Sangerhausen: 26.000 Unterschriften übergeben
foodwatch hat dem neuen Bürgermeister von Sangerhausen, Sven Strauß, 26.000 Unterschriften für sicheres Trinkwasser übergeben. Der SPD-Politiker möchte sich gegen die Uranbelastung des Wassers in seiner Stadt stark machen.
Sven Strauß will seinen Einfluss im Wasserverband Südharz geltend machen, damit eine benötigte Anschlussleitung bald gebaut wird. Das Trinkwasser in Sangerhausen ist mit Uran sowie mit Nitrat und Sulfat belastet. Dies birgt für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere gesundheitliche Gefahren.
foodwatch fordert verbindlichen Zeitplan für Leitungsbau
foodwatch forderte den neuen Oberbürgermeister auf, darauf zu beharren, dass der Wasserverband Südharz einen verbindlichen Zeitplan für den Bau der Leitung festlegt und diesen auch finanziell absichert. Bisher hat der Wasserverband die Bauarbeiten immer und immer wieder verschleppt und damit Kleinkinder und Schwangere einem vermeidbaren Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
Seit Jahren kämpfen die Bürgerinnen und Bürger Sangerhausens für sicheres Trinkwasser in ihrer Stadt. Die Lösung liegt nur einen Katzensprung entfernt: Knapp acht Kilometer Leitung müssten gebaut werden, um Sangerhausen an die Fernwasserleitung anzuschließen und die Menschen mit gesundem Wasser aus der Rappbode-Talsperre zu versorgen. 2013 hat sich der Stadtrat für den Anschluss ausgesprochen, seit 2014 hat die Landesregierung mehr als drei Millionen Euro bereitgestellt. Doch gebaut wird immer noch nicht. Ende des vergangenen Jahres startete foodwatch eine Online-Protestaktion, an der sich mehr als 26.000 Menschen aus ganz Deutschland beteiligten.
Verantwortliche verweisen auf "komplexes Vorhaben"
Zwar sei ihm das Thema wichtig, sagte Herr Strauß im Rahmen eines Treffens mit foodwatch und der Bürgeraktion für uranfreies Trinkwasser im Vorfeld der 53. Verbandsversammlung des Wasserverbandes Südharz. Es sei derzeit jedoch nicht möglich, einen realistischen Zeitplan zu nennen, so der neue Oberbürgermeister.
Die Geschäftsführerin des Wasserverbandes Südharz, Jutta Parnieske-Pasterkamp, verwies bereits Anfang des Jahres darauf, dass der Bau der Fernwasserleitung ein komplexes Vorhaben sei und ein vorheriges Planverfahren erfordere. Bevor ein verbindlicher Zeitplan vorgelegt werden könne, seien noch mehrere andere Schritte nötig. Man arbeite aber „mit Hochdruck“, erklärte Frau Parnieske-Pasterkamp gegenüber foodwatch.
Regelmäßig werden in Sangerhausen erhöhte Uranwerte im Trinkwasser festgestellt. Diese liegen aktuell zwar unter dem gesetzlichen Höchstwert von zehn Mikrogramm je Liter, jedoch ist dieser Wert nur für Erwachsene unbedenklich, wie sich aus einer Wissenschaftlichen Stellungnahme der EU-Gesundheitsbehörde EFSA ableiten lässt.
„Seit Jahren unternimmt der Wasserverband Südharz nicht genug, um die Schwächsten der Gesellschaft – nämlich Kinder und Schwangere – ausreichend zu schützen. Das widerspricht dem vorsorgenden Gesundheitsschutz, einem Grundprinzip der EU-Verfassung."
Uran ist ein toxisches Schwermetall. In höherer Dosis über einen längeren Zeitraum aufgenommen, kann es dauerhaft Blut, Knochen und Nieren schädigen. Auch Nitrat und Sulfat gelten als problematisch, die Wechselwirkungen der drei Substanzen verstärken die gesundheitlichen Risiken zudem. Problematisch ist dabei nicht die Radioaktivität von Uran, sondern die chemische Giftigkeit des Schwermetalls.
Für Trinkwasser gilt seit dem 1. November 2011 ein Grenzwert von zehn Mikrogramm Uran pro Liter. Dieser ist jedoch so hoch angesetzt, dass zwar Erwachsene, nicht aber Säuglinge und Kleinkinder ausreichend geschützt werden. foodwatch fordert einen Grenzwert von maximal zwei Mikrogramm Uran pro Liter. Nur so kann dem Gesundheitsschutz umfassend Rechnung getragen werden.