Hallo! Hier bin ich wieder und diesmal habe ich mir ein aktuelles Thema ausgesucht. Ein uriges Wildkräutchen, das den Frühling duftend einläutet. Vielleicht kennst du ihn als saisonales Wildgemüse vom Frischemarkt. Oder du bist ihm schon im Wald begegnet? Du hast es eventuell schon erraten … es geht um den wilden Cousin von Knoblauch und Zwiebel – den Bärlauch!
1. Bärig, bärig!
Der urige Geselle heißt mit lateinischem Namen Allium ursinum – wörtlich übersetzt „Bären-Knoblauch“. Sein Name verrät schon, dass er ein Mitglied der würzigen Gattung Lauch ist. Du kannst die gesamte Pflanze verspeisen – Zwiebel, Blatt und Blüten. Am Bärlauch ist nix giftig! Angeblich verputzen Bären dieses Pflänzchen „mit Butz und Stingl“ frisch aus dem Winterschlaf erwacht – daher der Legende nach sein Name.
2. Zum Heulen
Vielleicht fragst du dich, was den typischen Geruch und Geschmack ausmacht? Das Aroma kommt von einem Inhaltsstoff, der die Lauche allgemein auszeichnet, dem Alliin. Das wiederum zerfällt in andere Substanzen, die dir dann die Tränen in die Augen treiben. Dieser Effekt und der pikante Geschmack sind ein Trick der Lauche, sich fiese Mikroorganismen, Parasiten und Fressfeinde vom Leib zu halten.
3. Ein kleines Andenken
Wer kennt ihn nicht, den „Knoblauchhauch“, der gerüchteweise sogar Vampire fernhält? Kaugummi und Co. sind auf verlorenem Posten. Warum kann man den Duft nicht übertünchen? Eines der Abbauprodukte des vorhin erwähnten Alliins ist der Übeltäter. Es wird nämlich über die Lunge abgeatmet.
4. Kann der noch mehr?
Außer seinem deftigen Geschmack, Schutz vor Bakterien und vor Graf Dracula – hat Bärlauch sonst noch was zu bieten? In der Tat: Er möbelt deinen Mineralstoff- und Vitaminhaushalt so nebenbei mit Kalium, Vitamin C, Kalzium, Magnesium und Eisen auf.
5. Ein kurzes Vergnügen …
Das Aroma des Bärlauchs ist frisch am intensivsten. Du möchtest die Genusssaison verlängern? Dann behandle den Bärlauch so sanft wie möglich. Kochen und Hitze mögen seine g´schmackigen Inhaltsstoffe gar nicht. Mehr Aroma bleibt erhalten, wenn die Blätter eingefroren oder in Öl eingelegt werden. Du kannst sie zerkleinern und mit Wasser in Eiswürfelförmchen einlegen. Oder die geschnittenen Blätter mit Butter vermischen. In beiden Fällten kannst du kleine praktische Einzelportionen einfrieren.
6. Kaufen oder selbst sammeln?
Schon einmal überlegt, selbst auf Bärlauchjagd zu gehen? Das kannst du im März und April tun. Du findest ihn in schattig-feuchten Au- und Laubwäldern, bevor die Bäume voll beblättert sind. Er tritt dann oft in großen Beständen auf. Auch wenn die Zwiebelchen essbar sind und Bärlauch sehr ausbreitungsfreudig ist, solltest du die unterirdischen Teile schonen – du willst ja nächstes Frühjahr wieder an den Tatort zurückkehren und erneut ernten.
7. Moment – Eile mit Weile!
Bevor du nun eifrig losziehst und rupfzupf den Bärlauch erntest, bleib bitte noch kurz da und lass mich etwas von den giftigen Doppelgängern erzählen. Oft hört man den Rat, das Blatt zu zerreiben – riecht es nach Knoblauch, ist es Bärlauch. Aber glaub mir – nach dem ersten zerriebenen Bärlauch wird jedes weitere Blatt nach Knoblauch riechen. Daher bitte nicht allein darauf verlassen! Ich habe für dich eine praktische Aufstellung gemacht, in der du verschiedene Merkmale gegenübergestellt findest.
Pflanze | Standort | Blätter | Blüte |
Bärlauch | Feuchte Auwälder und Laubwälder, entlang von Bächen |
| Ab April bis Juni weiße Sternchen halbkugelig angeordnet |
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) Sehr giftig | Feuchte Wiesen
Vorsicht vor allem bei an Laubwälder angrenzenden Wiesen, wo Bärlauch zeitgleich wächst! |
| Blüht krokusähnlich, violett-lila-rosa von September bis Oktober
|
Maiglöckchen (Convallaria majalis) Giftig | Im Wald mit Bärlauch regelmäßig gemeinsam, mag es nur trockener |
| Weiße, stark duftende, kleine Glöckchen in Trauben hängend von Ende April bis Mai |
Weißwurz/Salomonssiegel (mehrere Polygonatum-Arten) Giftig Verwechslung seltener | Im Wald mit Bärlauch regelmäßig gemeinsam |
| Weiße, an den Spitzen grüne, längliche Glöckchen, ebenso wie die Blätter am selben Spross in regelmäßigen Abständen abgehend von Mai bis Juni |
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) Giftig Verwechslung seltener | Im Wald mit Bärlauch gemeinsam |
| Ein dicker, rotbrauner Kolben von einem großen Blütenblatt umhüllt, von April bis Mai/Juni |
8. Ruhig Blut!
Ist dir schon mal zu Ohren gekommen, dass man vom Bärlauch den fiesen Fuchsbandwurm kriegen kann? Keine Panik. Dazu muss der Fuchs (theoretisch auch der Hund) ja zuerst sein Geschäft auf dem Bärlauch verrichten. Unbeschmutzte Blätter sind also schon mal ein gutes Zeichen. Wenn du selber sammelst, ist es ratsam, die Blätter fernab der ausgetreten Pfade zu ernten – die Ausscheidungen dienen ja auch der Reviermarkierung. Je mehr „Gäste“, umso mehr Duftmarken. Zu Hause noch gut gewaschen, ist Bärlauch für den Genuss sicher. Also gönn ihn dir!
9. Sicher ist sicher
Die Verwechslungsgefahr mit giftigen Doppelgängern ist dir nicht geheuer? Hol dir Bärlauch einfach in deinen Garten. Er liebt feuchte, schattige Plätzchen, wächst gern unter Sträuchern. Humusreiche Erde einarbeiten und Bärlauch wird dir treu bleiben. Tatsächlich breitet er sich über seine Zwiebeln gern so rasch aus, dass du ihm eventuell eine Wurzelsperre verpassen möchtest. Bärlauch findet sich fast in ganz Europa. Nicht in allen Regionen ist er ursprünglich zu Hause. Vielmehr konnte er auch immer wieder mal aus künstlichen Auspflanzungen ausbüxen.
10. Alles hat ein Ende
Das Ende der Bärlauchsaison ist mit dem Gelbwerden und Welken der Blätter gekommen – dann hat die Pflanze ausreichend Reserven in der unterirdischen Zwiebel eingelagert und schlummert gemütlich bis zum nächsten Frühjahr. Beim Abschied riecht es noch ein letztes Mal besonders stark. Tschau baba, bis nächstes Jahr!