Tegut-Chef will auch bei bio nur freiwillige Angaben zur Herkunft
Für Transparenz ist auch die Bio-Branche offensichtlich nur, wenn es um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitkonkurrenten geht – von verpflichtenden Herkunftsangaben beispielsweise hält Wolfgang Gutberlet, Vorstandsvorsitzender der Handelskette tegut, wenig. Das machte er im Interview mit foodwatch deutlich.
foodwatch: Gibt es Zusatzstoffe in Bio-Lebensmitteln, zum Beispiel das Konservierungs- und Farbmittel Nitrit oder das Dickungsmittel Carageen, die sie für problematisch halten?
Gutberlet: Das geltende Recht erlaubt nur Zusatzstoffe, die technisch unvermeidbar und unabdingbar notwendig sind. Deshalb ist "problematisch" der falsche Begriff.
foodwatch: Das heißt, alles ist in Ordnung?
Gutberlet: Unsere Strategie ist es, vorsorglich den Einsatz von Zusatzstoffen in Bio-Lebensmitteln zu minimieren. Von dem foodwatch Vorschlag, "vermeidbare" Zusatzstoffe extra zu kennzeichnen, halten wir wenig, denn wären diese Zusatzstoffe vermeidbar, dürften sie nicht eingesetzt werden!
foodwatch: Wie können Verbraucher verschiedene Qualitäten auch bei Bio-Lebensmitteln unterscheiden?
Gutberlet: Wir sind gegen staatlich definierte Qualitätskategorien, wie sie foodwatch vorschlägt. Die verschiedenen Anbauverbände bieten unterschiedliche Qualitäten an, die über das Bio-Siegel hinausgehen. Die Verbraucher können schon heute entscheiden, welche Qualität sie wollen. Unsere Aufgabe ist es, die Verbraucher urteilsfähig für die unterschiedlichen Qualitäten zu machen.
foodwatch: Besteht da nicht die Gefahr, dass es zu nicht nachprüfbaren Qualitätsversprechen kommt?
Gutberlet: Die Versprechen und Angebote müssen natürlich alle nachprüfbar sein. Wir bei tegut verfolgen diese Transparenz seit langem mit großem Erfolg. Das entspricht unserer Forderung nach der Übernahme von mehr Verantwortung und Eigenkontrolle der Hersteller und des Handels.
foodwatch: Könnte man die Kennzeichnung von Bio-Lebensmitteln verbessern - etwa hinsichtlich Herkunft, Kontrollen, Qualitätsunterschieden?
Gutberlet: Die Herkunft wäre ein solch zusätzliches Qualitätsmerkmal. Aber es sollte eben nicht vorgeschrieben werden, sondern die Hersteller sollten es fakultativ anbieten können. Das Kontrollsystem des Ökolandbaus ist ausreichend. Insbesondere die fachliche Einbindung der Kontrollstellen ist für ein funktionierendes Kontrollsystem unerlässlich. Dies muss auch bei einer Überarbeitung der EU-Bio-Verordnung erhalten bleiben!
foodwatch: In Dänemark und Großbritannien werden die Bürger offen über Lebensmittelsicherheit informiert. Ein Vorbild für uns?
Gutberlet: Ja, diese Informationsmöglichkeiten für Verbraucher sind vorbildlich. Wir halten es für notwendig, dass das geplante Verbraucherinformationsgesetz der Bundesregierung den deutschen Verbrauchern diese Informationen zubilligen wird. Eine derartige Transparenz wird die Qualität des Lebensmittelangebotes erhöhen, weil Verbraucher dann besser erkennen können, was sie für ihr Geld erhalten.