Goldener Windbeutel 2014
Über 158.000 Stimmen registrierte foodwatch bei der Online-Wahl 2014. Das Verbrauchervotum war eindeutig: Knapp 46 Prozent der Stimmen entfielen auf die Alete Trinkmahlzeiten ab dem 10. Monat. foodwatch verleiht den Goldenen Windbeutel 2014 deshalb an Nestlé.
Die Kandidaten 2014
- Coca-Cola: Glacéau Vitaminwater
Coca-Cola peppt billiges Wasser mit Aromen, Farbstoffen und Vitaminzusätzen auf und vermarktet es wie Wunderprodukte, beispielsweise für das Immunsystem. Dabei sind die Vitaminzusätze überflüssig, wir sind in Deutschland ausreichend mit den meisten Vitaminen versorgt. Ein typisches Functional-Food-Produkt: Erfunden, um Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Eine 500ml-Flasche kostet etwa 1,80 Euro im Handel.
Hintergrundinfos und Herstellerkorrespondenz
- Unilever: Knorr activ Hühnersuppe
Anders als der Name „Hühnersuppe“ es vermuten lässt: Die Knorr activ Hühnersuppe enthält kein Hühnerfleisch, sondern lediglich 1 Prozent billiges Hühnerfett. Die Werbeaussage „ohne geschmacks-verstärkende Zusatzstoffe“ ist ebenfalls ein Schwindel: Die Suppe enthält Hefeextrakt und damit auch geschmacksverstärkendes Glutamat.
Hintergrundinfos und Herstellerkorrespondenz
- Coop eG: Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb
Obwohl Coop mit „unser Norden“ und „aus der Region – für die Region“ wirbt, stammen die verarbeiteten Äpfel nicht alle aus Norddeutschland. Der Saft trägt beim Bio- Siegel den kleinen Hinweis „EU-Landwirtschaft“, das Rohstoffe aus der gesamten EU erlaubt. Auf eine Nachfrage von foodwatch, welcher Anteil der Äpfel aus welchen Ländern importiert wird, wollte Coop eG keine Auskunft geben. Das Handelsunternehmen wirbt mit der Herkunft, die tatsächliche Herkunft der Äpfel offenlegen will es hingegen nicht.
Hintergrundinfos und Herstellerkorrespondenz
- Mondelez: Belvita Frühstückskeks
Mondelez erweckt durch die Bezeichnung „Frühstückskeks“ und Aussagen wie „Energie für den ganzen Vormittag“ oder „mit 5 Cerealien aus dem vollen Korn“ den Eindruck, der Keks wäre ein empfehlenswertes Frühstück. In Wahrheit ist es eine Süßigkeit mit bis zu 27 Prozent Zucker. Von den „5 Cerealien aus dem vo llen Korn“ sind zudem zwei nur zu 1,1Prozent enthalten (Dinkel, Roggen).
Hintergrundinfos und Herstellerkorrespondenz
- Nestlé: Alete Trinkmahlzeit ab 10. Monat
Seit Jahren warnen Kinderärzte und Wissenschaftler vor Trinkmahlzeiten für Ba bys, da diese zu Überfütterung führen und Karies fördern. Dennoch empfiehlt Nestlé die Produkte als „vollwertige“ Mahlzeit für Säuglinge ab dem 10. Monat. Damit nicht genug: Mit Aussagen wie „reich an Calcium & Vitamin D für gesundes Knochenwachstum“ verleiht Nestlé den Produkten sogar einen gesunden Anstrich. Das ist unverantwortlich!
Hintergrundinfos und Herstellerkorrespondenz
Der Goldene Windbeutel 2014 für Nestlé mit seiner Marke Alete
Der Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres 2014 geht an den Nahrungsmittelkonzern Nestlé mit seiner Marke Alete. Die Negativ-Auszeichnung ist mehr als verdient: Weil solche hochkalorischen Trinkmahlzeiten Überfütterung und Kariesbildung fördern, warnen Ärzte seit langem vor dem Verzehr – Nestlé verkauft sie dennoch wie gesunde, babygerechte Produkte. foodwatch forderte Nestlé daher auf, das Produkt vom Markt zu nehmen.
Das Ergebnis
Einen Monat lang hatten die Verbraucher und Verbraucherinnen auf www.goldener-windbeutel.de unter fünf Kandidaten über die dreisteste Werbelüge des Jahres abgestimmt. Dabei kam es zu einer Rekordteilnahme: Insgesamt gingen mehr als 158.000 gültige Stimmen ein und damit so viele wie noch nie bei einer Wahl zum Goldenen Windbeutel. Auf die „Alete Trinkmahlzeiten“ entfielen 45,8 Prozent der Stimmen (mehr als 72.000).
Die Verleihung
Ein Produkt, vor dem Kinderärzte warnen, das Nestlé aber als babygerecht und gesund verkauft – dafür hat der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten. Den Negativpreis aber wollte Nestlé bei der Preisverleihung am 1. Oktober 2014 jedoch nicht annehmen.
Unternehmenssprecher Achim Drewes erklärte vor dem Nestlé-Hochhaus lediglich, Nestlé sei der Kritik von Kinderärzten mit Produktänderungen bereits vor Jahren nachgekommen. Tatsächlich hatte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Trinkbreie bereits 2007 als „unverantwortlich“ bezeichnet und einen Vermarktungsstopp gefordert. Nestlé reagierte darauf mit einigen Produktänderungen – nach wie vor jedoch bestätigt die DGKJ ihre Kritik an den Produkten.
Nestlé handelt ohne Rücksicht auf die Gesundheit von Säuglingen und setzt seine Werbelügen zu Lasten von Babys unbeeindruckt fort, denn anders als von Nestlé behauptet warnen Kinderärzte auch weiterhin vor Trinkmahlzeiten wie denen von Alete.