August 2024: Eskimo rettet Eis – echte Nachhaltigkeit oder Greenwashing?
Cremissimo wirbt mit dem Versprechen, dass bis zu 40% des Inhalts aus „gerettetem Eis” bestehen. Doch schaut man sich die Verpackung genauer an, finden sich wenig Hinweise, was es mit dem „geretteten Eis” auf sich haben soll. Was auf den ersten Blick wie eine vielversprechende Nachhaltigkeitsstrategie erscheint, hinterlässt bei genauerem Hinsehen eher den Eindruck von cleverem Marketing, das Konsument:innen in die Irre führt.
Was steckt hinter dem „geretteten Eis”?
Der Eiscremehersteller Eskimo behauptet, bei seiner Marke Cremissimo mit einem innovativen Verfahren zur Wiederverwertung von nicht verwendetem Eis einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung zu leisten.
Eskimo gibt an, bei der Herstellung nicht verwendetes Eis einzuschmelzen und mit hochwertigen Zutaten zu einer neuen Eissorte zu verarbeiten. Laut Eskimo soll dies die Lebensmittelverschwendung um mehrere Tonnen pro Jahr reduzieren. Das Verfahren wird allerdings nur bei der Sorte „Schokolade” eingesetzt.
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Fehlende Transparenz und ein gleichbleibender Preis
Die genaue Definition und Menge des „geretteten Eis” bleibt vage. Eskimo gibt keine detaillierten Informationen darüber, wie dieses Eis „gerettet“ wird, welche Mengen tatsächlich verwendet werden und wie diese Menge im Verhältnis zur Gesamtproduktion steht.
„Mehrere Tonnen” an gerettetem Eis erscheinen im Verhältnis zur gesamten Produktionsmenge und den in Österreich anfallenden vermeidbaren Lebensmittelabfällen verschwindend gering. Der tatsächliche Einfluss auf die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ist unklar und könnte als bloße Marketingstrategie – sogenanntes Greenwashing – interpretiert werden.
Und außerdem: wenn das Eis tatsächlich zu einem nennenswerten Anteil an wiederverwertetem Eis besteht, warum wird es dann nicht zu einem vergünstigen Preis angeboten? Durch die Verwendung der Eisreste müsste Eskimo doch Einsparungen bei der Herstellung machen. Trotzdem bleibt der Verkaufspreis aber gleich bei 7,26 Euro pro Liter.
Das sagt der Hersteller
Diese fehlende Transparenz wirft Fragen auf: Welche Kriterien und Prozesse liegen der Rettung des Eises zugrunde? Warum entstehen diese Eisreste überhaupt, und könnte dieser nicht im Vorhinein vermieden werden? Welche konkreten Zahlen gibt es zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung durch diese Maßnahme? Warum werden keine detaillierten Angaben gemacht? Wir haben bei Eskimo nachgefragt und bisher leider keine Antwort auf unsere Fragen erhalten.
Ein paar Fakten
Die Jahresproduktion von Eskimo beläuft sich auf 159 Millionen Liter Eis. Das macht Eskimo zur beliebtesten Speiseeismarke in Österreich und die Muttergesellschaft und Global Player Unilever zum Marktführer im Eis-Segment.
Allein in Österreich entstehen jährlich 790.790 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle, davon 121.800 Tonnen in der Lebensmittelproduktion.
foodwatch findet: Konsument:innen wird immer wichtiger nachhaltig einzukaufen – das nutzen Hersteller aus. Eskimo führt mit der Formulierung „mit bis zu 40% gerettetem Eis” Konsument:innen in die Irre, da es nicht nachvollziehbar ist, wie viel Eis hier „gerettet” wird und ob es sich dabei dann auch um einen relevanten Einfluss auf die Reduktion von Lebensmittelverschwendung handelt. Hinzu kommt der weiterhin gleiche Preis – wir finden, dass Unilever hier schamlos das umweltbewusste Handeln von Konsument:innen ausnutzt und damit auch noch extra Kasse macht. Für Hersteller sollten klare und überprüfbare Standards für Nachhaltigkeitsbehauptungen gelten, damit Unternehmen nicht länger mit irreführenden Werbebotschaften arbeiten können.
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