Nachricht 06.12.2024

Bio-Müsli beendet „Immun-Werbung“

istock / sergeyryzhov

Nach foodwatch-Kritik will der Müsli-Hersteller Barnhouse sein Krunchy Fruchtmüsli nicht mehr „Immune Plus“ nennen. Andere Firmen täuschen jedoch weiter.

Das Krunchy-Früchtemüsli von Barnhouse klingt verlockend: Neben frischen Beeren prangt der Titel „Immune Plus“ und „reich an Vitamin C“ auf der Verpackung. Die Botschaft ist eindeutig: Wer das Müsli isst, tut seiner Gesundheit und seinen Abwehrkräften etwas Gutes. Erst im Kleingedruckten auf der Verpackungsrückseite wird klar: Das Müsli enthält gerade einmal 1,6 Prozent getrocknete Schwarze Johannisbeere und noch kleinere Mengen Beerenpulver.

Teure Zuckerbombe als Immun-Booster?

Dagegen stecken in dem Müsli 18 Prozent Zucker, das entspricht mehr als 19 Zuckerwürfel pro 325-Gramm-Verpackung. Wäre die Lebensmittelampel Nutri-Score verpflichtend, dann müsste der Hersteller ein gelbes C auf die Verpackung drucken. Auch der Preis des Immun-Müslis ist im Vergleich zu vielen anderen Früchte-Müslis hoch: Es kostet 4,29 Euro und damit etwa drei Mal so viel wie ein Bio-Früchtemüsli von dm.

Verstoß gegen EU-Recht

Die Gesundheitswerbung von Barnhouse ist nicht nur dreist – sondern ein klarer Verstoß gegen die europäische Health Claims-Verordnung, die Verbraucher:innen vor irreführenden Werbeversprechen schützen soll. 

Lebensmittelunternehmen dürfen nur mit solchen Aussagen werben, die zuvor ein Zulassungsverfahren unter Beteiligung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erfolgreich durchlaufen haben und in einer EU-weiten Liste stehen. Zugelassen ist etwa die Aussage, dass Vitamin C  „zu einer normalen Funktion des Immunsystems beiträgt“. Dies erlaubt Herstellern aber nicht, ihre Produkte als Ganzes zum Beispiel „Immun-Müsli“ zu nennen. 

Barnhouse lenkt ein

foodwatch hatte Barnhouse - neben anderen Lebensmittelherstellern - wegen seiner irreführenden Immun-Werbung kritisiert und mit weiteren rechtlichen Schritten gedroht. Barnhouse hat reagiert und in einer Unterlassungserklärung gegenüber foodwatch angekündigt, sein Produkt nicht mehr „Immune Plus“ zu nennen. Dies soll ab April 2025 geschehen, bis dahin wolle das Unternehmen seine restlichen Chargen vertreiben.

Dass Barnhouse sein Zucker-Müsli nicht mehr als Plus für das Immunsystem bewirbt, ist ein wichtiges Signal an die Branche, die mit täuschenden Gesundheitsversprechen Profite macht.
Rauna Bindewald Recherche und Kampagnen

dm und Voelkel müssen nachziehen!

foodwatch hatte neben Barnhouse auch die Drogeriekette dm und den Safthersteller Voelkel abgemahnt. 

Die dm-Eigenmarke Mivolis vermarktet einen Obst-Quetschie als „Immun Smoothie für Kinder“ und platziert das Produkt im Markt neben Nahrungsergänzungsmitteln. Hauptbestandteil ist Fruchtpüree, angereichert mit zugesetzten Vitaminen. Trotz des Hinweises „ohne Zuckerzusatz“ enthält das Produkt rund zehn Prozent Zucker – Fruchtzucker, der nachweislich ebenso ungesund ist wie Haushaltszucker. Der Quetschie bekäme den Nutri-Score D, die zweitschlechteste Bewertung.

Voelkel vermarktet seinen BioC-Multifruchtsaft als Stärkung für das Immunsystem. Zwar enthält der Saft positive Bestandteile wie Vitamine, er enthält aber auch 7,8 Prozent Zucker. In einem 250-Milliliter-Glas stecken somit rund 20 Gramm Zucker. Zur Einordnung: Die WHO empfiehlt einer erwachsenen Frau, idealerweise maximal 25 Gramm Zucker pro Tag zu sich zu nehmen. 

Dm und Voelkel müssen jetzt nachziehen und auf ehrliches Marketing setzen. Süße Kinderquetschies oder zuckrige Fruchtsäfte als Immun-Kick anzupreisen – das ist dreist und verstößt obendrein gegen geltendes Recht.

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