September 2024: Julius Meinls Donau-Marille – Irgendwo zwischen Donau und Täuschung
Wer zur „Donau-Marille” Konfitüre von Julius Meinl greift, mag erwarten, dass sich darin Marillen mindestens aus Österreich, eigentlich aber aus der Donauregion Wachau befinden. Dem ist aber oft nicht so. Die Marillen stammen aus verschiedenen europäischen Ländern.
Die Bezeichnung „Donau-Marille” der österreichischen Marke Julius Meinl lässt erwarten, dass die Konfitüre eine enge geographische Verbindung zur Donau-Region Österreichs hat. Schließlich haben Marillen, insbesondere aus Gebieten der Donau und der Wachau, eine besondere kulturelle Bedeutung in Österreich: Aus ihnen wird die Lieblingsmarmelade der Österreicher:innen gemacht. Wenn Werbung und Etikett die österreichischen Konsument:innen eine regionale Herkunft der Zutaten erwarten lassen, dann sollten diese auch von da kommen: In diesem Fall von der Donau und eigentlich sogar aus der Wachau.
Produziert wird die Konfitüre in Italien; laut den Produktdetails auf der Webseite stammen die Marillen aus „den besten Anbaugebieten Europas” – eine schwammige Aussage, in der jeder Bezug zur Donau-Region fehlt.
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Geschützte Herkunftsbezeichnung ignoriert
Es wird sogar noch irreführender: Als wir online nach der „Donau-Marille” von Julius Meinl suchen, fiel uns sofort der Vorschautext zum Shop-Link auf. Dieser bezeichnet die Wachau als Herkunftsgebiet.
Die Wachauer Marille ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung und trägt den Zusatz (g.U.). Produkte, die diesen Namen tragen, müssen aus der Wachau stammen.
Die „Donau-Marille"-Konfitüre erweckt den falschen Eindruck, dass die Marillen aus der geschützten Wachau-Region an der Donau stammen. Dass ein österreichisches Traditionsunternehmen wie Julius Meinl mit so einer irreführenden Bezeichnung wirbt, ohne die genaue Herkunft auf dem Produkt deutlich anzugeben, sehen wir besonders kritisch. Eine solche Etikettierung wird den Anforderungen an eine klare und transparente Produktkennzeichnung nicht gerecht.
Die Reaktion von Julius Meinl
Wir haben beim Hersteller nachgefragt, woher die verwendeten Marillen stammen und was es mit der irreführenden Herkunftsangabe auf sich hat.
Da Unsere Donaumarille aus Gebieten rund um die Donau stammen - derzeit aus Ungarn und Serbien können wir die Namenswahl Donau-Marille rechtfertigen. Der von Ihnen angegebene Onlineshop wird von der Firma Meinl Internet Commerce GmbH betrieben und ist ein eigenständiges Unternehmen [...]
Julius Meinl schränkt hier die Herkunft auf „aus Donaugebieten in Ungarn und Serbien” mit einem „derzeit” ein. Das ist transparent und ehrlich. Es entspricht aber nicht der Herkunftsangabe und kann sich jederzeit ändern, sodass die Marillen aus vielen anderen europäischen Ländern stammen können.
Der Hinweis auf die Meinl Internet Commerce GmbH ist rechtlich sicher richtig, wirkt aber auch so, als habe Julius Meinl nicht die volle Verantwortung für die Inhalte auf der Webseite. Ein Blick ins Firmenbuch zeigt, dass die Meinl Internet Commerce GmbH zu 100% Thomas Meinl gehört, der lange auch der Unternehmensleitung von Julius Meinl angehörte.
Die Suchmaschinenbeschreibung wurde mittlerweile geändert, der Vorschautext stellt jetzt keinen Bezug zu Donaumarillen aus der Wachau mehr her.
Die Aussagen zur Herkunft bleiben vage und lassen offen, welche spezifischen Regionen mit „Gebieten rund um die Donau” gemeint sind.
„Derzeit” kommen die Früchte für die Konfitüre aus Donaugebieten in Ungarn und Serbien und so passt die Herkunft zum Produktnamen, aber die typischen Erwartungen österreichischer Konsument:innen werden nicht erfüllt.
Hier ist die ganze Antwort zum Nachlesen.
Herkunft aufgeklärt, aber die Transparenz fehlt noch immer
Da Julius Meinl als bekannte österreichische Marke mit der Bezeichnung „Donau-Marille" eine regionale Herkunft vermuten lässt, sollte die genaue Herkunft der Marillen transparent und präziser kommuniziert werden, insbesondere auf dem Produktetikett.
Übrigens: Die Marille hat einen besonderen Stellenwert in der österreichischen Küche. Sie ist nicht nur die Lieblingsmarmeladensorte der Österreicher:innen, sie zieht zur jährlichen Marillenblüte in der Wachau zehntausende Besucher:innen innerhalb weniger Tage in die Donau-Region
foodwatch fordert: Wenn Julius Meinl den Begriff „Donau-Marille” verwendet, sollte die Herkunft der Marillen am Produktetikett angegeben werden. Für Produkte, die mit Herkunftsangaben werben oder mit ihrem Namen geographische Assoziationen wecken, sollte es eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung aller Zutaten bei Produkten geben.
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