Supermärkte nehmen Mineralöle endlich ernst
Deutschlands große Supermarktketten machen offenbar ernst im Kampf gegen gesundheitsgefährdende Mineralöle in Lebensmitteln. Nachdem Aldi Süd kürzlich seinen Lieferanten vorgeschrieben hatte, dass sämtliche Eigenmarken frei von Mineralölen sein müssen, wollen nun auch andere Handelskonzerne Rückstände aus ihren Lebensmitteln verbannen.
Die großen Handelsketten in Deutschland setzen sich endlich ernsthaft mit gesundheitsgefährdenden Mineralölen in Lebensmitteln auseinander. Man strebe eine "weitest mögliche Vermeidung" an und fordere dazu die Lieferanten auf, entsprechende "vorbeugende und Minimierungsmaßnahmen" zu ergreifen, erklärte beispielsweise Aldi Nord auf Anfrage von foodwatch. Auch die Lebensmittelhändler Edeka, Real, Metro und Netto rückten in Schreiben an foodwatch deutlich von der Position des Lobbyverbandes BLL ab. Der führende Verband der Lebensmittelindustrie hatte kürzlich erklärt, Mineralöle in Lebensmitteln seien "bedingt tolerierbar" und stellten "keine Gefahr für die Verbrauchergesundheit" dar.
Druck von foodwatch zeigt Wirkung
foodwatch hatte zehn große Handelskonzerne schriftlich gefragt, ob sie dem Beispiel von Aldi Süd folgen und die gleichen Lieferentenstandards setzen werden. Geantwortet haben Aldi Nord, Edeka, Kaiser's Tengelmann, Metro, Netto und Real. Die Firmen Globus, Lekkerland, Penny und Rewe haben indes nicht reagiert.
Das Umschwenken der Handelsketten zeigt: Der Druck von foodwatch wirkt. Aldi Süd hatte vor kurzem angekündigt, keinerlei Mineralölverunreinigung mehr in den Lebensmitteln seiner Eigenmarken zu dulden. Und jetzt gestehen auch andere Handelsriesen das gesamte Ausmaß des Problems ein. Ein klares Abrücken von der Haltung des Lobbyverbands der Lebensmittelwirtschaft, dem Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Dieser hatte kürzlich erklärt, Mineralöle in Lebensmitteln seien "bedingt tolerierbar" und stellten "keine Gefahr für die Verbrauchergesundheit" dar.
Kinder besonders betroffen
Sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen jedoch vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Mineralölen. Insbesondere die aromatischen Mineralöle (MOAH) stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein; die sogenannten gesättigten Mineralöle (MOSH) reichern sich in den Körperorganen an und können diese schädigen. Ausgerechnet Kinder nehmen besonders viele gesättigte Mineralöle auf .
In den vergangenen Monaten hatten verschiedene Untersuchungen - unter anderem von Öko-Test, dem Bayerischen Landesgesundheitsamt und Stiftung Warentest - immer wieder Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln nachgewiesen. Den umfangreichsten Labortest hatte foodwatch im Oktober 2015 veröffentlicht. Demnach war jedes fünfte getestete Lebensmittel in Deutschland (9 von 42 Produkten) mit MOAH belastet.