Real stoppt Verkauf von „reis-fit Spitzenlangkornreis“
Die Handelskette Real hat auf einen foodwatch-Test reagiert und den Spitzen-Langkornreis der Marke „reis-fit“ ausgelistet. Sie werde „das Produkt erst wieder verkaufen, wenn uns von dem Lieferanten überzeugend nachgewiesen werden konnte, dass Maßnahmen eingeleitet wurden, um Mineralölgehalte auf ein Minimum zu reduzieren“, schrieben Qualitätsmanager des Unternehmens in einem Brief an die Verbraucherorganisation.
In einer Laboranalyse hatte foodwatch in einer Charge des reis-fit-Produkts Rückstände aromatischer Mineralöle nachgewiesen, die die EU-Lebensmittelbehörde EFSA als potenziell krebserregend und erbgutverändernd einstuft. Real ist nach dem Reisproduzenten Curti bereits das zweite Unternehmen, das nach dem foodwatch-Test einen Verkaufsstopp veranlasst.
Belastete Cornflakes: Metro fordert Erklärung von Kellogg's
Der Großhändler Metro ist zudem nach eigenen Angaben auf den Cerealienproduzenten Kellogg’s zugegangen und fordert von diesem eine Erklärung für die Rückstände in dessen Cornflakes. Dagegen hält das Handelsunternehmen Rewe bislang am Verkauf seiner ebenfalls belasteten Eigenmarke „Rewe Bio Weichweizengrieß“ fest – und erntete dafür erboste Reaktionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Internet. Auch das von Real aus dem Verkauf genommene reis-fit-Produkt wird bei Rewe weiterhin angeboten.
Verzehrwarnung
foodwatch warnte erneut vor dem Verzehr aller Produkte, bei denen in den getesteten Chargen aromatische Mineralöle nachgewiesen wurden, und forderte Hersteller und Handel auf, Rückrufe zu veranlassen. Dies gelte insbesondere auch für reis-fit-Hersteller Euryza, dessen belastete Reis-Marke bei anderen Händlern weiterhin im Regal steht. Betroffen sind acht Produkte:
- reis-fit Spitzen-Langkornreis
- Müller’s Mühle Minuten Spitzen Langkorn Reis
- Korn Mühle Weichweizen-Grieß
- Rewe Bio Weichweizengrieß
- Kellogg’s Cornflakes
- Jonas Rote Linsen
- Hahne Haferflocken
- Sweet Family Puder Zucker (Nordzucker
Testergebnisse liegen seit Ende Oktober vor
Ende Oktober bereits hatte foodwatch die Ergebnisse des umfangreichen Labortests mit 120 Produkten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden veröffentlicht. In Deutschland war demnach jedes fünfte getestete Lebensmittel (9 von 42 Produkten – Liste siehe unten) mit den besonders kritischen aromatischen Mineralölrückständen belastet. Die Rückstände gelangen aufgrund ungeeigneter Materialien für Verpackung oder Umverpackung oder aufgrund von unsauberen Produktionsprozessen in die Lebensmittel – daher gilt: Sind Rückstände in einer Charge nachgewiesen, ist die Belastung weiterer Chargen zumindest naheliegend. foodwatch schrieb daraufhin zunächst alle Hersteller, später auch die größten Handelsketten an und fragte nach Konsequenzen aus dem Testergebnis. Mit unterschiedlichen Reaktionen:
- Der Cerealienproduzent Hahne sagte zu, die Verpackung seiner Haferflocken zu überarbeiten, um Rückstände künftig zu vermeiden.
- Der italienische Hersteller Curti nahm den in Deutschland bei Kaufland vertriebenen „Curtiriso Natur Langkorn Parboiled Reis“ aus dem Verkauf. Kaufland lehnte zunächst auch auf Anraten des Lobbyverbandes BLL eine Information der Kundschaft ab – nachdem foodwatch jedoch selbst einen „Rückruf“ publiziert hatte, verbreiteten Curti, Kaufland und schließlich auch die Behörden eine offizielle, öffentliche Produktwarnung.
- Real stoppte den Verkauf des „reis-fit Spitzen-Langkorn“-Reis‘. In einem Brief an foodwatch erklärte die Handelskette, dass die von foodwatch getestete Charge zwar nicht an Real ausgeliefert worden sei, forderte zunächst aber weitere „Maßnahmen“ vom Hersteller.
- Metro gab ebenfalls in einem Brief an foodwatch an, von Kellogg’s „weitere Informationen“ einzufordern, bevor Metro „weitere Maßnahmen einleiten“ werde. Kellogg’s sei mit einer Untersuchung der Problematik befasst.
Lobbyverband verharmlost Gesundheitsrisiken
Andere Hersteller und Handelskonzerne ließen die foodwatch-Anfragen unbeantwortet oder verwiesen lediglich auf eine Stellungnahme des Lobbyverbandes BLL vom 2. Dezember. Dieser bestätigte darin in Übereinstimmung mit behördlichen Risikobewertungen, dass aromatische Mineralöle in Lebensmitteln „unerwünscht“ seien. Allerdings bezeichnete der BLL belastete Produkte aufgrund ihrer angeblich niedrigen Rückstandsgehalte als „unbedenklich“.
foodwatch kritisierte dies als grobe und unwissenschaftliche Verharmlosung. Zur Einordnung der Werte zog der BLL den veralteten Entwurf einer „Mineralölverordnung“ heran, der von der Bundesregierung niemals in Kraft gesetzt wurde. Die in diesem Entwurf aufgeführten Werte beziehen sich zudem gar nicht auf die Gesamtmenge der Mineralölrückstände im Produkt, sondern allein auf die aus den Verpackungen auf Lebensmittel übergegangenen Mineralöle – Rückstände aus anderen Quellen lassen sie außen vor. Ferner ignoriert der BLL die Tatsache, dass es für potenziell krebserregende und erbgutverändernde Substanzen überhaupt keinen unbedenklichen Schwellenwert gibt. Solche Substanzen sollten, wie etwa das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) feststellt, in Lebensmitteln überhaupt nicht nachweisbar sein. Bei allen genannten Produkten hat das von foodwatch beauftragte Labor die Rückstände zweifelsfrei nachgewiesen und bestimmt.
Rewe droht foodwatch mit juristischen Schritten
Auch Rewe hatte zunächst Anfragen unbeantwortet gelassen, schließlich dann seinen Bio-Weichweizengrieß unter Verweis auf die BLL-Stellungnahme als „unbedenklich“ eingestuft und foodwatch mit „rechtlichen Schritten“ gedroht, nachdem die Verbraucherorganisation einen eigenen „Produktrückruf“ für die Rewe-Marke veröffentlicht hatte. Die Reaktion quittierten hunderte Verbraucherinnen und Verbraucher mit Anfragen und verärgerten Kommentaren auf der Facebook-Seite von Rewe. Der Link auf den von foodwatch verbreiteten Rückruf wurde dort in kurzer Zeit so häufig gepostet, dass er offenbar aufgrund eines Facebook-Algorithmus‘ automatisch geblockt wurde.