Artikel 15.04.2022

Bärlauchzeit: 10 spannende Fakten über das saisonale Wildgemüse

foodwatch/Ronald Talasz

Hallo! Hier bin ich wieder und diesmal habe ich mir ein aktuelles Thema ausgesucht. Ein uriges Wildkräutchen, das den Frühling duftend einläutet. Vielleicht kennst du ihn als saisonales Wildgemüse vom Frischemarkt. Oder du bist ihm schon im Wald begegnet? Du hast es eventuell schon erraten … es geht um den wilden Cousin von Knoblauch und Zwiebel – den Bärlauch!

1. Bärig, bärig!

Der urige Geselle heißt mit lateinischem Namen Allium ursinum – wörtlich übersetzt „Bären-Knoblauch“. Sein Name verrät schon, dass er ein Mitglied der würzigen Gattung Lauch ist. Du kannst die gesamte Pflanze verspeisen – Zwiebel, Blatt und Blüten. Am Bärlauch ist nix giftig! Angeblich verputzen Bären dieses Pflänzchen „mit Butz und Stingl“ frisch aus dem Winterschlaf erwacht – daher der Legende nach sein Name.

2. Zum Heulen

Vielleicht fragst du dich, was den typischen Geruch und Geschmack ausmacht? Das Aroma kommt von einem Inhaltsstoff, der die Lauche allgemein auszeichnet, dem Alliin. Das wiederum zerfällt in andere Substanzen, die dir dann die Tränen in die Augen treiben. Dieser Effekt und der pikante Geschmack sind ein Trick der Lauche, sich fiese Mikroorganismen, Parasiten und Fressfeinde vom Leib zu halten.

3. Ein kleines Andenken

Wer kennt ihn nicht, den „Knoblauchhauch“, der gerüchteweise sogar Vampire fernhält? Kaugummi und Co. sind auf verlorenem Posten. Warum kann man den Duft nicht übertünchen? Eines der Abbauprodukte des vorhin erwähnten Alliins ist der Übeltäter. Es wird nämlich über die Lunge abgeatmet.

4. Kann der noch mehr?

Außer seinem deftigen Geschmack, Schutz vor Bakterien und vor Graf Dracula – hat Bärlauch sonst noch was zu bieten? In der Tat: Er möbelt deinen Mineralstoff- und Vitaminhaushalt so nebenbei mit Kalium, Vitamin C, Kalzium, Magnesium und Eisen auf.

5. Ein kurzes Vergnügen …

Das Aroma des Bärlauchs ist frisch am intensivsten. Du möchtest die Genusssaison verlängern? Dann behandle den Bärlauch so sanft wie möglich. Kochen und Hitze mögen seine g´schmackigen Inhaltsstoffe gar nicht. Mehr Aroma bleibt erhalten, wenn die Blätter eingefroren oder in Öl eingelegt werden. Du kannst sie zerkleinern und mit Wasser in Eiswürfelförmchen einlegen. Oder die geschnittenen Blätter mit Butter vermischen. In beiden Fällten kannst du kleine praktische Einzelportionen einfrieren.

6. Kaufen oder selbst sammeln?

Schon einmal überlegt, selbst auf Bärlauchjagd zu gehen? Das kannst du im März und April tun. Du findest ihn in schattig-feuchten Au- und Laubwäldern, bevor die Bäume voll beblättert sind. Er tritt dann oft in großen Beständen auf. Auch wenn die Zwiebelchen essbar sind und Bärlauch sehr ausbreitungsfreudig ist, solltest du die unterirdischen Teile schonen – du willst ja nächstes Frühjahr wieder an den Tatort zurückkehren und erneut ernten.

7. Moment – Eile mit Weile!

Bevor du nun eifrig losziehst und rupfzupf den Bärlauch erntest, bleib bitte noch kurz da und lass mich etwas von den giftigen Doppelgängern erzählen. Oft hört man den Rat, das Blatt zu zerreiben – riecht es nach Knoblauch, ist es Bärlauch. Aber glaub mir – nach dem ersten zerriebenen Bärlauch wird jedes weitere Blatt nach Knoblauch riechen. Daher bitte nicht allein darauf verlassen! Ich habe für dich eine praktische Aufstellung gemacht, in der du verschiedene Merkmale gegenübergestellt findest.

