Ampel-Test: Zucker-Rot für viele Kinderprodukte
Im Rahmen einer eigenen Kampagne kämpfen die großen Lebensmittelkonzerne gegen die Ampelkennzeichnung. foodwatch zeigt, warum die beteiligten Unternehmen so große Angst vor der Ampel haben: Für ihre Frühstücksflocken und Kinderjoghurts würde es rote Punkte nur so hageln.
foodwatch hat 32 Kinderlebensmittel beispielhaft mit der Ampelkennzeichnung versehen. Ausgewählt wurden Produkte derjenigen Hersteller, die mit einer eigenen Initiative gegen die Ampelkennzeichnung kämpfen. Im Auftrag der Lebensmittelkonzerne macht eine eigens engagierte PR-Agentur unter dem Titel "Ausgezeichnet informiert" Werbung für die GDA-Kennzeichnung, die sich die Industrie ausgedacht hat. Mitglieder der Initiative sind unter anderem Coca-Cola, Danone, Kellogg's, Nestlé, PepsiCo und Unilever. foodwatch hat Produkte ausgewählt, die explizit als Kinderprodukte beworben oder häufig von Kindern gegessen werden, wie zum Beispiel Cornflakes, Ketchup oder Fanta.
Zu viel Zucker in Kinderprodukten
So gut wie alle Kinderprodukte sind übersüßt: Nur zwei der 32 Lebensmittel bekommen in punkto Zuckergehalt eine grüne Ampel, eines davon, weil es mit Süßstoffen versetzt ist. 26 zeigen eine rote Ampel und sollten damit nur selten verzehrt werden. Den höchsten Zuckerhalt weisen die Kellogg's Smacks auf, die mit 43 Gramm pro 100 Gramm fast zur Hälfte aus Zucker bestehen. Interessant: Die klassischen Corn Flakes haben in der Gruppe der Fühstücksflocken zusammen mit den Rice Krispies den niedrigsten Zuckergehalt und zeigen immerhin eine gelbe Ampel.
"Vollkorn-Garantie" für Zuckerbomben
Obwohl es sich also im Grundsatz um Süßigkeiten handelt, wollen die Hersteller ihre stark zuckerhaltigen Frühstücksprodukte als wertvollen Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung erscheinen lassen. Zum Beispiel, indem Nestlé auf den Cini Minis auf einen Anteil von 31 Prozent Vollkorn hinweist und gleichzeitig in großen Lettern und mit einem eigenen Siegel eine "Nestlé Cerealien Vollkorn Garantie" abgibt: Mindestens 30 Prozent Vollkorn würde in allen Nestlé-Cerealien stecken.
Um den Gesundheitsanspruch der Süßigkeiten weiter zu unterstreichen, werden auf der Verpackung allgemeine Ernährungs-Statements abgedruckt. Nestlé schreibt zum Beispiel im Zusammenhang mit seiner Vollkorn-Garantie: "Es wird immer wieder betont, auf die gesunde Ernährung der ganzen Familie zu achten. Um Ihnen dabei zu helfen, stellt Nestlé alle seine Cerealien aus bestem Vollkorngetreide her. So bekommt Ihre Familie alle Vorteile von Vollkorn und kann gleichzeitig den gewohnt leckeren Geschmack genießen." Nestlé als edler Helfer, der durch die Hintertür aber einen Sack Zucker mitbringt.
GDA warnt nicht vor hohem Zuckergehalt
Die Initiative "Ausgezeichnet informiert" wirbt dafür, die Nährwerte auf Basis einer empfohlenen Tageszufuhr zu kennzeichnen, die aber wissenschaftlich umstritten ist. Bei diesem sogenannten GDA-System (GDA = guideline daily amount) werden lediglich Zahlen und Prozente angegeben. Eine farbliche Einordnung, bezogen auf eine einheitliche Menge von 100 Gramm oder Milliliter, lehnt die Lebensmittelindustrie strikt ab. Die Gegenüberstellung von foodwatch zeigt jedoch, dass die GDA-Angaben kaum die ernährungsphysiologische Wertigkeit eines Lebensmittels widerspiegeln. In punkto Fett zum Beispiel zeigen auch gelb "geampelte" Produkte nur GDA-Werte im unteren einstelligen Prozent-Bereich. "Cini Minis" von Nestlé bestehen beispielsweise zu fast 10 Prozent aus Fett. Die GDA-Angabe zeigt aber nur einen Wert von 4 Prozent und signalisiert damit: kein Problem. Selbst die hohen Zuckerwerte kommen in der GDA-Bewertung vergleichsweise harmlos weg und ziehen meist nur Werte im einstelligen Prozentbereich nach sich.