Nachricht 19.10.2010

EU-Kommissar gegen Klonfleisch, aber für Produkte von Klon-Nachfahren

  • Klonfleisch

Die europäischen Verbraucher sollen auch in den kommenden fünf Jahren kein Fleisch geklonter Tiere kaufen können. Jedoch sollen Fleisch und Milch von Nachkommen geklonter Tiere freigegeben werden. Das hat EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli am Dienstag in Brüssel vorgeschlagen. Lebensmittel, die direkt von Klontieren stammen, sollen demnach weiter nicht für den Verzehr in Europa zugelassen. Auch der Import geklonter Tiere und von Klonfleisch bliebe verboten.

Dem Vorschlag müssen die Mitgliedsstaaten und das Europaparlament, das ein totales Verbot fordert, zustimmen. Anders als in den USA und Kanada sind in der EU bisher weder Fleisch noch Milchprodukte auf dem Markt, die von geklonten Tieren stammen. In den Handel könnten diese Lebensmittel erst nach einer aufwendigen Prüfung der Behörden gelangen, bislang wurde aber nach EU-Angaben keine Zulassung erteilt.

Nicht auszuschließen ist aber, dass Produkte der Nachkommen von Klon-Schaf Dolly & Co in die Supermärkte kommen, weil es dafür kein explizites Verbot gibt. Im Sommer war in Großbritannien das Fleisch von Nachkommen einer Klohnkuh in die Nahrungskette geraten. Es gebe keinerlei Gesundheitsbedenken, sagte Kommissar Dalli.

Laut EU-Vorschlag dürften Züchter und Landwirte auch weiter Samen und Embryonen geklonter Rinder, Schweine und anderer Tiere aus Nicht- EU-Ländern importieren. Die Bauern werden aber verpflichtet, das Material zu kennzeichnen und in einer Datenbank zu speichern. Nach Angaben der EU-Kommission stammt nur 2,5 Prozent des Rinder-Samens, der in der EU bei der künstlichen Befruchtung eingesetzt wird, aus dem außereuropäischen Ausland.

Europa dürfe bei dieser Technik nicht den weltweiten Anschluss verlieren - deshalb will die EU-Kommission das Klonen begrenzt zulassen. „Klonen soll erlaubt bleiben für wissenschaftliche Zwecke und die Erhaltung bedrohter Tierarten“, sagte Dalli.

Damit der Vorschlag Gesetz wird, müssen die Mitgliedsstaaten und das Europaparlament noch zustimmen. Streit ist programmiert, denn die Aufweichung des strikten Klonverbots stößt im EU-Parlament auf Widerstand. Die Abgeordneten wollen das Verbot auch auf Samen und Embryonen ausdehnen und hatten im Juli bereits weiterreichende Regeln verlangt.

„Die Menschen in Europa wollen und brauchen kein Klonfleisch, daher ist ein eindeutiges Verbot nötig“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der konservativen Mehrheitsfraktion im Parlament, Peter Liese (CDU). Die Mehrheit der EU-Staaten hatte zuletzt gefordert, das Verbot auch auf die erste Generation der Nachkommen geklonter Tiere auszudehnen.

(dpa)