foodwatch kritisiert „Bruderhahn-Eier“: Weder tierfreundlich noch nachhaltig
Die Verbraucherorganisation foodwatch hat die Vermarktung sogenannter „Bruderhahn-Eier“ kritisiert. Die Bruderhahnzucht sei unwirtschaftlich und zementiere die katastrophalen Zustände in der Hühnerhaltung. foodwatch forderte stattdessen den Umstieg auf sogenannte Zweinutzungshühner: Diese robusteren und weniger krankheitsanfälligen Rassen eigneten sich sowohl für die Eier- als auch zur Fleischproduktion.
„Die Aufzucht der Bruderhähne ist Augenwischerei – sie ändert nichts am Leid der hochgezüchteten Legehennen, sie ist weder tierfreundlich noch nachhaltig“, sagte Matthias Wolfschmidt, Veterinärmediziner und Strategiedirektor bei foodwatch. „Es ist höchste Zeit, dass die tierquälerische Hochleistungszucht gesetzlich verboten und durch die Zucht von robusteren und gesünderen Hühnerrassen ersetzt wird.“
Jedes Jahr werden Millionen männlicher Küken der Legehennenrassen direkt nach dem Schlüpfen getötet, weil ihre Aufzucht unwirtschaftlich wäre. „Bruderhahn-Eier“ stammen hingegen aus Betrieben, in denen die männlichen Küken zur Fleischerzeugung aufgezogen werden. Subventioniert wird das mit einem Aufpreis auf die Eier.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner rief die Verbraucherinnen und Verbraucher Anfang der Woche dazu auf, beim Ostereinkauf im Sinne des Tierwohls zu Eiern aus Haltung ohne Kükentöten zu greifen – also auch zu Bruderhahn-Eiern.
„Frau Klöckner tischt den Menschen ein Märchen auf. Die Wahrheit ist: Die Verbraucherinnen und Verbraucher können das tierquälerische System nicht mit dem Kauf vermeintlich ethisch korrekter Ostereier reparieren. Statt die Verantwortung abzuschieben sollte die Bundesregierung ihre Arbeit machen und das im Grundgesetz verankerte Staatsziel Tierschutz umsetzen“, sagte Matthias Wolfschmidt.
foodwatch kritisierte, dass das krankmachende System der Hochleistungszucht nicht tierfreundlicher werde, nur weil man auf das Kükentöten verzichte. Viele Millionen Legehennen litten – weil sie auf das Legen von maximal vielen Eiern gezüchtet würden – unter teils schwerwiegenden Krankheiten, wie Knochenbrüchen und Brustbeinschäden. Diese genetische Veranlagung führe dazu, dass auch die Männchen nur wenig Fleisch ansetzten, aber gleichzeitig sehr viel hochwertiges Futter benötigten. Ihre Mast gehe somit mit einem hohen Ressourcenverbrauch einher. Zudem entspreche das Fleisch von Bruderhähnen lediglich der Qualität eines Suppenhuhns, so foodwatch. In der landwirtschaftlichen Praxis ließen sich die Mehrkosten für die Bruderhahnmast mit einer bedarfsgerechten Fütterung kaum durch die Quersubventionen über die Eier decken. Die Fütterung mit ungeeignetem Futter könne zu ernährungsbedingten Störungen führen, etwa Federpicken, Kannibalismus und Fußballenentzündungen.
Zweinutzungshühner seien im Gegensatz zu den gewöhnlichen Legehennenrassen weniger krankheitsanfällig, erklärte foodwatch. Die Tiere erbrächten keine krankmachenden Höchstleistungen, könnten aber wirtschaftlich gehalten werden: Die Hennen legten etwa 230 bis 250 Eier im Jahr, durchschnittlich also etwa 50 bis 70 Eier weniger als eine Hochleistungshenne. Außerdem besäßen die Hähne ein gutes Wachstumsvermögen und eine deutlich bessere Fleischqualität als die eines Bruderhahns.