Pflanze

Standort

Blätter

Blüte

Bärlauch

Feuchte Auwälder und Laubwälder, entlang von Bächen

  • Oberseite glänzend

  • Unterseite matt

  • Jedes Blatt hat einen Stiel

  • Blattadern längs und parallel verlaufend, Mittelader an der Unterseite stark ausgeprägt

Ab April bis Juni weiße Sternchen halbkugelig angeordnet

Herbstzeitlose

(Colchicum autumnale)

Sehr giftig

Feuchte Wiesen

 

Vorsicht vor allem bei an Laubwälder angrenzenden Wiesen, wo Bärlauch zeitgleich wächst!

  • Ober- und Unterseite stark glänzend

  • Fleischig

  • Kein deutlicher Blattstiel, Blätter „wickeln“ sich umeinander –  wie bei Tulpen

  • Blattadern an der Unterseite gut erkennbar längs und parallel verlaufend

  • Trägt seine Frucht oft im Frühjahr im Zentrum seiner Blattrosette

Blüht krokusähnlich, violett-lila-rosa von September bis Oktober

 

Maiglöckchen

(Convallaria majalis)

Giftig

Im Wald mit Bärlauch regelmäßig gemeinsam, mag es nur trockener

  • Ober- und Unterseite glänzend

  • Zwei Blätter haben scheinbar einen gemeinsamen Blattstiel

  • An der Basis der Blätter über der Erde stets eine rötliche Hülle (die sog. Blattscheiden)

  • Blattadern längs und parallel verlaufend, an der Oberseite ausgeprägter erkennbar

  • Blattaustrieb startet erst nach dem Bärlauch!

Weiße, stark duftende, kleine Glöckchen in Trauben hängend von Ende April bis Mai

Weißwurz/Salomonssiegel (mehrere Polygonatum-Arten)

Giftig

Verwechslung seltener

Im Wald mit Bärlauch regelmäßig gemeinsam

  • Sehr charakteristischer „Stockwerksaufbau“: Ein Spross trägt in regelmäßigen Abständen Blätter

  • Blattadern längs und parallel verlaufend

Weiße, an den Spitzen grüne, längliche Glöckchen, ebenso wie die Blätter am selben Spross in regelmäßigen Abständen abgehend von Mai bis Juni

Gefleckter Aronstab (Arum maculatum)

Giftig

Verwechslung seltener

Im Wald mit Bärlauch gemeinsam

  • Blätter treiben in kleinen Tütchen aus – einmal ausgerollt völlig andere Blattform als Bärlauch

  • Blattadern netzartig

Ein dicker, rotbrauner Kolben von einem großen Blütenblatt umhüllt, von April bis Mai/Juni

8. Ruhig Blut!

Ist dir schon mal zu Ohren gekommen, dass man vom Bärlauch den fiesen Fuchsbandwurm kriegen kann? Keine Panik. Dazu muss der Fuchs (theoretisch auch der Hund) ja zuerst sein Geschäft auf dem Bärlauch verrichten. Unbeschmutzte Blätter sind also schon mal ein gutes Zeichen. Wenn du selber sammelst, ist es ratsam, die Blätter fernab der ausgetreten Pfade zu ernten – die Ausscheidungen dienen ja auch der Reviermarkierung. Je mehr „Gäste“, umso mehr Duftmarken. Zu Hause noch gut gewaschen, ist Bärlauch für den Genuss sicher. Also gönn ihn dir!

9. Sicher ist sicher

Die Verwechslungsgefahr mit giftigen Doppelgängern ist dir nicht geheuer? Hol dir Bärlauch einfach in deinen Garten. Er liebt feuchte, schattige Plätzchen, wächst gern unter Sträuchern. Humusreiche Erde einarbeiten und Bärlauch wird dir treu bleiben. Tatsächlich breitet er sich über seine Zwiebeln gern so rasch aus, dass du ihm eventuell eine Wurzelsperre verpassen möchtest. Bärlauch findet sich fast in ganz Europa. Nicht in allen Regionen ist er ursprünglich zu Hause. Vielmehr konnte er auch immer wieder mal aus künstlichen Auspflanzungen ausbüxen.

10. Alles hat ein Ende

Das Ende der Bärlauchsaison ist mit dem Gelbwerden und Welken der Blätter gekommen – dann hat die Pflanze ausreichend Reserven in der unterirdischen Zwiebel eingelagert und schlummert gemütlich bis zum nächsten Frühjahr. Beim Abschied riecht es noch ein letztes Mal besonders stark. Tschau baba, bis nächstes Jahr!