Newsletter 11.04.2014

Die 4 wahnwitzigsten Lebensmittelgesetze

Hallo und guten Tag,

„Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute!“ - Wenn es nach der Nahrungsmittelindustrie geht, ist die foodwatch-Kritik an den Zuständen im Lebensmittelmarkt nichts als Panikmache und böswillige Skandalisierung! Doch ich frage Sie: Wie entstehen dann all die Gammelfleisch-, Dioxin- oder Pferdefleischfälle, wenn angeblich alles in bester Ordnung ist? Und warum kommen diese Fälle immer erst dann ans Licht, wenn wir das Gammelfleisch, die falsche Lasagne oder die Dioxin-Eier schon verspeist haben?

Am liebsten würden die Nahrungsmittelhersteller uns dafür auch noch verantwortlich machen. Dabei ist die Erklärung einfach: Es sind die miserablen Gesetze, die die Gammelfleischbetrüger und Futtermittelpanscher, aber nicht uns Verbraucher schützen. Gesetze, die sich so lesen - und das ist kein an den Haaren herbeigezogener Verdacht - als seien sie von den Lobbyisten gleich selbst geschrieben. Lange wollte ich das selbst nicht glauben, ich dachte mir: Wir leben doch nicht in einer Bananenrepublik! Aber je mehr ich mich mit der wahnwitzigen  Rechtslage befasst habe, umso fassungsloser war ich.
Beispiele gefällig? Das ist meine Hitliste der irrsinnigsten Lebensmittelgesetze:

Platz 4: Die Mehrheit der Verbraucher lehnt Gentechnik im Essen ab. Das nützt ihnen aber nichts. Denn Gesetze schreiben zwar vor, dass zwischen Feldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu anderen Feldern gewisse Abstände eingehalten werden müssen. Wie weit der ist, ist aber von Land zu Land verschieden. Mal sind es 150, mal sind es 500 Meter. So weit, so absurd. Denn Bienen fliegen erstens in unterschiedlichen Ländern nicht unterschiedlich weit - und zweitens fliegen sie ohnehin nicht nur ein paar Meter, sondern mehrere Kilometer. Sie wollen sich partout nicht an die Abstandsregeln halten und es sich auch nicht verbieten lassen, Gen-Pollen auf andere Pflanzen zu übertragen...

Platz 3: Fische aus der Ostsee sind oft stark mit Dioxin belastet. Weil Dioxin hochgiftig ist, gibt es Grenzwerte, die uns schützen sollen - eigentlich…Denn wenn Sie jetzt denken, dass sich diese Grenzwerte danach richten, wie viel Dioxin für uns vertretbar ist: Irrtum! Unsere Gesundheit spielt für die Höhe der Limits eine untergeordnete Rolle - entscheidend ist vor allem die Frage, wie hoch die Fische tatsächlich belastet sind. Enthält ein Produkt besonders viel Dioxin, wird der Grenzwert raufgesetzt, damit genügend Ware auf den Markt kommen kann. Auf den Punkt gebracht: Je mehr Gift vorhanden ist, umso mehr wird auch erlaubt!

Platz 2: Zucker in größeren Mengen ist unserer Gesundheit NICHT zuträglich. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen…Aber wieviel Zucker braucht denn der menschliche Körper eigentlich? Die Wahrheit ist: Er braucht GAR KEINEN Zucker! Er bildet ihn sich selbst. Das wiederum ist noch nicht allgemein bekannt. Kein Wunder: Denn seit Jahren steht auf Lebensmitteln, wie viel Prozent der „empfohlenen Tageszufuhr“ Zucker ein Produkt enthält. Woher diese Empfehlung kommt? Die hat sich der Europäische Lobbyverband der Lebensmittelindustrie - damals noch unter dem schönen Namen CIAA (das zweite A ist wichtig!) - mal eben selbst ausgedacht. Und die EU hat's ins Gesetz geschrieben. Nicht nur das: Das Europaparlament lehnte es sogar ab, die Werte wissenschaftlich überprüfen zu lassen! Es wird uns also die Aufnahme eines Stoffes EMPFOHLEN, der völlig überflüssig ist. Das ist in etwas so, als würde die Tabakindustrie uns eine tägliche Menge Nikotin empfehlen…

