Dr. Oetkers Antwort auf die E-Mail-Aktion
Wie reagiert Dr. Oetker auf die Kritik an seinem Schokoladenpudding „Pur Choc 75% Kakao Tansania edelbitter“? Ganz einfach: Das Unternehmen benennt die Mogelpackung einfach um – zumindest in dem Antwortschreiben an die Teilnehmer der Mitmach-Aktion. Ansonsten sind sich die Bielefelder Puddingproduzenten keiner Schuld bewusst. In der Schule gäbe es für die Rechentricks des Unternehmens in Mathe zwar die Note 1 – in Ethik aber eine glatte 6.
Mehr als 3.500 Verbraucher haben sich bei Dr. Oetker über die Aufmachung des Schokoladenpuddings „Pur Choc 75% Kakao Tansania edelbitter“ beschwert. Denn der erweckt den Eindruck, dass es sich um ein Produkt mit einem besonders hohen Kakaoanteil handelt. Unübersehbar wird auf der Verpackung das Versprechen „75% Kakao in der Schokolade“ beworben. Dumm nur, dass Pur Choc gerade einmal 2,5% Schokolade enthält. Damit stecken in einem Becher Pudding letztendlich nur 1,875% Kakao aus Tansania.
In seinem Antwortschreiben bestätigt Dr. Oetker, dass der Pur-Choc nicht einmal 2% Tansania-Kakao enthält. Der Grund dafür: „Schokoladenpudding besteht aus verschiedenen Zutaten wie z.B. Milch, Stärke, Zucker sowie die für den Geschmack verantwortliche Schokolade und das Kakaopulver“. Das hat auch niemand bezweifelt. Weiter heißt es: „Ein Pudding mit 75% Kakao wäre ungenießbar“. Auch das ist richtig. Was man bei Dr. Oetker aber anscheinend nicht einsehen will: Der groß gezogene Aufdruck „75%“ – der darunter stehende Schriftzug „Kakao in der Schokolade“ ist ungefähr zehnmal kleiner – erweckt bei Verbrauchern den Eindruck, dass es sich hier um ein besonderes gehaltvolles, da hochprozentiges Produkt handelt. Erst durch einen genauen Blick in die Zutatenliste und mehrere Rechenschritte wird klar, dass der beworbene Kakaoanteil gerade einmal 1,875% des Gesamtproduktes ausmacht.
Interessanterweise nennt Dr. Oetker das Produkt in seinem Antwortschreiben an die Teilnehmer der Aktion mittlerweile „Pur Choc 75% Kakao in der Schokolade Tansania Edelbitter“ – auf den Internetseiten des Unternehmens ist jedoch nach wie vor von „Pur Choc 75% Kakao Tansania edelbitter“ die Rede.
Weil die Bezeichnung „Tansania edelbitter“ nahelegt, es könnte sich bei der Schokolade im Pur-Choc-Pudding um Edelschokolade handeln, wollten foodwatch und die 3.500 Teilnehmer der Mitmach-Aktion außerdem wissen, ob die Schokolade tatsächlich aus Edelkakao hergestellt wird. Für Dr. Oetker erneut die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, „dass die Bezeichnung ‚Schokolade edelbitter‘ nicht gleichzusetzen ist mit Edelschokolade“.
Das sehen weite Teile der Lebensmittelindustrie jedoch anders: Nach gängigem Handelsbrauch – Gewohnheiten, die sich im Geschäftsverkehr eingebürgert haben und die als Regeln befolgt werden – sollen bei Edelschokolade mindestens 40% der verarbeiteten Kakaomasse aus Edelkakao bestehen. Ein Handelsbrauch, denn man bei Dr. Oetker anscheinend nicht kennt. Oder geflissentlich ignoriert. Denn schließlich ist herkömmliche Schokolade deutlich billiger als Edelschokolade.
Das Beispiel zeigt übrigens einmal mehr ganz deutlich: freiwillige Regeln wie „Handelsbräuche“ nutzen Verbrauchern herzlich wenig, denn sie können sich nicht darauf verlassen. Wenn es keine klaren, nachvollziehbaren und verpflichtenden Regeln für die Verwendung bestimmter Qualitätsbegriffe gibt, dann ist Verbrauchertäuschung Tür und Tor geöffnet.
Abschließend erklärt Dr. Oetker, es sei nicht die Absicht des Unternehmens gewesen, die Verbraucher zu täuschen. Vielmehr hoffe man, durch die Stellungnahme „die entstandenen Missverständnisse“ ausgeräumt zu haben. Schöner wäre es jedoch, Dr. Oetker würde endlich die Aufmachung seines Pur-Choc-Puddings aufräumen und die irreführende Werbung mit Prozentangaben und Rechentricks unterlassen.