Nach foodwatch-Kritik: Amazon ändert Spendenprogramm „Smile“
Der Onlinehändler Amazon hat auf Kritik von foodwatch reagiert und sein zweifelhaftes Spendenprogramm „Smile“ überarbeitet. Das Unternehmen hatte foodwatch ungefragt auf seiner Plattform gelistet. Der Kritik hatten sich andere Organisationen und Verbände angeschlossen.
Einkaufen und Gutes tun – so einfach klingt das Versprechen auf der Amazon-Spendenplattform „Smile“. Wer über diese Internetseite statt über die reguläre Amazon-Internetseite Einkäufe tätigt, wählt dort eine gemeinnützige Organisation aus, woraufhin nach der Bestellung Amazon dann 0,5 Prozent des Einkaufswertes an diese Einrichtung abführen will. Damit eine Organisation 50 Euro von dem Konzern erhält, muss Amazon also 10.000 Euro Umsatz machen. Mindestens – denn der Internethändler versteht seine Zuwendungen nicht als Spende, sondern gemäß der Teilnahmevereinbarung als grundsätzlich steuerpflichtige „Gegenleistung für Marketing-Dienstleistungen“ der Organisationen. Dass die bedachten Organisationen für Amazon die Werbetrommel rühren, ist Teil des Konzepts.
Organisationen ungefragt gelistet
Schon an dieser Konzeption hatte es Kritik gegeben. Doch damit nicht genug: Amazon listete gemeinnützige Organisationen einfach ungefragt – auch solche, die aufgrund ihrer Spendenpolitik von Unternehmen im Allgemeinen oder Amazon im Speziellen gar kein Geld annehmen möchten. So wählten Kundinnen und Kunden auch foodwatch aus – und erhielten beim Einkaufen von Amazon prominent den Hinweis angezeigt: „Unterstützt wird foodwatch e.V.“.
Das war so dreist wie falsch. Denn weder hatte Amazon im Vorfeld abgeklärt, ob sich foodwatch an dem Programm überhaupt beteiligen möchte – noch kam auch nur ein Cent bei uns an. Erst, als bereits einige Menschen Einkäufe im Gegenwert von mehr als 16.000 Euro bei AmazonSmile getätigt hatten – offenbar stets verbunden mit dem Hinweis „Unterstützt wird foodwatch“ –, erst dann meldete sich das Unternehmen bei foodwatch und warb dafür, sich für „Smile“ zu registrieren. Das lehnte foodwatch ab und setzte vielmehr durch, dass Amazon uns von seiner Liste nahm. Schließlich gewinnt der Logistiker zunehmend an Bedeutung als Lebensmittelhändler. Geld von Amazon annehmen, das stünde in klarem Widerspruch zu unserer Spendenpolitik.
Amazon reagiert auf Offenen Brief
Unsere Kritik am Vorgehen Amazons veröffentlichten wir in einem Offenen Brief an Amazon Deutschland sowie in einer Presseerklärung. Amazon hatte uns ungefragt in seiner Spendenplattform gelistet, seine Kundinnen und Kunden mit dem falschen Hinweis auf eine angebliche foodwatch-Unterstützung in die Irre geführt – und nicht zuletzt einen Schaden für unsere Glaubwürdigkeit in Kauf genommen. Denn auf der Smile-Seite sah es plötzlich doch so aus, als nähmen wir Geld von einem großen Lebensmittelhändler an.
Mit unserer Kritik blieben wir nicht allein. Zahlreiche, ebenfalls ungefragt gelistete Organisationen verlangten von dem Unternehmen, von der Plattform entfernt zu werden. Einige kritisierten das Unternehmen öffentlich, darunter auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen, der Deutsche Fundraisingverband und Verbraucherzentralen. Und Amazon reagierte: Das Unternehmen schrieb alle Kundinnen und Kunden an, die foodwatch unterstützen wollten – und informierte sie darüber, dass wir uns an der Amazon-Plattform nicht beteiligen. Zudem überarbeitete das Unternehmen seine Internetseite, stellt jetzt transparent dar, dass sich Organisationen aus freien Stücken gegen eine Teilnahme entschieden haben. Zudem sollen Organisationen nun auch vor einer Listung kontaktiert werden.
Bedauern? Transparenz? Fehlanzeige!
Ein ernsthaftes Verständnis für die Kritik brachte Amazon in seinen Antworten auf die foodwatch-Kritik nach unserem Eindruck allerdings nicht auf. Ein Wort des Bedauerns für den Umgang mit Kundinnen und Kunden oder mit den Organisationen gab es nicht. Auch lehnte es Amazon auf mehrfache Nachfrage hin ab, transparent zu machen, wie viele Kundinnen und Kunden durch einen falschen Hinweis wie „Unterstützt wird foodwatch e.V.“ in die Irre geführt wurden und unter diesen Umständen ihre Einkäufe über AmazonSmile getätigt haben – oder wie hoch der Umsatz für das Unternehmen war, den es unter dem falschen Hinweis auf eine angebliche Unterstützung von Organisationen gemacht hat, die gar kein Teil des Programms sein wollen.