Danone führt Lebensmittel-Ampel ein – foodwatch begrüßt Vorstoß und fordert verbindliche Regel für alle Lebensmittelhersteller
Die Verbraucherorganisation foodwatch begrüßt den Vorstoß des Lebensmittelkonzerns Danone, auf seinen Produkten freiwillig eine Lebensmittel-Ampel einzuführen. Andere Hersteller müssten dem Beispiel jetzt folgen. Außerdem sei die Politik gefordert, endlich eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben vorzuschreiben, forderte foodwatch. Die Nährwertangaben aller Danone-Produkte sollen ab 2019 auf den Verpackungsvorderseiten zusätzlich mit einer Ampelkennzeichnung dargestellt werden. Zudem unterstütze man eine verbindliche Regelung. Das erklärte der französische Konzern am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Bundestag.
„Danone hat erkannt, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher die Nährwert-Ampel wünschen“, sagte Luise Molling von foodwatch. „Aber wenn Danone alleine vorprescht, ist die Kennzeichnung nutzlos. Die Idee der Lebensmittel-Ampel ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt verschiedene Produkte schnell miteinander vergleichen können – das geht nicht, wenn nur ein Hersteller die Ampel einführt. Wir brauchen eine einheitliche und verpflichtende Ampel, kein Kennzeichnungs-Wirrwarr. Der durch eine Ampelkennzeichnung entstehende Anreiz, Zucker, Fett und Salz zu reduzieren, muss zudem für alle Hersteller gelten.“
Auf dem französischen Markt druckt Danone bereits das gleiche Ampel-System auf seine Produkte: das sogenannte NutriScore-Modell. Das Modell wurde vergangenes Jahr von der französischen Regierung – auf freiwilliger Basis – eingeführt und bereits von zahlreichen Unternehmen übernommen. NutriScore wurde von Wissenschaftlern entwickelt und nimmt eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, indem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet werden. Schließlich wird das Ergebnis mit einer fünfstufigen Farbskala dargestellt, die zugleich mit den Buchstaben A-E hinterlegt ist. Ein Produkt mit einem günstigen, ausgewogenen Nährwertprofil erhält somit eine grüne Einordnung und den Buchstaben A, ein sehr unausgewogenes Produkt enthält eine rote Bewertung und den Buchstaben E.
Das NutriScore-Modell unterscheidet sich damit von dem Ampel-Modell, das die englische Lebensmittelbehörde FSA bereits 2007 entwickelt hatte. Diese „Original-Ampel“ zeigt nicht eine einzige Farbskala, sondern vier: jeweils für die Zutaten Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz. Beide Systeme haben in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen. foodwatch würde sowohl die Einführung des britischen Originals als auch des französischen Modells befürworten. Die Verbraucherorganisation kritisierte hingegen erneut von der Industrie selbst entwickelte Kennzeichnungsmodelle. So möchten die fünf großen Lebensmittelkonzerne Coca-Cola, Mondelez, Nestlé, PepsiCo und Unilever ein eigenes Ampel-System einführen, das auf Basis von Portionsgrößen berechnet wird. Selbst ein Produkt wie Nutella, das zu fast 90 Prozent aus Zucker und Fett besteht, würde mit dieser Industrie-Kennzeichnung jedoch keine einzige rote Ampel erhalten, kritisierte foodwatch. Mars war kürzlich aus dem Projekt ausgestiegen.
„Ob NutriScore aus Frankreich oder die Original-Ampel aus Großbritannien: Entscheidend ist, dass wir ein von unabhängigen Experten entwickeltes System haben, das die Nährwerte eines Produkts mit einer farblichen Kennzeichnung direkt auf der Produktvorderseite darstellt und die Vergleichbarkeit von Produkten gewährleistet“, sagte Luise Molling. „Die geplante Fake-Ampel von Nestlé, Cola & Co. ist nicht die Lösung. Da steht Ampel drauf, ist aber nur Verbrauchertäuschung drin.“
Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen fordern schon länger verbindliche Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht, etwa eine verständliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben oder auch eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung an Kinder sowie eine Steuer auf gesüßte Getränke – wogegen sich die Lebensmittelindustrie vehement wehrt. Der deutsche Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta hatte auch schon einmal eine Ampelkennzeichnung freiwillig eingeführt, diese dann aber nach einigen Jahren wieder eingestellt, weil kein anderer Lebensmittelhersteller mitgezogen war. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung zu erarbeiten, das „gegebenenfalls vereinfacht visualisiert wird“.
Seit Ende 2016 gilt zwar für alle verpackten Lebensmittel in der EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Außerdem muss über den Energiegehalt informiert werden. Die Angaben müssen sich jeweils auf 100 Gramm bzw. Milliliter beziehen. Diese Angabe darf allerdings im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen.