Chips im foodwatch-Test: Acrylamidgehalt steigt teilweise
foodwatch hat 13 Sorten Kartoffelchips auf Acrylamid testen lassen. Bei sechs Sorten ist die Belastung im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, nur bei vier Produkten wurden niedrigere Werte gemessen. Die höchste Konzentration der krebsverdächtigen Substanz enthält ein Bioprodukt.
Testsieger im Chipstest 2008 wurden die Stapelchips "Rusti Chips Paprika" des Discounters Lidl. Sie enthalten 89 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm. Die Bio-Chips vom Testverlierer Alströmer "Organic Paprika" enthalten dagegen mit 1.000 Mikrogramm elf Mal soviel Acrylamid.
Internationale Gremien haben Acrylamid als wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Die teilweise hohen Werte bedeuten, dass die Verbraucher beim Einkauf unnötigen Risiken ausgesetzt sind. Denn die Acrylamidbelastung ist weder erkennbar, noch veröffentlichen Firmen und die Behörden ihre Messergebnisse.
Die Hersteller können den Acrylamidgehalt durchaus beeinflussen: durch die Auswahl der Kartoffeln, die Art ihrer Lagerung, den Bräunungsgrad der Chips. Doch ohne Druck bemühen sie sich nicht ausreichend darum. foodwatch testet seit 2003 regelmäßig Kartoffelchips auf Acrylamid und veröffentlicht die Ergebnisse. Dadurch ist es gelungen, die durchschnittliche Belastung um etwa die Hälfte zu verringern. Aktuelles Beispiel: "Pringles Paprika" von Procter & Gamble waren im Test 2007 mit 1.600 Mikrogramm am stärksten belastet. foodwatch veröffentlichte die Werte und startete eine E-Mail-Aktion, Presse und Fernsehen berichteten darüber umfangreich. Die Ergebnisse 2008 zeigen, dass Procter & Gamble den Acrylamidgehalt inzwischen um 70 Prozent reduziert hat. Der Marktführer hat seine Lektion also gelernt. Doch damit ist er noch lange nicht am Ende seiner Möglichkeiten. Immerhin enthalten die Pringles-Chips noch fünf Mal so viel Acrylamid wie die Stapelchips von Lidl.
Wirksamer Wettbewerb nur durch Kennzeichnungspflicht
Obwohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beim Thema Acrylamid ein "ernstzunehmendes gesundheitliches Risiko" erkennt, gibt es keine gesetzlichen Regelungen zum Acrylamidgehalt. Die Bundesregierung hat lediglich einen unverbindlichen "Signalwert" definiert, ab dem sie Gespräche mit den Herstellern führt. Um den Acrylamidgehalt konsequent zu senken, reicht es aber nicht, sich auf die freiwilligen Bemühungen der Hersteller zu verlassen. Die Bundesregierung muss im Gegenteil den niedrigsten technisch möglichen Wert verbindlich vorschreiben. foodwatch fordert zudem, den Acrylamidgehalt direkt auf der Verpackung anzugeben und alle Messwerte zu veröffentlichen. Nur dann könnte ein wirksamer Wettbewerb um die niedrigste Belastung einsetzen.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll die Tagesdosis an Acrylamid ein Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Ein 20 Kilogramm schweres Kind darf demnach vom Testverlierer "Alströmer Organic Paprika" gerade einmal 20 Gramm verzehren, also etwa 13 einzelne Chips (siehe Bild), und keine weiteren Acrylamid-haltigen Lebensmittel wie Toast oder Frühstücksflocken zu sich nehmen.