EU-Kommission bestätigt Krebsgefahr durch Mineralöle
Die Europäische Kommission hat Gesundheitsgefahren durch Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln offiziell anerkannt – will aber dennoch keine konkreten Maßnahmen zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher ergreifen. Das geht aus einer Stellungnahme vom 16. Januar 2017 an die EU-Mitgliedsstaaten hervor.
Die Gefahr durch Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln ist seit Jahren bekannt. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stehen „aromatische Mineralöle“ (MOAH) unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein; die sogenannten gesättigten Mineralöle (MOSH) reichern sich in den Körperorganen an und können diese schädigen.
Jetzt hat auch die Europäische Kommission in einer Empfehlung an die EU-Mitgliedsländer die Gesundheitsgefahren offiziell anerkannt – empfiehlt aber trotzdem keine Schutzmaßnahmen. Stattdessen solle das Problem in den nächsten Jahren weiter beobachtet werden: "Aromatische MKW [Mineralölkohlenwasserstoffe] können als genotoxische Karzinogene wirken, während einige gesättigte MKW sich im menschlichen Gewebe anreichern und zu Nebenwirkungen in der Leber führen können", heißt es in dem Papier der Kommission. Deshalb sei es wichtig, „für eine Überwachung von MKW zu sorgen, um die relative Belastung von Lebensmitteln [...] besser zu verstehen.“ Die Empfehlung aus Brüssel: Jeder europäische Mitgliedstaat solle „unter aktiver Beteiligung von Lebensmittelunternehmern“ Tests durchführen und die Ergebnisse bis Februar 2019 an die EU weiterreichen.
Verbraucher in Europa weiterhin nicht geschützt
foodwatch kritisiert, dass die Bürgerinnen und Bürger in Europa somit weiter erheblichen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt werden. Dabei mangelt es nicht an Testergebnissen, sondern vielmehr an wirksamen gesetzlichen Maßnahmen. Zahlreiche Laboranalysen – beauftragt von foodwatch, aber auch etwa von Stiftung Warentest oder von Landesbehörden in Deutschland – hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln nachgewiesen. Zudem liegen unzählige im Auftrag der Lebensmittelindustrie durchgeführte Laboranalysen vor.
Mehr als 100.000 fordern Grenzwerte
Die Europäische Kommission muss endlich handeln und Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln festlegen, fordert foodwatch. Außerdem sollten sogenannte „funktionelle Barrieren“ für alle Lebensmittelverpackungen aus Papier vorgeschrieben werden, die den Übergang von Mineralölen ins Lebensmittel verhindern. Bei einer E-Mail-Protestaktion an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis unterstützen bereits mehr als 110.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden diese Forderung.
Mineralöle können auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen – beispielsweise beim Anbau oder Transport. Eine wesentliche Quelle für Verunreinigungen sind Verpackungen aus Altpapier: Darin enthaltene Mineralöle aus Druckfarben sowie etliche andere gefährliche Substanzen wie Weichmacher und Lösungsmittel können auf Lebensmittel übergehen.