Hallo und sonnige Grüße! Langsam wird es sommerlich und ich habe richtig Lust, dir heute von der „Königin des Obstes“ zu erzählen. Letztes Monat stellte ich dir den „König des Gemüses“ – den Spargel – vor und da ist es natürlich passend, nun die Königin des Gartens ins Rampenlicht zu rücken. Erahnst du schon, von welcher Frucht ich spreche? Sie hat gerade Hochsaison und viele verbinden mit ihr den Geschmack des Sommers. Die Rede ist von der saftig-süßen Erdbeere.
Fast alle naschen sie gern frisch, Erwachsene lieben sie auch zu Sekt oder Champagner – dieses sinnlich-rote Obst schmeichelt Augen und Geschmacksknospen gleichermaßen.
Möchtest du mehr über sie erfahren? Sehr gerne!
1. Vom Wald in den Garten – oder doch nicht?
Kennst du die kleinfrüchtige, aber unfassbar aromatische Walderdbeere Fragaria vesca? Dieses märchenhafte Zwergerl kommt in Europa wild in lichten Wäldern und an Waldrändern vor. Die einheimische Walderdbeere ist aber, entgegen der Vermutung vieler, keine Wildform unserer heutigen Kulturerdbeere.
2. Die Eltern aus Amerika
Die beliebte großfrüchtige Gartenerdbeere (Fragaria x ananassa) – auch unter dem Namen Ananaserdbeere bekannt – ist eine Nutzpflanze, deren Eltern am amerikanischen Kontinent heimisch sind. Die Erdbeere nannte man früher vor allem in Ostösterreich häufig verkürzt „Ananas“. Manchmal hört man diesen Ausdruck noch heute, wenn auch nur mehr selten. Ich habe mich als Kind des Öfteren gewundert, weshalb mir eine Ananas angekündigt wurde und ich dann Erdbeeren bekam.
3. Die Erd-„beere“ bindet dir einen Bären auf!
Die Beere der Erde ist nämlich in Wahrheit keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht. Die Bildung von sogenannten Scheinfrüchten steht bei Rosengewächsen häufig am genetischen Programm und die Erdbeere gehört zu dieser Pflanzenfamilie. Die erwähnte Scheinfrucht ist das weiße „Fruchtfleisch“ der Erdbeere mit seiner äußeren roten Rinde. Tatsächlich ist dies aber ein stark vergrößerter Blütenboden und kein Fruchtfleisch. Die eigentlichen Früchte sind die unzähligen kleinen gelben Nüsschen, die auf der Scheinfrucht aufsitzen. Aber wie sagt man so schön: Hauptsache, es schmeckt!
4. Naschen und schlank bleiben – ganz ohne Tricks
Trotz ihrer Süße ist die Erdbeere dank ihres hohen Wassergehalts ein Obst mit überraschend wenig Kalorien. Gleichzeitig besitzt sie viele gute Inhaltsstoffe. Die Erdbeere geizt nicht mit Kalium, Vitamin C, Kalzium, Magnesium, Eisen und Folsäure. Die rote Farbe der Rinde verdankt sie den antioxidativen Anthocyanen. Wenn du meinen Beitrag über Spargel gelesen hast, kommen dir diese besonderen Inhaltsstoffe vielleicht schon bekannt vor. Das ist wirklich gesundes Naschen mit gutem Gewissen – ganz ohne Süßstoff!
5. Guter Geschmack hat immer länger Saison
Die heimische Erdbeerernte ist von Mai bis August möglich. Verschiedene früh-, mittel- und spätreifende Erdbeersorten bescheren Hobbygärtner*innen eine Ernte über den ganzen Sommer hinweg. Für den Garten werden viele alte Sorten mit klingenden Namen wie „Mieze Schindler“, „Königin Luisa“ oder „Schöne Meißnerin“ angeboten. Diese punkten vor allem durch ihren Geschmack, die Früchte bleiben meist eher klein bis mittelgroß.
Im Gegensatz dazu werden in der Lebensmittelproduktion laufend neue und noch effizientere Hochleistungssorten gezüchtet. Oft wird beklagt, dass die rasche Fruchtgrößenzunahme und Reifungsgeschwindigkeit auf Kosten des Aromas gehen. Die Entwicklung einer neuen Sorte benötigt durchschnittlich stolze zehn Jahre – von der experimentellen Kreuzung der Eltern bis zu ihrer Ankunft in den Gewächshäusern und Feldern der Erdbeerproduzent*innen.
