Pressestatement: foodwatch zum Ernährungsbericht der DGE und Übergewicht bei Kindern
Zum Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), den die DGE heute an Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner übergeben hat, und der Prävention von Übergewicht bei Kindern erklärt Kinderlebensmittel-Expertin Anne Markwardt:
„Frau Aigner feiert sich für den minimalen Rückgang von Übergewicht im Vorschulalter und verschweigt dabei, dass die Übergewichtsraten bei Kindern vor allem nach der Einschulung ansteigen. Das haben Untersuchungen in der Vergangenheit gezeigt. Aigners Maßnahmenpaket INFORM zur Prävention von Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten ist vor allem ein massives Zugeständnis an die Lebensmittelindustrie. Bisher hat die Verbraucherministerin keinerlei Anstalten gemacht, die Vermarktung ungesunder Lebensmittel an Kinder zu beschränken. Das ist jedoch dringend notwendig, damit Ernährungsbildung und Aufklärung überhaupt erfolgreich sein können. So lange die Lebensmittelindustrie Kinder mit millionenschweren Kampagnen für zuckrige Frühstücksflocken, Süßigkeiten und Fast Food ins Visier nehmen darf, kämpfen Eltern einen ungleichen Kampf. Statt die Eltern und Schulen allein zu lassen, muss Aigner endlich gesetzliche Vorgaben für Kinderlebensmittel und Kindermarketing erlassen: Unausgewogene Produkte dürfen generell nicht an Kinder vermarktet werden. Frühstücksflocken für Kinder beispielsweise dürfen nicht mehr als 10 Prozent Zucker enthalten. Werbung und PR von Lebensmittelunternehmen an Schulen und in Kindergärten muss untersagt werden.“
Hintergrund:
In einem ausführlichen Marktcheck hat foodwatch mehr als 1.500 Kinder-Lebensmittel unter die Lupe genommmen. Das Fazit: Bei fast drei Viertel der Kinderprodukte handelt es sich um süße und fettige Snacks, von denen Kinder täglich nicht mehr als eine Handvoll essen sollten. Die Ernährungsindustrie versucht gezielt, den Geschmack und die Ernährungsgewohnheiten von Kindern auf diese Produkte zu prägen, weil sie die höchsten Gewinnmargen versprechen.