Erster Getränkehersteller in Deutschland will Nutri-Score-Ampel einführen
Coca-Cola lehnt verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung ab
Als erster Getränkehersteller in Deutschland hat die Unternehmensgruppe Frankenbrunnen angekündigt, die Nutri-Score-Ampel auf ihre Produkte zu drucken. Das bestätigte das Unternehmen, zu dem insgesamt 19 Getränkemarken zählen, gegenüber der Verbraucherorganisation foodwatch. Coca-Cola, der weltgrößte Produzent von Erfrischungs- und Zuckergetränken, erklärte hingegen, man habe „derzeit nicht vor, Nutri-Score einzuführen“. Das Unternehmen teste in verschiedenen Ländern ein anderes Kennzeichnungsmodell, hieß es in einem Schreiben an foodwatch. Die Verbraucherorganisation kritisierte die Haltung von Coca-Cola und forderte gleichzeitig weitere Lebensmittelunternehmen auf, beim Nutri-Score mitzumachen. Unter anderem haben bereits Aldi, Nestlé, Danone, Lidl und Iglo erklärt, die Farbkennzeichnung einzuführen. Viele Getränkehersteller lehnen den Nutri-Score bisher ab, weil zuckrige Getränke wie Limonaden oder Eistees eine eher schlechte Bewertung bekommen. Daher sei der Schritt der Unternehmensgruppe Frankenbrunnen, die auch Limonaden produziert, bemerkenswert, so foodwatch.
„Es geht voran: Immer mehr Lebensmittelunternehmen in Deutschland wollen den Nutri-Score auf ihre Produkte drucken, und jetzt zieht auch die Getränkeindustrie mit. Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wünschen sich den Nutri-Score. Doch Marktführer Coca-Cola ignoriert den Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher und die überwältigenden wissenschaftlichen Fakten. Der größte Getränkekonzern der Welt muss erklären, warum er sich der verbraucherfreundlichsten Nährwertkennzeichnung verweigert“, sagte Luise Molling von foodwatch.
Ernährungsministerin Julia Klöckner hatte kürzlich ihren Widerstand gegen die Nutri-Score-Ampel aufgegeben. Grundlage ihrer Entscheidung war das Ergebnis einer Verbraucherumfrage, die zugunsten des Nutri-Score ausgefallen war. Frau Klöckner kündigte eine Verordnung an, die es deutschen Unternehmen in Zukunft ermöglichen soll, den Nutri-Score freiwillig zu nutzen. Eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene ist nach europäischem Recht nicht möglich. foodwatch forderte Julia Klöckner deshalb auf, sich in Brüssel dafür einzusetzen, die Nutri-Score-Ampel zum verpflichtenden Modell in der EU zu machen.
Der in Frankreich und Belgien bereits eingeführte Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an – in einer fünfstufigen Skala von "A" auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes "C" bis zu einem roten "E" für die ungünstigste.