Nachricht 24.08.2016

Marktstudie: Jedes zweite Erfrischungsgetränk überzuckert

So genannte Erfrischungsgetränke sind in der Regel alles andere als erfrischend, sondern machen krank. Fast 60 Prozent von ihnen enthalten zu viel Zucker. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Marktstudie. foodwatch hat dafür fast 500 verschiedene Getränke analysiert.

Von den 463 untersuchten Produkten in der foodwatch-Marktstudie enthalten 274 (59 Prozent) mehr als fünf Prozent Zucker. In 171 Produkten (37 Prozent) stecken sogar mehr als acht Prozent Zucker, also sechseinhalb Stück Würfelzucker pro 250ml. Zuckergetränke mit einem Anteil von mehr als fünf Prozent gelten in Großbritannien als überzuckert. Für sie müssen Hersteller ab 2018 eine Abgabe zahlen. Als Anreiz für die Getränke-Industrie, den Zucker zu reduzieren, fordert foodwatch eine ähnliche Regelung auch für Deutschland. Der Bund könnte mit den Einnahmen einer Hersteller-Abgabe nach britischem Modell, die laut foodwatch-Berechnungen bei mehr als 1 Milliarden Euro liegen würden, außerdem wichtige Präventionsprojekte im Kampf gegen chronische Krankheiten sowie Kita-Essen finanzieren.

Zuckergetränke gefährden die Gesundheit

Deutschland ist eines der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken weltweit, mit mehr als 80 Litern pro Jahr. Durch den regelmäßigen Konsum stark zuckerhaltiger Getränke steigt das Risiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und andere Krankheiten. Aktuell sind etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt. Allein durch Adipositas entstehen in Deutschland jedes Jahr etwa 63 Milliarden Euro Folgekosten.

Den meisten Zucker enthalten Energy Drinks

Im Schnitt enthalten die zuckergesüßten Getränke mehr als sechs Stück Würfelzucker je 250ml. Der Hersteller PepsiCo schneidet unter den Branchengrößen am schlechtesten ab: Seine Zuckergetränke enthalten im Schnitt elf Prozent Zucker. Die süßesten Limonaden sind „tem’s Root Beer“ des Herstellers temetum mit 13,4 Prozent Zucker, gefolgt von „Christinen Lemon“ von Teutoburger Mineralbrunnen und „Mountain Dew“ von PepsiCo. Das zuckrigste Getränk des gesamten Tests ist der Energy Drink „Rockstar Punched Energy + Guava“ (PepsiCo) mit 16 Prozent Zucker – also 78 Gramm bzw. 26 Zuckerwürfeln je 500ml-Dose. Das ist drei Mal so viel, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt – und 50 Prozent mehr als in der gleichen Menge Coca-Cola classic.


Auch Saftschorlen enthalten viel Zucker

Mit jeweils mehr als sieben Prozent Zucker sind die „fritz – spritz Bio – Traubensaftschorle“ und die „Bio Shorly Rote Früchte“ von Capri Sonne unter den Saftschorlen die Spitzenreiter. Während die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, Fruchtsaft und Wasser im Verhältnis 1:3 zu mischen, beträgt das Mischverhältnis bei den meisten getesteten Schorlen 1:1 – was einen höheren Zuckergehalt zur Folge hat. Dass es auch anders geht, zeigt hingegen der Hersteller Bad Liebenwerda mit der „Leichten Schorle Apfel“, in der lediglich 3,3 Prozent Zucker stecken. Auch unter den vermeintlich gesunden Near-Water-Getränken, das sind Wassergetränke mit Geschmack, gibt es Licht und Schatten: Während „Apollinaris Lemon“ (Coca-Cola) und Bad Liebenwerda „Spritzig + Citro“ keinen Zucker und auch keine Süßstoffe enthalten, stecken in „Active O2 Lemon“ und „Active O2 Pfirsich Weißer Tee“ mehr als 50 Gramm Zucker in einer 750ml-Flasche.

Nur wenige Getränke sind ganz „ohne“

Lediglich 55 von 463 Getränken im Test sind zuckerfrei. Davon enthalten jedoch 89 Prozent Süßstoffe. Auch süßstoffgesüßte Getränke sind umstritten: Sie tragen zu einer Süßgewöhnung bei, die eine (zuckerreiche) Fehlernährung begünstigt und damit womöglich die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördert.