foodwatch-Statement zu Gesetzentwurf für neue Tierhaltungskennzeichnung: „Cem Özdemir täuscht Verbraucher:innen“
Bundesagrarminister Cem Özdemir hat einen Referentenentwurf für eine neue Tierhaltungskennzeichnung vorgelegt. Dazu erklärt Matthias Wolfschmidt, Tiermediziner und internationaler Strategiedirektor bei der Verbraucherorganisation foodwatch:
"Cem Özdemirs neues Label wird Qual und Leid in den Ställen nicht beenden. Der Agrarminister verspricht vollmundig, seine geplante Haltungskennzeichnung fördere eine ‚artgerechte‘ und ‚tiergerechte‘ Nutztierhaltung – das ist eine massive Täuschung der Öffentlichkeit. Das Label kennzeichnet lediglich die verschiedenen Haltungsformen – ob und wie viele Tiere Schmerzen und Schäden erleiden, ist Herrn Özdemir offenbar egal, denn das wird gar nicht erfasst. Wissenschaftliche Studien zeigen seit Jahren: Nutztiere in Deutschland leiden massenhaft an Krankheiten und Schmerzen – und zwar in allen Haltungsformen, von bio bis konventionell. Ein Label, das lediglich über die Unterschiede in der Haltung informiert, ändert rein gar nichts an millionenfachen Krankheiten und am Leiden von Nutztieren.
Egal aus welcher Haltungsstufe: Wer im Supermarkt nach Joghurt, Käse oder Fleisch greift, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Produkt in der Hand, das von einem kranken Tier stammt. Massenhaft leiden Milchkühe an schmerzhaften Euterentzündungen, Hühnern brechen die Knochen und Schweine haben Lungenentzündungen, offene Wunden, Abszesse. Daran ändert Cem Özdemir nichts – schlimmer noch: Sein neues Haltungslabel gaukelt den Verbraucher:innen sogar vor, sie könnten durch ihre Kaufentscheidungen das Elend der Nutztiere lindern.
80 Prozent der Verbraucher:innen erwarten seit Jahren, dass bessere Lebensbedingungen für alle Nutztiere in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben werden. Statt konsequent für das grundgesetzlich garantierte Staatsziel Tierschutz einzutreten und wirklichen Tierschutz in allen Tierhaltungsbetrieben sicherzustellen, betreibt der Minister im Grunde die gleiche Verbraucher:innen-Täuschungspolitik wie seine Amtsvorgänger:innen.