oder „Abgepackt in Österreich“ - oft in Kombination mit rot-weiß-roten Fähnchen - scheinen für Hersteller immer attraktiver zu werden. Sie können für uns Konsument*innen aber irreführend sein. Diese Botschaften bedeuten nämlich nicht, wie man vielleicht annimmt, dass wir damit ein regionales Produkt kaufen.
Seit 1. April 2020 gilt eine EU-Verordnung, die die Fähnchen-Masche durchschaubarer machen sollte. Sie trägt den sperrigen Namen „EU- Durchführungsverordnung zur Herkunftskennzeichnung der primären Zutaten". Die Verordnung gilt für verpackte, verarbeitete Lebensmittel. Sie gilt dann, wenn die Hersteller mit dem Bezug zu einem bestimmten Land oder einer Region werben.
Das bedeutet: Sobald eine Österreich-Fahne auf der Verpackung abgebildet ist, muss der Hersteller die Herkunft der primären Zutat(en) des Produkts angeben, und zwar nur dann, wenn die NICHT aus Österreich stammt
Steht auf dem Produkt mit Österreich-Fähnchen also kein weiterer Hinweis zur Herkunft, müssen Konsument*innen sich darauf verlassen, dass die primären Rohstoffe tatsächlich aus Österreich kommen. Doch das ist nicht immer so eindeutig. Und die EU-Verordnung bietet zahlreiche Schlupflöcher, die Konsument*innen leicht in die Irre führen können.
„Das beliebteste Produkt Österreichs“
Fähnchen wie auf der Mayonnaise fallen zwar prinzipiell unter die EU-Verordnung. Hier zeigt sich aber klar, wie rechtliche Schlupflöcher Konsument*innen in die Irre führen können. Der Hersteller Kuner schreibt in seine rot-weiß-rote Banderole „Österreichs beliebteste Mayonnaise“. Damit äußert sich der Hersteller lediglich über den Beliebtheitsgrad in der Region Österreich. Er muss aber keine Angaben zur Herkunft der primären Zutaten machen. Und die müssen nicht aus Österreich kommen.
Vor einem Jahr war’s die Vogelgrippe - und heute?
Viele Konsument*innen wollen wohl genauer wissen, was es mit der Österreich-Fahne auf der Kuner Mayonnaise auf sich hat. Im April 2022 nahm Unilever, der Konzern, zu dem die Marke Kuner gehört, bezüglich einer Anfrage des ORF Stellung. Damals lautete die Antwort: Die Eier und das Sonnenblumenkernöl stammen zwar aus der EU, aber nicht aus Österreich. Die Eier könnten sie wegen der versorgungskritischen Situation, die wegen der Vogelgrippe herrscht, nicht aus Österreich beziehen.
Und wieso konnte Kuner das Öl nicht aus Österreich beziehen? Darauf gab das Unternehmen keine Antwort.
Ein Jahr später hat foodwatch nachgefragt: Wie sieht das mit den Eiern und dem Öl heute aus? Die Antwort ist ein knapper Verweis auf ihre Website, auf der es ebenfalls keine Infos zur Herkunft der relevanten Zutaten – Eier und Öl – gibt. Auch deshalb hat foodwatch Kuner mit seiner Mayonnaise zum Werbeschmäh des Monats gekürt.
Es geht auch anders…
Felix macht es für Konsument*innen durchschaubarer. Auch sie werben mit der rot-weiß-roten Fahne. Allerdings sieht man gleich auf den ersten Blick, dass die Eier und das Rapsöl aus Österreich stammen. Da macht der Österreich-Bezug unserer Meinung nach Sinn. Konsument*innen bekommen laut Verpackung, wovon sie auf den ersten Blick ausgehen: ein Produkt mit Hauptzutaten aus Österreich.
Woher kommen die Rohstoffe wirklich?
„Qualität aus Österreich"
Knorr wirbt bei seinen Kartoffelprodukten mit „Qualität aus Österreich“. Zur Herkunft der Kartoffeln gibt es keine weiteren Angaben. Hier müssen Konsument*innen davon ausgehen, dass die Kartoffeln aus Österreich stammen. Wieso gibt der Hersteller das dann aber nicht einfach an?
Fokus auf einen Rohstoff
Auch ein beliebtes Beispiel, wie Hersteller mit dem Österreich-Fähnchen werben: den Fokus auf einen Rohstoff legen. In Österreich scheinen da vor allem Milchprodukte oder Eier sehr beliebt - denn viele Konsument*innen ist es wichtig, woher diese Produkte stammen.
Die Firma Ölz verwendet diesen beliebten Marketing-Trick: Da eine wichtige Zutat für den Topfenstrudel – nämlich der Topfen - aus Österreich stammt, darf Ölz die Fahne verwenden. Wer genauer hinschaut, sieht dann aber, dass weitere wichtige Zutaten, nämlich Mehl und Vollei, aus der EU stammen. Das Produkt hat außer dem Topfen wohl nicht viel Heimisches zu bieten.
„Abgepackt in Österreich"
Auch der Bio-Tee von Willi Dungl wirbt auf der Vorderseite mit einer Österreichischen Fahne und dem Hinweis „Abgepackt in Österreich“. Wer genau schaut, findet unter dem Bio-Kennzeichen den Hinweis: Rohstoffe aus der EU und sogar aus der „Nicht-EU“. Also stammen die Zutaten von irgendwoher.
„Abgefüllt in Österreich"
Bei dem Maiskeimöl von Clever sticht einem ein rot-weiß-rotes Herz ins Auge. Woher der Mais kommt - das erfahren wir Konsument*innen nicht. Das Maiskeimöl ist „abgefüllt in Österreich“. Der Hinweis zur Herkunft lautet: „Maiskeimöl anderer Herkunft“. Auch das ist durch die EU-Verordnung zur Kennzeichnung der Herkunft für Primärzutaten gedeckt. Für Konsument*innen ist das trotzdem wenig hilfreich. Und ein weiterer Beleg, wie lückenhaft diese Verordnung ist.
foodwatch fordert: eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung aller Zutaten bei Produkten, die mit Herkunftsangaben werben – die Primärzutaten sind hier nicht genug!
Angaben wie „XY anderer Herkunft“ sind schlichtweg keine sinnvollen Angaben für Konsument*innen.