Pressemitteilung 17.06.2024

Junkfood-Werbung: foodwatch-Statement zum offenen Brief an Bundeskanzler Scholz

35 Verbände, darunter die Bundesärztekammer, das Deutsche Kinderhilfswerk und foodwatch, haben im Streit um Beschränkungen der Junkfood-Werbung vor einem faulen Kompromiss gewarnt. In einem offenen Brief forderten die Organisationen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, ”das Kinderlebensmittelwerbegesetz ohne Abschwächungen” umzusetzen. Der Schutz der Kindergesundheit müsse Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Werbeindustrie und der Hersteller ungesunder Lebensmittel haben. Dazu erklärt Luise Molling von der Verbraucherorganisation foodwatch:

“Die Hängepartie um Werbeschranken für Junkfood dauert nun schon fast 16 Monate. Jetzt muss sich endlich zeigen, ob der Ampel-Regierung das gesunde Aufwachsen von Kindern wichtiger ist als die Profitinteressen von McDonalds, Ferrero & Co. Bundeskanzler Scholz muss verhindern, dass aus dem einst ambitionierten Entwurf nur noch ein windelweicher Minimalkonsens wird oder das Vorhaben gar gänzlich scheitert. Sollte sich die FDP durchsetzen, haben wir Junkfood-Werbeschranken, die ihren Namen nicht wert sind: Denn dann sind Kinder weiterhin auf allen Kanälen den schädlichen Einflüssen der Werbung ausgeliefert!“

Hintergrund

Das von Bundesernährungsminister Cem Özdemir geplante Gesetz sollte Regierungskreisen zufolge am kommenden Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden. Heute berichtete der Tagesspiegel, es sei von der Kabinettszeitplanung gestrichen worden. Den offenen Brief an Bundeskanzler Scholz unterzeichneten 35 Verbände. Zu den Organisationen gehören die Bundesärztekammer, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte sowie die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK), ein Bündnis aus medizinisch-wissenschaftlichen Organisationen.

Die wissenschaftliche Grundlage für die Notwendigkeit einer Regulierung ist unbestreitbar: Werbung wirkt, sie beeinflusst das Kauf- und Konsumverhalten und prägt die Ernährungspräferenzen von Kindern. Vorschläge für eine solche Regulierung liegen seit über einem Jahr auf dem Tisch. Nun liege es an den politischen Verantwortlichen, diese Vorschläge in ein wirksames und konsequentes Gesetz zu gießen, betont das Bündnis.

Laut einer Studie der Universität Hamburg sehen mediennutzende Kinder zwischen drei und 13 Jahren pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel. 92 Prozent der gesamten Werbung, die Kinder wahrnehmen, vermarktet ungesunde Lebensmittel wie Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten. Um Fehlernährung bei Kindern zu bekämpfen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Junkfood-Werbung gesetzlich einzuschränken. Der WHO zufolge müssen Werbeschranken verbindlich sein, Kinder aller Altersgruppen schützen und auf konkreten Grenzwerten für Zucker, Fett und Salz basieren.

Vertreter aus Medien-, Werbe- und Lebensmittelwirtschaft haben in den vergangenen Monaten immer wieder mit Schreckensszenarien vor dem geplanten Kinderschutzgesetz gewarnt, die foodwatch widerlegen konnte. Das Vorhaben hing wegen der Blockadehaltung der FDP in der Abstimmung zwischen den zuständigen Regierungsressorts monatelang fest.

Quellen und weiterführende Informationen