Laut Hersteller Famous Brands GmbH ist der „Pretty Little Meal Bar“ ein „Hauptmahlzeitenersatz“, der „zum Abnehmen konzipiert“ sei. Tatsächlich enthält der Riegel fast fünf Zuckerwürfel und bekommt ein tiefrotes E im Nutriscore – das schlechteste Ergebnis.
Auf Social Media kursieren die unterschiedlichsten Tipps zum Abnehmen: Keto Diäten, Stoffwechsel anregen oder eben auch Produkte wie der Offset Meal Bar. Der Riegel soll Konsument:innen laut Werbung „mit allen wichtigen Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen“ versorgen. Auf Instagram und TikTok erweckt der Hersteller den Eindruck, der Riegel sei gesund und Teil eines „Healthy Lifestyle“.
Zucker, Fett & Kalorien
Dabei besteht der Meal Bar zu einem Viertel aus Zucker, hat einen relativ hohen Anteil gesättigter Fette und eine hohe Kaloriendichte – ein klassisches hochverarbeitetes Lebensmittel. Das ist keinesfalls gesunde Ernährung, wie auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bestätigt: Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods UPF) konsumieren, haben wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Abnehmen mit Offset?
Hilft der Eiweiß-Riegel denn wenigstens beim Abnehmen? Laut Offset soll der Riegel Teil einer “ausgleichenden Ernährungsweise” sein: Wenn man mal nicht auf die Ernährung geachtet hat, ersetzt man die nächste Mahlzeit einfach durch einen Offset (engl. “ausgleichen”) Riegel. Kann das funktionieren?
Dr. Diana Rubin, Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin und Diabetologie des Vivantes Humboldt Klinikums bezweifelt das:
„Ein Riegel, der ungesunde Ernährungsweisen aufgrund von Zucker, Fett, künstlichen Aromen und hoher Energiedichte fördert, ist nicht zum Abnehmen geeignet. Vor allem nicht für ein gesundes Abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt. Mit Mahlzeitenersatzprodukten lässt sich zwar prinzipiell ein Gewichtsverlust erzielen, dieser ist jedoch selten nachhaltig“
Die Marke Offset wurde von Verbraucherin Mareike über das foodwatch-Portal www.schummelmelder.de für den Goldenen Windbeutel vorgeschlagen.
So reagiert die Famous Brands GmbH:
Bei Spiegel Online und auf Linkedin hat das Unternehmen Famous Brands GmbH zur Nominierung für den Goldenen Windbeutel 2024 Stellung bezogen. Der Hersteller versucht dabei, sich hinter der vermeintlichen Komplexität von EU-Gesetzen und Diätprodukten zu verstecken – und erweckt den Eindruck, der Riegel müsse leider genau so sein wie er ist, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Das ist nicht korrekt.
Zuckergehalt vorgeschrieben?
Famous Brands Geschäftsführerin Çağla Mothes behauptet bei Spiegel Online: „Der Zuckergehalt unseres Riegels ist bewusst so gesetzt, um die Anforderungen der Health Claims Verordnung (HCVO) und der deutschen Diätverordnung zu erfüllen.“
Fakt ist: Der Zuckergehalt des Offset Nutrition Riegels kann sich nicht an diesen Verordnungen orientieren. Weder die HCVO noch die EU-Verordnung Nr. 609/2013, welche die deutsche Diätverordnung abgelöst hat, schreiben vor, dass ein Produkt zu über einem Viertel aus Zucker bestehen sollte wie der Offset Nutrition Riegel (26,5 %). Fünf Zuckerwürfel braucht kein Diätprodukt - erst recht keins, das verspricht, man könne mit ihm “vom Zucker wegkommen.” Dies wäre ja auch absurd: Zucker zusetzen, damit ein Produkt eine Diät unterstützen kann – das widerspricht allen Erkenntnissen der Ernährungsmedizin. Dazu kommt: Ein Produkt, das so viel Zucker enthält, damit zu bewerben, dass es “ohne Süßungsmittel” auskommt, ist zwar rechtlich zulässig, aber dennoch Verbrauchertäuschung.
Legale Verbrauchertäuschung
Famous Brands betont, dass sie sich mit ihren Produkten an Recht und Gesetz halten.
Fakt ist: foodwatch hat nie behauptet, dass die Offset-Produkte rechtlich zu beanstanden sind. Kritikwürdig ist vielmehr, wie Famous Brands die Produkte vermaktet. Denn der gesundheitliche Nutzen ist zweifelhaft. Offset Nutrition behauptet, es handele sich um eine „neue Art der ausgleichenden Ernährungsweise, die langfristig und vor allem alltagstauglich ist.” Prof. Dr. Diana Rubin, Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin und Diabetologie des Vivantes Humboldt-Klinikums, bewertet das als fraglich: „Der Riegel ist sicher keine neue Art der ausgleichenden Ernährungsweise, sondern ein hochverarbeitetes Lebensmittel mit überwiegend ungünstigen Inhaltsstoffen und dem Zusatz von künstlichen Vitaminen und Mineralstoffen, um das Nahrungsmittel werbetechnisch bestmöglich vermarkten zu können (…)”
Kein ausgewogener Mahlzeitenersatz
Zudem sagt Famous Brands: „Ein Nutri-Score, der für Snacks und einfache Lebensmittel konzipiert ist, kann die Komplexität und den Nährwert eines solchen Produkts nicht adäquat widerspiegeln“ und „Wir fügen Vitamine und Mineralstoffe hinzu, um sicherzustellen, dass unsere Produkte alle erforderlichen Nährstoffe liefern – dies ist keine Marketingstrategie, sondern eine Notwendigkeit, um den gesetzlichen Anforderungen der EU zu entsprechen.”
foodwatch findet: Wenn ein Produkt eine Mahlzeit ersetzen soll, dann muss es sich auch die Frage gefallen lassen, wie wertig diese Mahlzeit ist. Diese Antwort gibt der Nutri-Score – und der fällt in diesem Fall sehr schlecht aus. Durch den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen ändert sich nichts an der ungünstigen Nährwertzusammensetzung. Die Ernährungswissenschaftlerin und zertifizierte Ernährungsberaterin Alice Luttropp, die auch für foodwatch tätig ist, sagt dazu: „Für den Körper ist es immer besser, Vitamine aus natürlichen Lebensmitteln aufzunehmen. Dort sind sie zusammen mit sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und Pflanzenfasern enthalten.“
Fazit: Der Riegel ist und bleibt ein unausgewogenes, hochverarbeitetes Produkt. Mit gesunder Ernährung hat das wenig zu tun.