foodwatch-Labortest: Donuts, Berliner und Croissants großer Ketten enthalten nur geringe Mengen schädlicher Transfette – Behörden-Tests zeigen aber: Fettgebäck zum Teil stark belastet - foodwatch fordert EU-weite Grenzwerte
Berlin, 19. April 2017. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat bei einem Labortest nur geringe Mengen industrieller Transfette in Donuts, Berlinern und Croissants von Bäckerei- und Fastfood-Ketten festgestellt. Dass noch immer Produkte mit Transfetten belastet sind, zeigt hingegen eine Abfrage von Prüfergebnissen deutscher Behörden: Demnach enthalten „Fettgebäcke aus Hefe“ (also Krapfen, Berliner oder Schmalzkuchen) im Durchschnitt mehr als zehn Prozent Transfettsäuren im Fettanteil. Der in Dänemark und zahlreichen anderen Ländern geltende Grenzwert für industrielle Transfette liegt hingegen bei lediglich zwei Prozent. foodwatch forderte einen solchen Grenzwert auch für Deutschland.
„Die Minimierung von industriellen Transfetten in Backwaren ist problemlos möglich, das zeigt unser Labortest. Aber deutsche Behörden finden in Krapfen und Co. noch immer hohe Mengen der gefährlichen Fette. Solange es keine verbindlichen Grenzwerte gibt, haben die Behörden in diesen Fällen keine Handhabe“, erklärte Oliver Huizinga von foodwatch. „Die EU-Kommission, das Europaparlament, ja sogar große Lebensmittelkonzerne wie Mars und Nestlé haben sich für EU-weite Höchstwerte für industrielle Transfettsäuren ausgesprochen. Nur Deutschland sträubt sich, klar Position zu beziehen. Bundesernährungsminister Christian Schmidt darf dem Gesundheitsschutz in Europa nicht länger im Weg stehen.“
foodwatch hatte beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Messdaten aus den Jahren 2014-2017 abgefragt und die Ergebnisse zu insgesamt 2.633 Proben erhalten. „Fettgebäcke aus Hefe“ enthielten im Durchschnitt mehr als zehn Prozent Transfettsäuren im Fettanteil, in manchen Fällen sogar mehr als 30 Prozent. Zum Teil waren auch bei Pommes frites erhöhte Transfette gemessen worden. Margarinen und Streichfette hingegen enthielten nur geringe Mengen.
Auch bei den nun von foodwatch getesteten Donuts und Berlinern lag der Anteil der Transfettsäuren am Fettanteil bei unter zwei Prozent. Untersucht wurden unter anderem Produkte von McDonald‘s, Burger King, Dunkin’ Donuts, Back Factory und Kamps. Mittlerweile haben zumindest die großen Bäckerei- und Fastfoodketten das Problem also offenbar im Griff. Die leicht erhöhten Werte bei Butter-Croissants sind auf die natürlicherweise in Butter enthaltenen Transfettsäuren zurückzuführen. Diese natürlich vorkommenden Transfette werden nach aktuellem Wissensstand weniger kritisch gesehen als industrielle Transfette.
Industrielle Transfettsäuren entstehen vor allem durch das Härten pflanzlicher Öle. Laut dem Bundesernährungsministerium können beispielsweise Popcorn, Kekse, Croissants, Pommes, Berliner oder Donuts höhere Mengen enthalten. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge erhöht kein anderer Nährstoff je Kalorie das Risiko für Herzkrankheiten so sehr wie Transfette.
Tatsächlich sind die Gehalte von industriellen Transfettsäuren in Deutschland rückläufig, der Anteil an Transfettsäuren in der Ernährung ist in den vergangenen Jahren gesunken. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die Höhe der derzeitigen Aufnahme von Transfetten unbedenklich – zugleich nehmen jedoch etwa acht Millionen Menschen in Deutschland über Lebensmittel mehr Transfettsäuren auf als von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen. Die DGE stellte noch im Mai 2016 fest, dass weitere Anstrengungen zur Reduzierung der Gesamtzufuhr von Transfettsäuren sinnvoll seien.
Das Europäische Parlament, die Europäische Verbraucherschutzorganisation BEUC, das European Heart Network und auch die Lebensmittelkonzerne Mondelez, Kellogg’s, Mars und Nestlé haben sich für EU-weit verbindliche gesetzliche Grenzwerte in Lebensmitteln nach dem Vorbild Dänemarks ausgesprochen. Auch die EU-Kommission hat in einem Bericht deutlich gemacht, dass gesetzliche Grenzwerte der beste Weg sind, um die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen.