EU-Parlament will irreführende Gesundheitswerbung weiter erlauben
Das Europäische Parlament schlägt sich auf die Seite der Lebensmittellobby: In einer Resolution fordern die EU-Abgeordneten, Vitaminwerbung auf Junkfood und Zuckerbomben weiterhin zu erlauben und Mindestanforderungen für "Health Claims" fristlos zu streichen.
Zuckrige Limo mit "wertvollen Vitaminen", Schokolade mit "Calcium" oder gefährliche Energydrinks mit "B-Vitaminen" – irreführende Gesundheitsbotschaften auf Junkfood und Zuckerbomben sind in der EU legal. Und daran soll sich nach dem Willen des EU-Parlaments auch nichts ändern. Die Europaabgeordneten verabschiedeten am Dienstag eine Resolution, wonach es Herstellern auch in Zukunft erlaubt ist, ungesunde Produkte als gesund zu bewerben.
Dabei hätte die EU bereits 2009 sogenannte Nährwertprofile mit Mindestanforderungen festgelegen müssen – so steht es in der Health Claims-Verordnung. Danach sollten Produkte, die zu viel Fett, Salz oder Zucker enthalten, nicht mit gesundheits- oder nährwertbezogenen Angaben werben dürfen. Das EU-Parlament hat sich nun dafür ausgesprochen, dass solche Mindestanforderungen für die Nährwertzusammensetzung aus der Verordnung gestrichen werden. Die Folge wäre: Auch weiterhin dürfen unausgewogene Produkte wie Süßigkeiten oder Limonade ganz legal mit Gesundheitsslogans beworben werden. Die Resolution des Parlaments ist nicht bindend, sondern ein Appell an die zuständige EU-Kommission.
EU-Kommission ist am Zug
foodwatch fordert EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis auf, der absurden Einschätzung des EU-Parlaments nicht zu folgen. Stattdessen solle der Kommissar sich für die Einführung des Nährwertmodells der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stark machen. Nur noch Produkte, die den WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel entsprechen, sollten mit Gesundheitsbotschaften werben dürfen. Denn nur so könne die alltägliche Verbrauchertäuschung mit irreführender Gesundheitswerbung sowie das einträgliche Geschäft mit billigen Vitaminzusätzen in profitablem Junkfood aufhören.
Eine foodwatch-Studie hatte vergangene Woche belegt, wie weit verbreitet die systematische Verbrauchertäuschung mit Gesundheitsversprechen ist: 90 Prozent der Lebensmittel, die auf der Verpackung mit Vitaminen werben, sind in Wahrheit zu süß, zu fettig oder zu salzig und entsprechen nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Lebensmittel. foodwatch fordert eine gesetzliche Regelung, so dass nur noch solche Produkte mit Gesundheitsbotschaften beworben werden dürfen, die den WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel genügen. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle.