Polen verbietet Energydrinks für Minderjährige
foodwatch fordert auch in Deutschland eine Altersgrenze ab 18 Jahren für Red Bull, Monster und Co.
Nachdem in Polen koffeinhaltige Energydrinks seit Jahresbeginn nicht länger an Minderjährige verkauft werden dürfen, fordert die Verbraucherorganisation foodwatch auch in Deutschland eine Altersbeschränkung ab 18 Jahren für die aufputschenden Getränke. Mediziner:innen weltweit warnen seit Langem vor den Risiken der Koffein-Drinks, die vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt sind.
„Polen nimmt die eindringlichen Warnungen der Wissenschaft ernst und macht das einzig Richtige: Red Bull und Co. gibt’s erst ab 18. In Deutschland hingegen dürfen die gefährlichen Wachmacher weiter uneingeschränkt an Kinder und Jugendliche verkauft werden“, kritisierte Luise Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte Bundesernährungsminister Cem Özdemir auf, endlich auch in Deutschland einen Verkaufsstopp der Getränke an Minderjährige umzusetzen.
Energydrinks werden etwa mit Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Angstzuständen in Verbindung gebracht. Polen ist mit Lettland und Litauen der dritte EU-Mitgliedsstaat mit einer Altersgrenze von 18 Jahren für die umstrittenen Getränke. Neben foodwatch sprechen sich auch die Gesellschaft der Europäischen Kinderkardiologen sowie Expert:innen der Weltgesundheitsorganisation und der Verbraucherzentrale Bundesverband seit Jahren für eine Altersgrenze aus.
Gegenüber der Fachzeitschrift Lancet begrüßten Ärzt:innen in Polen das Gesetz, das im vergangenen Jahr vom damaligen Sportminister Kamil Bortniczuk auf den Weg gebracht wurde. Professor Artur Mazur, Leiter der Kinderheilkunde eines Krankenhauses in Rzeszow und Vizepräsident der Polnischen Gesellschaft für Pädiatrie, sagte: „In meine Abteilung kommen immer mehr Kinder mit Zuständen, die in Zusammenhang mit dem Konsum von Energydrinks stehen, wie Schlaflosigkeit, Dehydrierung und sogar Symptomen einer Depression.”
Durch den süßen Geschmack und das gezielte Marketing über Social-Media-Influencer:innen sind die Produkte gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge greifen 68 Prozent der Jugendlichen in der EU zu den Getränken. Laut EFSA verzehren Jugendliche nachweislich gefährlich große Mengen: Jeder vierte junge Konsument trinkt drei oder mehr Dosen auf einmal und überschreitet damit selbst die für Erwachsene maximal empfohlene Koffein-Dosis von 200 Milligramm.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt, dass zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu bestimmten Gelegenheiten hohe Mengen Energydrinks von einem Liter und mehr auf einmal zu sich nehmen. Dies gehe mit erhöhten gesundheitlichen Risiken für das Herz-Kreislauf-System einher.
Quellen und weiterführende Informationen:
- The Lancet (February 18, 2023): Poland bans energy drinks for under 18s
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2019): Kinder und Jugendliche - Übermäßiger Konsum von Energy Drinks erhöht Gesundheitsrisiko für Herz und Kreislauf
- Studie von WHO-Expert:innen zu Gesundheitsrisiken durch Energy Drinks (2014)
- Koffein-Risikobewertung der EFSA (2015)
- Konsumstatistiken der EFSA zu Energy Drinks (2013)