Liebe foodwatch-Interessenten, solche Beispiele sind es, die uns bei foodwatch auf die Palme bringen. Mit solchen Gesetzen verkauft die Politik uns Verbraucher für dumm! Das wollen wir uns nicht bieten lassen. Deshalb stärken Sie die Verbraucher-Lobby und werden Sie Förderer/Förderin bei foodwatch!

Sie haben noch nicht genügend Beispiele für verkorkste Gesetze gelesen? Eines habe ich noch - und dieses Gesetz schlägt dem Fass wirklich den Boden aus!

Mein Platz 1: Hätte Uli Hoeneß keine Fehler in seine Selbstanzeige eingebaut, müsste der prominenteste Steuersünder der Republik zwar jetzt nicht ins Gefängnis gehen, aber natürlich die Steuern nachzahlen und noch einen kräftigen Aufschlag drauflegen. Von den Privilegien der Futtermittelhersteller können Steuerhinterzieher dagegen nur träumen: Die gehen völlig straffrei aus, wenn sie den Behörden melden, dass Gift in ihrem Tierfutter steckt. Und zwar sogar dann noch, wenn sie die Meldung erst dann machen, wenn das Futter schon verkauft, das Gift längst verfüttert und über Eier oder Fleisch in die Nahrungskette gelangt ist. Denn es gilt ein Verwendungsverbot“: Die Informationen aus der Selbstanzeige dürfen strafrechtlich nicht gegen das Unternehmen verwendet werden. Es ist nicht zu fassen: Ein Gesetz, das Betrug nicht verhindert, sondern gerade dazu einlädt!

Jetzt sind Sie dran: Sind wir bei foodwatch die Skandalisierer? Oder ist es der eigentliche Skandal, dass Politiker solche Gesetze machen? Wir finden: Wer solche Regelungen verabschiedet, gefährdet nicht nur uns Verbraucher, sondern auch unsere Demokratie!

Mögen uns all die Minister und Abgeordneten, die solche hanebüchenen Regelungen machen, und die Unternehmen, die von diesen Regeln profitieren, noch so oft Skandalisierung vorwerfen: Wir werden nicht aufhören, diese verkorksten Gesetze zu kritisieren! Schließen Sie sich unserer Kritik an! Machen Sie uns stärker, indem Sie Förderin/Förderer von foodwatch werden. Wir versprechen Ihnen: Wir werden keine Ruhe geben, bis vermeidbare Gesundheitsgefahren wirklich unterbunden sind! Und wir werden nicht locker lassen, bis wir Verbraucher wirklich vor Tricks und Täuschungen geschützt sind! Bitte helfen Sie uns dabei und werden Sie Förderer/Förderin von foodwatch!

Unterstützt von mehr als 28.000 Mitgliedern konnten wir einen kleinen Anfang machen. Doch unsere Arbeit muss weiter gehen: Wir müssen noch viel lauter werden, damit sich kein Politiker mehr traut, Giftpanscher straffrei davon kommen zu lassen! Bitte seien auch Sie dabei, machen Sie unsere Bewegung stark und werden Sie ein Teil von foodwatch:

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Vielen Dank und herzliche Grüße,

Ihr

Martin Rücker
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

P.S.: Geld ist das eine. Die Anzahl unserer Förderer spielt aber auch eine große Rolle, um uns als Organisation Gehör zu verschaffen. Je mehr Unterstützer wir haben, desto leichter können wir Druck ausüben. Deshalb: Werden Sie bitte Förderin/Förderer und kämpfen Sie gemeinsam mit uns für Ihr Recht!