Newsletter 08.03.2018

+++ Betroffene gesucht! +++ Online-Händler im Test +++ unsere Forderungen an die GroKo

Titelbild Studie Online-Lebenmittelhändler

Hallo und guten Tag, 

den Wocheneinkauf ganz bequem online erledigen und sich die schweren Tüten bis an die Haustür liefern lassen – das hört sich verlockend an. Auch wenn die allermeisten Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland immer noch lieber selbst im Laden einkaufen, gilt der Onlinehandel mit Lebensmitteln als Zukunftstrend. Wir haben fünf große Anbieter genauer unter die Lupe genommen und Testkäufe bei Rewe, Amazon Fresh, Bringmeister, Mytime und Allyouneedfresh durchgeführt.

Das Resultat? Überwiegend zufrieden waren wir mit dem Zustand der gelieferten Lebensmittel oder der Pünktlichkeit der Zustellung. Nicht überzeugen konnte uns in Fällen jedoch die Kennzeichnung der Produkte: Bei vier der fünf Anbieter waren beispielsweise die Angaben zur Herkunft von Obst und Gemüse unzureichend oder fehlten ganz - das halten wir für rechtswidrig. Und: Für den Komfort des Onlinehandels zahlen die Kundinnen und Kunden mit ihren Daten. Alle Anbieter hatten Defizite beim Datenschutz. Nicht zuletzt hinterließen die Testkäufe bei einigen Anbietern enorm viel Verpackungsmüll.

Und: Im Onlinehandel besteht ein echtes Kontrolldefizit, weil die kommunal und offline organisierten Lebensmittelbehörden noch nicht im globalen Online-Zeitalter angekommen sind. Die zuständigen Lebensmittelkontrolleure schaffen es schlichtweg nicht, neben dem Bäcker vor Ort auch noch die großen Online-Supermärkte und die unzähligen Nischenanbieter im Internet zu kontrollieren, die zufällig ihren Sitz in diesem Ort haben. Hier ist die Politik gefordert, die Überwachung von Online-Lebensmittelhändlern auf Bundesebene neu zu organisieren.

Zu den Testergebnissen und der Fotostrecke

WEITERE THEMEN 

Betroffene gesucht!

Hähnchensnacks wurden wegen gefährlichen Bakterien zurückgerufen - doch weder der Hersteller noch die Behörden warnten klar und deutlich vor den Gesundheitsgefahren. So geschehen Ende Dezember 2017. Der Hersteller „Zur Mühlen“ hatte mehrere (deutschlandweit verkaufte) Hähnchenfleischprodukte aufgrund einer möglichen Belastung mit Listerien zurückgerufen. Listerien sind Bakterien, die insbesondere bei Schwangeren, Säuglingen sowie immungeschwächten Menschen eine seltene, oft schwer verlaufende Infektionskrankheit (Listeriose) auslösen können - in Einzelfällen sogar mit tödlichem Ausgang.

„Zur Mühlen“ informierte in seiner Pressemitteilung jedoch weder über mögliche Krankheitssymptome noch über die Gesundheitsrisiken, sondern bat die Menschen lediglich lapidar, die Produkte nicht zu verzehren. Und die zuständige Kontrollbehörde der Stadt Delmenhorst verzichtete darauf, eine angemessene Information der Verbraucherinnen und Verbraucher durch das Unternehmen anzuordnen. Folglich wurden auch in Medienberichten meist keine gesundheitlichen Risiken benannt.

Ein Rückruf aufgrund gefährlicher Keime, ohne dass die Menschen über die Gesundheitsrisiken aufgeklärt werden - aus unserer Sicht ist das verantwortungslos! Wenn eine Behörde eine so lückenhafte Information einfach durchwinkt, setzt sie die Gesundheit von Menschen auf’s Spiel. Wir haben deshalb Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt.

Und wir suchen dringend Betroffene: Falls Sie oder Bekannte von Ihnen die belasteten Hähnchenteile der Marken Güldenhof, Böklunder, Gutfried, Penny to go, Redlefsen und Snacktime verzehrt haben UND wenn Sie sich danach wegen einer Listeriose beim Arzt behandeln lassen mussten, melden Sie sich bitte bei uns! Am besten per E-Mail an info@foodwatch.de oder über unser Kontaktformular:

Melden Sie sich bei uns!

Unsere Forderungen an die GroKo

Was lange währt, wird endlich... gut? Nach dem Votum der SPD-Mitglieder ist der Weg nun frei für eine neue große Koalition und das vierte Kabinett Merkel. Ob die neue GroKo die Brache, die die alte GroKo im Bereich der Verbraucherpolitik hinterlassen hat, beackern wird? Wir lassen uns nicht entmutigen! foodwatch hat acht konkrete Forderungen aufgestellt - zum Beispiel zur Tierhaltung oder zu Lebensmittelkontrollen. Hier hat die neue Verbraucherministerin Julia Klöckner viel zu tun!

Unsere 8 Forderungen

Herzliche Grüße, 

Ihr foodwatch-Team

P.S.: Ob Versäumnisse bei der Warnung vor gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln oder Lücken bei der Kontrolle von Online-Händlern - die Probleme des Lebensmittelmarktes müssen vor allem politisch gelöst werden, nicht durch vermeintlich kluges Einkaufen des Einzelnen. foodwatch deckt Missstände auf und kämpft dafür, sie zu beseitigen. Unsere Arbeit ist nur möglich mit Ihrer Hilfe - bitte unterstützen Sie uns und werden Sie jetzt Fördermitglied:

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Weiterführende Informationen und Quellen:

Bringt's das? - foodwatch-Vergleichstest zum Online-Handel
Informationen über die mit Listerien belasteten Hähnchenteile