EU-Parlament stimmt für Herkunftskennzeichnung bei Milch und Fleisch
Die Europa-Parlamentarier wollen verpflichtende Herkunftsangaben bei Milch, Milchprodukten und Fleischprodukten. Das hat die heutige Abstimmung im Parlament ergeben. foodwatch fordert eine solche Kennzeichnung seit Jahren – allerdings nicht nur für Milch und Fleisch, sondern für die Hauptzutaten aller Produkte. Hier fordern die Parlamentarier die EU-Kommission aber nur auf, eine weitergehende Regelung zu prüfen.
Die Resolution des Europäischen Parlamentes ist zwar nicht rechtlich bindend, aber ein starkes Signal an die EU-Kommission. Diese ist nun gefordert, einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorzulegen. Der Wunsch der Bürger nach einer transparenten Herkunftskennzeichnung wird also hoffentlich zumindest in Teilbereichen bald erfüllt: Zuverlässige Angaben darüber, woher die Zutaten in ihren Lebensmitteln stammen, wünschen sich über 80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Herkunftsangaben bisher nur bei wenigen Produkten
Bisher muss in der Europäischen Union die Herkunft lediglich für das meiste frische Obst und Gemüse verpflichtend angegeben werden. Bei frischen Eiern haben Verbraucherinnen und Verbraucher die Möglichkeit, einen Code zu dechiffrieren, der Auskunft über den Legeort gibt. Und bei unverarbeitetem Rindfleisch wurde eine Kennzeichnungspflicht in Folge des BSE-Skandals eingeführt. Diese gilt seit dem vergangenen Jahr auch für unverarbeitetes Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch. Herkunftsangaben bei Milch, Milchprodukten und verarbeitetem Fleisch (also zum Beispiel Wurst und Schinken, aber auch Lasagne oder Gulasch) hatte die Lebensmittelindustrie dagegen bislang erfolgreich verhindert. Sie verwies dabei immer wieder auf die angeblich zu hohen Kosten.
Hohe Kosten durch Herkunftskennzeichnung?
Doch dass Herkunftsangaben die Produkte nicht viel teurer machen, beweist die Firma Frosta. Der Hamburger Tiefkühlhersteller nennt die Ursprungsorte auf der Verpackung – und veranschlagt dafür laut eigenen Angaben nur wenige Cent. Leider ist Frosta der einzige prominente Hersteller, der gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern so transparent ist. Die Lebensmittelwirtschaft kann oder will die Rückverfolgbarkeit der Zutaten bis heute nicht gewährleisten, und die EU will die Verhandlungen über Handelsabkommen wie TTIP nicht mit der Forderung nach konsequenter Herkunftstransparenz belasten, kritisiert foodwatch.
Zähes Ringen in der EU
In der Europäischen Union wird schon seit mehr als fünf Jahren über verpflichtende Herkunftsangaben bei Lebensmitteln gestritten. Weil sich das EU-Parlament nicht einigen konnte, wurde die EU-Kommission beauftragt, die Folgen für eine Kennzeichnung einzelner Lebensmittelgruppen abzuschätzen. Die Ergebnisse dieser Prüfaufträge liegen inzwischen vor. Sie prognostizieren Mehrkosten durch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung und sprechen sich deshalb bei Milch und Milchprodukten nur unter Vorbehalt für bzw. bei Fleisch als Zutat gegen entsprechende Maßnahmen aus. Der zuständige Fachausschuss des EU-Parlaments hatte demgegenüber im März bereits mehrheitlich für verpflichtende Herkunftsangaben bei Milch, Milchprodukten und Produkten mit Fleisch gestimmt.
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