Erfolg für foodwatch! Nach einer Abmahnung vermarktet der größte deutsche Geflügelzüchter PHW (Wiesenhof, Bruzzler) Fleisch-Produkte nicht länger als „klimaneutral“.
Der größte deutsche Geflügelproduzent, die PHW-Gruppe, stoppt irreführende Klima-Werbung auf ihren Produkten. foodwatch hatte den Konzern zuvor für die Bewerbung von Hähnchenfleisch als „klimaneutral“ abgemahnt. Aus Verbrauchersicht ist dieser Begriff irreführend, insbesondere wenn damit Produkte mit hohen Treibhausgas-Emissionen wie Fleisch vermarktet werden. Denn es wird der Eindruck vermittelt, dass sich die Produktion des Hähnchenfilets nicht schädlich auf das Klima auswirkt. Doch natürlich entstehen bei der Produktion eines Hähnchenbrustfilets Treibhausgas-Emissionen. Diese sollen zwar mit zugekauften Klima-Zertifikaten ausgeglichen werden. Doch viele Kompensationsprojekte halten nicht, was sie versprechen.
Wenn ausgerechnet Fleisch als besonders klimafreundlich beworben wird, zeigt das deutlich, wie irreführend Klimalabels sind.foodwatch
Dreiviertel aller Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft entfallen auf die Tierhaltung. Aus foodwatch-Sicht ist es deshalb grundsätzlich irreführend, Fleisch als „klimaneutral“ zu bewerben. Für die Verbraucher:innen ist bei Klimawerbung in der Regel nicht ersichtlich, ob die Hersteller den eigenen Treibhausgas-Ausstoß ernsthaft reduziert haben. Viele Unternehmen rechnen ihre Produkte mit Hilfe von Kompensationsprojekten im globalen Süden klimafreundlich. Dieser „Ablasshandel“ ist kritisch zu sehen, da die bei der Produktion entstehenden Emissionen dadurch nicht rückgängig gemacht werden. Außerdem ist fraglich, wie langfristig die Projekte CO2 binden können: Laut einer Studie des Öko-Instituts können nur zwei Prozent der Projekte ihre versprochene Klimaschutzwirkung „sehr wahrscheinlich“ einhalten.
Die PHW-Gruppe stellt das Hähnchenfleisch unter anderem im Auftrag von Rewe für die Eigenmarke Wilhelm Brandenburg her. foodwatch hatte sowohl Rewe als auch PHW abgemahnt.
Gesetze gegen irreführende Klima-Versprechen nötig
Die Europäische Kommission hat im März einen Entwurf für die Regulierung von Umweltwerbung vorgelegt. Wenn die Richtlinie vom EU-Ministerrat und vom Europaparlament angenommen wird, müssten Unternehmen Vorgaben erfüllen für Klima-Werbung. foodwatch begrüßt die Initiative zum Schutz der Verbraucher:innen vor irreführender Werbung. Allerdings weist der Gesetzesentwurf große Schlupflöcher auf. Es ist weiterhin möglich, klimaintensive Produkte wie Fleisch, Heizöl und Einweg-Plastik als „klimapositiv“ zu bezeichnen.