Strom, Sprit und Gas vom Acker - foodwatch
Rund eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern - vor allem, weil sie sich Nahrungsmittel nicht leisten können. Zugleich steht die im Westen politisch geförderte Erzeugung von „Bio“-Energie in direkter Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln. Die Folge sind steigende Preise von Nahrungsmitteln und damit eine Verschlimmerung des Hungers, besonders in Entwicklungs-und Schwellenländern. Auch die Ökobilanz von „Bio“-Energie ist nachweislich schlecht.
Die Herstellung von Energie aus pflanzlichen Rohstoffen gilt als klimaschonende Alternative zu Energie aus endlichen, fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas oder Kohle, da Pflanzen nachwachsen und nur so viel CO2 freisetzen, wie sie während der Zeit des Wachsens aufgenommen haben. Mit der Einführung der sogenannten „Bio“-Energie – die Bezeichnung ist irreführend, da das Produkt nicht mit Methoden der ökologischen Landwirtschaft hergestellt wird - in Form von Strom und Treibstoff sollten Treibhausgas-Emissionen verringert werden.
„Bio“-Energie wird seit 2009 EU-weit gefördert
Die Europäische Union beschloss 2009 eine Richtlinie, die einen Mindestanteil von zehn Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen im Verkehrssektor vorsah. In Deutschland war ein Gesamtanteil der erneuerbaren Energien von 20 Prozent bis zum Jahr 2020 geplant. Treibende Kraft der Initiative war die Kraftfahrzeugindustrie, die die drohenden Verbrauchsobergrenzen für Kraftfahrzeuge durch die Beimischung von Pflanzen-Ethanol in den Kfz-Kraftstoff entschärfen wollte. In Form von EU-Agrarsubventionen in Milliardenhöhe wurde die Umstellung auf den Pflanzenkraftstoff marktfähig gemacht. Auch die Herstellung von „Biogas“ und „Ökostrom“ wird seit Inkrafttreten der Neufassung des deutschen Gesetzes für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz 2009)gefördert, um Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen weiterzuentwickeln. Das führte u.a. zu einer starken Zunahme der Biogasanlagen und damit verbunden der Mais-Monokulturen.
Die „Klima-Lüge“
„Bio“-Kraftstoff scheint zunächst klimafreundlich, da bei der Verbrennung der Energiepflanzen nicht mehr CO2 freigesetzt wird, als diese zuvor absorbiert haben. Bei näherer Betrachtung stellt sich diese einfache Darstellung jedoch als Trugschluss heraus: So müssen auch die indirekten Effekte der Produktion einberechnet werden, vor allem die erhöhten Treibhausgasemissionen als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft sowie Regenwaldrodungen enormen Ausmaßes. Sieht man über die Kohlenstoffdioxid-neutrale Verbrennung hinweg, schadet der „Bio“-Kraftstoff dem Klima letztlich mehr als fossile Brennstoffe, wenn man den Energieeinsatz über die gesamte Rohstoffkette hinweg berücksichtigt. Auch sogenanntes „Biogas“ ist nicht umweltfreundlicher, u.a. da bei dessen Erzeugung erhebliche Mengen Methan-und Lachgase als Nebenprodukte anfallen.
Intensivierung der Landwirtschaft schädigt die Umwelt
Betrachtet man den Effekt der „Bio“-Energie auf die Umwelt, ist es nicht nur die klimaschützende Wirkung, die verfehlt wurde. In Deutschland wird die Landschaft zusehends von Monokulturen aus Mais und Raps geprägt, die für den Agrarkraftstoff oder zur Produktion von „Biogas“ angebaut werden. Darunter leidet nicht nur das Landschaftsbild. Böden werden überdüngt und ausgelaugt, Düngemittel und Pestizide gelangen ins Grund- und Oberwasser und schädigen die empfindlichen Ökosysteme. Global betrachtet sind die Folgen durch die angesprochene Vernichtung des Regenwaldes, zum Beispiel in Indonesien und Malaysia, noch viel gravierender.
Bioenergie treibt die Nahrungsmittelpreise nach oben
Die durch „Bio“-Energie beanspruchte Fläche verknappt die Fläche für den Nahrungsmittelanbau. In den USA werden mittlerweile 40 Prozent der Maisernte für die Produktion von Ethanol aufgewendet. Durch die Verknappung des Angebots steigen die Preise der landwirtschaftlichen Flächen und damit der Nahrungsmittel. Darunter leiden vor allem die Menschen der Schwellen- und Entwicklungsländer, die oft mehr als 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben (In Deutschland sind es verglichen durchschnittlich nur elf Prozent ).