Test: Gefährliche Mineralöle in Alnatura-Haferflocken
Bio-Haferflocken von Alnatura sind einem Labortest zufolge mit krebsverdächtige Mineralölen belastet – besonders gefährdet sind dabei Kinder. foodwatch fordert Alnatura auf, das Produkt umgehend zurückzurufen. Mineralöl-belastete Lebensmittel haben in den Supermarkt-Regalen nichts zu suchen!
Die "Haferflocken zartschmelzend" des Herstellers Alnatura enthalten gesundheitsgefährdende Mineralöle. Das ergab ein Labortest von foodwatch. Demnach sind die Haferflocken mit aromatischen Mineralölen (kurz: MOAH) belastet. MOAH sind potenziell krebserregend und erbgutschädigend.
Gefährdet sind besonders Kinder, denn sie verzehren zartschmelzende Haferflocken häufig. Außerdem sind Kinder laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stärker mit Mineralölen belastet als Erwachsene. foodwatch fordert Alnatura auf, das Produkt im Interesse des Gesundheitsschutzes öffentlich zurückrufen.
Wie kommen Mineralöle in die Haferflocken?
foodwatch testete zwei Produkte von Alnatura auf mögliche Mineralöl-Belastungen. Während „Alnatura Haferflocken zartschmelzend“ MOAH enthalten, konnten im „Alnatura Weizengrieß“ geringe Werte von gesättigten Mineralölen (MOSH) nachgewiesen werden. MOSH kommen häufiger und in größeren Mengen in Lebensmitteln vor, reichern sich in den Körperorganen an und können diese schädigen.
Mineralöle können auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen. Eine häufige Quelle sind Verpackungen aus Altpapier, die Mineralöle aus Druckfarben enthalten. Doch auch aus den Pappkartons, die für Lagerung und Transport verwendet werden, können Mineralöle durch die Produktverpackung hindurch auf die Lebensmittel übergehen.
Die Testergebnisse deuten darauf hin, dass Alnatura bei den belasteten Haferflocken eine Verpackung aus Frischfasern statt Altpapier verwendet. Wie sich nun herausstellt, reicht das jedoch nicht aus, um das Problem zu lösen. Nur eine wirksame Barriereschicht kann laut foodwatch den Übergang von Mineralölen in Lebensmittel sicher verhindern. Bereits jetzt gebe es geeignete Materialien, etwa Innenbeutel oder Beschichtungen, die Altpapier und Produkt so voneinander trennen, dass sowohl Mineralöle als auch hunderte weitere, zum Teil gesundheitsgefährdende Chemikalien nicht auf die Lebensmittel übergehen können.
Alt bekanntes Problem
foodwatch fordert, dass funktionelle Barrieren für alle Lebensmittelverpackungen aus Papier vorgeschrieben werden. Außerdem müsse es spezifische Grenzwerte für Mineralöle in Lebensmitteln selber geben: MOAH sollten aufgrund ihrer möglichen erbgutverändernden und krebserregenden Wirkung gar nicht in Lebensmitteln nachweisbar sein, für MOSH sollten strikte Höchstwerte festgesetzt werden. Bis es zu einer europäischen Regelung kommt, sei die Bundesregierung in der Pflicht, ein nationales Gesetz zu beschließen.
Bereits im Oktober 2015 hatte foodwatch in 52 von 120 Produkten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden krebsverdächtige Mineralöle nachgewiesen. Kurz vor Ostern dieses Jahres fand foodwatch in 8 von 20 untersuchten Schokohasen aromatische Mineralöle. Da sich bei krebserregenden Substanzen keine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge definieren lässt, bewertet die EFSA die Aufnahme von MOAH durch die Nahrung generell als potenziell krebsauslösend und erbgutverändernd. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt schon seit 2012, dass kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden sollte.