6. Die Erdbeere deiner Träume
Es kann jedem passieren. Du hast eine Erdbeere gepflückt, die einfach die beste deines Lebens war. Du weißt nur nicht, welche der vielen Sorten diese spezielle denn nun war. Die gute Nachricht: Das ist völlig egal! Die Vermehrung der mehrjährigen krautigen Pflanze ist nämlich babyleicht. Erdbeeren bilden oberirdische Ausläufer, die von der Mutterpflanze wegwachsen und in einem gewissen Abstand eine Tochterpflanze – das Kindel – bilden. Mach dich auf die Suche nach einem solchen Seitentrieb und trenne die Tochterpflanze einfach ab. Kaum zu Hause in Erde gesteckt, gibt sie schon Gas. Zur Not auch im Blumentopf am Fensterbrett.
7. Absolute Frischware
Eine vollreife Erdbeere besitzt eine schön glänzende, intensiv rote Haut ohne weiße Stellen. Ist die Erdbeere einmal gepflückt, reift sie nicht mehr nach. Die Ernte muss daher im reifen Zustand erfolgen. Idealerweise ist die Erdbeere, entgegen ihrem Namen, erdfrei. Die Früchte sind sehr druckempfindlich und kriegen rasch matschige Druckstellen – ob beim Ernten oder beim Waschen. Man braucht zwar nicht den sprichwörtlichen Samthandschuh, jedoch sollte man sachte mit ihnen umgehen. Brause sie direkt vor dem Essen nur kurz ab. Legst du sie in Wasser, saugen sie dieses schnell auf und die Frucht schmeckt dann verwässert. Ich empfehle dir die Lagerung in niedrigen Behältern, damit die leckeren unteren Erdbeeren nicht von den darüberliegenden angequetscht werden. Zwei bis drei Tage im Kühlschrank bleiben sie so gut frisch, danach wird ihre Haut matt und die Früchte werden matschig, faul und schimmlig.
8. Die Prinzessin auf dem Stroh
Bis sie zur Königin der Beeren wird, ist die Erdbeere beim Heranwachsen eine wahre Prinzessin auf der Erbse. Die Frucht ist sehr anfällig für Grauschimmel und Pilzerkrankungen. Um sie beim Heranreifen zu schützen, wird klassisch mit Stroh gemulcht. Sobald die Blüten sichtbar sind, wird dabei um die Pflanze herum eine Schicht Stroh ausgelegt. Dieses Stroh dient als trockenes Erdbeer-Bett und gleichzeitig als Verdunstungssperre für den Boden. So bleibt die Feuchtigkeit in der Erde. Die Pflanze selbst mag es nämlich gut feucht. Das Stroh schützt weiters vor Verschmutzung und Tierfraß: Den lieben Schnecken schmecken Erdbeeren leider auch so gut wie uns. Das für sie sperrige Stroh bekriechen sie jedoch nur ungern.
9. Pflücken im Stehen?
Eine alternative Anpflanzungsmethode ist das Kultivieren im Hochbeet. Dabei wachsen die Pflanzen in schmalen, langen, frei hängenden Gefäßen und die Früchte baumeln links und rechts herab. Damit werden sie gut belüftet und bleiben trocken. Auch sind die bereits reifen Früchte gut zu sehen und äußerst bequem im Stehen zu ernten. Die Erde kann über Gießsysteme konstant und kontrolliert feucht gehalten werden. Solche Stellagen befinden sich meist in Reihen angeordnet in einem Folientunnel oder Glashaus. Hier ist die Temperatur höher als in der Umgebung und eine frühere Ernte möglich.
10. Am besten heimisch in der Hauptsaison
Die Produktion der allerersten, sehr frühen heimischen Erdbeeren ist bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit nicht mit der während der Hauptsaison vergleichbar. Die sehr frühe Ernte ist nur durch Glashäuser, Abdeckvliese und/oder dunkle Bodenabdeckfolien möglich, um die Pflanzen vor Kälte zu schützen und die Erde zu erwärmen. Abgesehen vom höheren Energieaufwand bleibt am Ende leider oft viel Plastikmüll übrig. Zerrissene Folienteile können dann auch mit dem Wind in der Umgebung vertragen werden. Natürlich ist es schwer, geduldig ein Extramonat auf die ersten leckeren Erdbeeren zu warten, aber die Umwelt dankt es dir! Und schließlich ist Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude!