Presse-Statement: foodwatch zu Tierwohl/Label/Kennzeichnung/Fleisch
Berlin, 8. November 2016. Zu der geplanten Einführung eines staatlichen Tierwohl-Labels durch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärt Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch:
"Etwa jedes vierte Tier in deutschen Ställen leidet an meist vermeidbaren Krankheiten und Verhaltensstörungen. Statt die Gesundhaltung aller Tiere gesetzlich durchzusetzen, führt Landwirtschaftsminister Schmidt die Verbraucher mit seinem Tierschutz-Label auf's Wahl-Glatteis. Denn selbst wenn die Kriterien sachgerecht sein sollten, bedeutet das freiwillige Tierschutzlabel, dass zwischen Tierqual und Tiergerechtheit ausgewählt wird. Eine solche "Wahlfreiheit" ist zynisch und lässt sich weder ethisch noch politisch rechtfertigen. Herrn Schmidt fehlt offensichtlich der Mut, durch klare Vorgaben und Gesetze dafür zu sorgen, dass nur noch Lebensmittel aus nachweislich tiergerechter Produktion angeboten werden. Sein freiwilliges Siegel bedeutet für 80 bis 90 Prozent der Nutztiere: Der Wettbewerb wird den Nutztieren weiterhin millionenfache Schmerzen und Leiden aufbürden."
Hintergrund:
Das von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) geplante staatliche Tierwohl-Label soll mit Schweinefleisch und möglicherweise auch mit Geflügel starten. Folgen sollen Rindfleisch und Milch. Dem Minister schwebt dabei ein mehrstufiges Label vor. Private Kontrolleure sollen dazu Landwirtschaftsbetriebe zertifizieren. Das Label soll freiwillig sein. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will Herr Schmidt die Landwirte ermutigen, sich für eine bessere Tierhaltung einen positiven Stempel abzuholen. Um möglichst viele von ihnen zu erreichen, soll die Hürde niedrig sein. In einem Eckpunkte-Papier spricht Schmidt von "dynamisch angelegten Kriterien" - solche, die von den Bauern keine zu großen Investitionen in bessere Ställe verlangen. Zugleich soll das Tierwohl-Label "aber klare Zielsetzungen mit verbindlicher Perspektive" erfordern. Etwa, dass Landwirte zusagen, bald darauf zu verzichten, die Schwänze von Schweinen zu beschneiden.